Behörden aus 50 Ländern beteiligt
Ein international tätiger Kinderpornoring, der nach Angaben der kanadischen Polizei nach jahrelangen Ermittlungen nun gesprengt worden ist, zieht auch Kreise nach Österreich. Laut Bundeskriminalamt (BK) wurden 63 Beschuldigte ausgeforscht - die Männer im Alter von 22 bis 67 Jahren wurden auf freiem Fuß angezeigt.
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Wie BK-Pressesprecher Mario Hejl weiter bekanntgab, wurden allein in Österreich 2.300 Datenträger, Festplatten und DVDs mit kinderpornografischem Material bei den Beschuldigten sichergestellt. Den Angaben zufolge handelt es sich um rund 300.000 Dateien, die gegen Geld aus dem Netz geladen wurden.

Toronto Police Service
Behörden von über 50 Ländern waren an der „Operation Spade“ beteiligt
„Operation Spade“
Den Ermittlern in Österreich wurden von den kanadischen Behörden im Zuge der „Operation Spade“ (Spaten) die IP-Adressen jener Computer, die kinderpornografisches Material heruntergeladen hatten, zugespielt. Weltweit fanden am Donnerstag gleichzeitig Hausdurchsuchungen statt - in Kanada um 9.30 Uhr (Ortszeit), in Österreich um 15.30 Uhr.
In Österreich übernahmen neben BK-Beamten auch die Landeskriminalämter die Hausdurchsuchungen. Laut Hejl seien die Erhebungen noch im Gange - unter anderem muss das sichergestellte kinderpornografische Material nun ausgewertet werden. Von den Beschuldigten in Österreich sollen mehrere Männer den Behörden bereits einschlägig bekannt sein. 24 Verdächtige stammen aus Wien, 13 aus Oberösterreich, jeweils sechs aus Niederösterreich und Tirol, je vier aus Salzburg und Kärnten sowie je zwei aus dem Burgenland, der Steiermark und Vorarlberg.
Über 300 Kinder
Nach Angaben der kanadischen Polizei wurde seit 2010 gegen den Kinderpornoring ermittelt. Fahndern in mehr als 50 Ländern wurden die Ermittlungsergebnisse der „Operation Spade“ zur Verfügung gestellt. Wie die Polizei in Toronto weiter mitteilte, wurden die Fotos und Filme vor allem in Rumänien und der Ukraine angefertigt. Unter den Opfern seien auch deutsche Kinder. Kopf der Organisation war den Ermittlungen zufolge ein 42 Jahre alter Mann aus Toronto, der schon im Mai 2011 festgenommen worden war.
Über 100 Festnahmen gab es seitdem in Kanada, 76 in den USA und 164 in anderen Ländern, darunter Schweden, Spanien, Irland, Griechenland, Brasilien, Argentinien, Japan, Australien, Südafrika und Hongkong. Dazu kommen 65 Festnahmen, die von den australischen Behörden gemeldet wurden. Unter den mutmaßlichen Tätern finden sich Dutzende Lehrer, Ärzte und Krankenhauspersonal, Pflegeeltern sowie Mitarbeiter von Behörden und Kirchen. In Australien sollen sich neben zwei Lehrern auch zwei katholische Geistliche unter den Verdächtigen befinden.

APA/EPA/Toronto Police Service
Laut der Polizei von Toronto wurde seit 2010 ermittelt
„Schreckliche“ Missbrauchsszenen
Wie die Leiterin der Abteilung für Sexualdelikte bei der Polizei im kanadische Toronto, Joanna Beaven-Desjardins, bei einer Pressekonferenz mitteilte, sollen verdeckte Ermittler im Oktober 2010 Kontakt zum 42-jährigen Hauptverdächtigen aufgenommen haben. Der Beschuldigte soll über eine Firma in Ontario kinderpornografische Fotos und Filme verkauft haben.
Die Ermittler stellten auf Rechnern der Firma schließlich Datenmaterial im Umfang 45 Terabytes sicher, darunter laut Beaven-Desjardins Tausende Fotos und Videos mit „schrecklichen“ Missbrauchsszenen, deren Opfer mitunter nicht älter als fünf Jahre gewesen seien. Die Firma, deren Website Kunden in aller Welt bediente, soll mehr als vier Millionen Dollar (knapp drei Mio. Euro) Umsatz gemacht haben.
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