Kaum durch Versicherungen gedeckt
Der verheerende Taifun „Haiyan“ hat auf den Philippinen Experten zufolge Schäden von bis zu 14,5 Milliarden Dollar (elf Mrd. Euro) verursacht, nur ein Bruchteil davon wird aber von Versicherungen getragen.
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Die volkswirtschaftlichen Schäden lägen demnach bei 6,5 bis 14,5 Milliarden Dollar, teilte der US-Risikomodellkonzern AIR am Sonntag mit. Das Unternehmen ist auf solche Schätzungen spezialisiert. Weil kaum Häuser, Autos oder Boote in dem armen Land versichert sind, dürften die Versicherer nur für 300 bis 700 Millionen Dollar geradestehen, so AIR weiter. Bei Stürmen in Europa und den USA sind sie stets viel stärker betroffen. Schätzungen vom Sonntag zufolge verloren rund vier Millionen Menschen ihr Heim. Am Tag zuvor noch hatten die Behörden die Zahl bereits auf zwei Millionen Obdachlose verdoppelt.

Reuters/Damir Sagolj
Millionen Menschen haben ihre gesamte Existenzgrundlage verloren
Anfangs 10.000 Tote befürchtet
Die Zahl der Taifuntoten gaben die Behörden mit mindestens 3.700 an. 1.200 Menschen würden noch vermisst. Kurz nach dem Wirbelsturm waren über 10.000 Tote befürchtet worden. Nach UNO-Angaben wurden fast eine halbe Million Häuser durch den Taifun „Haiyan“ beschädigt. Die Hälfte davon seien zerstört. Die Regierung beziffert die Schäden für Infrastruktur und Landwirtschaft auf umgerechnet 170 Mio. Euro.
Hilfe kommt bei Menschen an
Die internationalen Hilfsaktionen kommen derweil auf Touren. Lieferungen mit Wasser, Nahrungsmitteln und Medikamenten erreichten am Wochenende auch entlegene Gebiete. Am Sonntag beteten viele Überlebende in dem zutiefst katholischen Land für eine bessere Zukunft.
In einigen Gebirgsregionen hungerten der UNO zufolge weiterhin Menschen. Dennoch erreichen die Hubschrauber des US-Flugzeugträgers „USS George Washington“ zunehmend auch abgelegenere Gebiete wie das Dorf Cabungaan im Tanauan-Distrikt, in dem bis zu 1.200 Menschen den Tod fanden. Angeführt von Kindern rannten die Dorfbewohner zum Landeplatz des „Seahawk“-Hubschraubers, um die erste Hilfe nach der Katastrophe in Empfang zu nehmen.
„Danke, danke“
„Danke, danke“, riefen die Menschen, als zwei Besatzungsmitglieder die Güter mit der Aufschrift „from the American people“ entluden. In der vergangenen Woche hätten die Dorfbewohner von getrocknetem Fisch, ein paar Kokosnüssen und geringen Reisvorräten gelebt, sagte der 19-jährige Richel Maballo. Es sei eine vergleichsweise ruhige Landeoperation gewesen, gab ein Crewmitglied an. Andernorts seien die Hubschrauber regelrecht gestürmt worden.

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Ein Mann trägt Kanister mit Trinkwasser durch das Chaos
Sorgen bereitet der UNO die sanitäre Lage. Erkrankungen der Atemwege und Durchfall seien weitverbreitet, sagte UNO-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos. Verschärft werde die Situation dadurch, dass viele Krankenhäuser durch die Naturkatastrophe schwer in Mitleidenschaft gezogen worden seien.
Die UNO warnte vor einer weiteren Verschärfung der Lage, sollten die Reisbauern nicht rechtzeitig vor der nächsten Saatperiode im Dezember und Jänner Unterstützung erhalten. Große Probleme gebe es auch im Fischfang, da der Sturm Fischteiche sowie Boote und andere Ausrüstung zerstört habe.
Scharfe Kritik an Aquino
Präsident Benigno Aquino, der am Sonntag Katastrophengebiete besuchte, sieht sich harter Kritik an dem als zu langsam empfundenen Anlauf der Hilfsaktionen ausgesetzt. Er macht jedoch die örtlichen Behörden verantwortlich. In der schwer getroffenen Küstenstadt Guiuan lobte er die rasche Evakuierung der Ortschaft, durch die zahlreiche Menschenleben gerettet worden seien. In anderen Städten sei die Reaktion dagegen nicht so weitsichtig gewesen. Er wolle so lange in der Region bleiben, bis ihn die Hilfsmaßnahmen überzeugten.
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