Österreich kauft anders ein
Das Einkaufsverhalten der österreichischen Konsumenten ist in vielerlei Hinsicht anders als das ihrer deutschen Nachbarn. Obwohl die Auswahl der Diskontsupermärkte in Deutschland viel größer ist, sind die Österreicher die größeren Schnäppchenjäger. Im österreichischen Handel werden fast 30 Prozent der Produkte zu Aktionspreisen verkauft, in Deutschland sind es 19 Prozent.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Anders als in Deutschland sei die Bereitschaft der heimischen Verbraucher, die Einkaufsstätte zu wechseln, nicht besonders groß. „Das liegt vor allem an der Faulheit“, sagte der Handelsexperte und REWE-Berater Rudolf Maurer heuer bei einem Pressegespräch im Frühjahr. Es gebe nur einige Produkte, deretwegen Kunden in ein anderes als ihr gewohntes Geschäft gehen. Dazu zählen etwa Windeln, Schnaps und eine Kiste Bier - Produkte, welche die Zehn-Euro-Marke überschreiten.
Einkaufen macht immer weniger Spaß
Maurer, der viele Jahre beim Marktforscher ACNielsen tätig war, beruft sich auf Studien, wonach die Einkaufslust der Österreicher abnimmt und zitiert: „30 Prozent finden es lästig. Einkaufen bedeutet für sie Arbeit.“ Haben die Österreicher 2006 im Schnitt noch 190 Einkäufe im Jahr getätigt, sind es jetzt nur noch 170, so Maurer. Durchschnittlich gebe ein Kunde pro Einkauf elf Euro aus. Über 70 Prozent der Kaufakte würden nach wie vor von Frauen getätigt.
Handel und Industrie sehen sich mit der Situation konfrontiert, in einem mengenmäßig rückläufigen Markt Wertwachstum generieren zu müssen. „Das erreichen sie über Innovationen oder Preiserhöhungen“, sagte Maurer. Klassische Supermärkte setzen daher immer mehr auf Eigenmarken, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Genau diese Entwicklung hat Hofer zugesetzt. Nach Jahren des Wachstums tritt der Diskonter nun auf der Stelle. Lidl hingegen hat zuletzt stark expandiert und damit die Umsatzgrenze von einer Mrd. Euro erstmals überschritten.
Bio hier schick, in Deutschland verschroben
Punkto Eigenmarken haben die Deutschen die Nase vorn, wenngleich der Anteil hierzulande ständig steigt. Österreichs Supermärkte machen etwa 20 Prozent des Umsatzes mit Eigenmarken, der Mengenanteil liegt bei 28 Prozent. Vor allem in den Bereichen Food und Frische setzen Händler auf Eigenmarken. Im Wasch-, Putz- und Reinigungssegment sind Handelsmarken rückläufig, auch bei Kosmetik sind Markenartikel gefragter als Handelsmarken.
Handelsexperte Maurer sieht insbesondere Premiumeigenmarken im Steigen begriffen. Einen anhaltenden Aufschwung bescheinigt er auch Bioprodukten, die hierzulande im Gegensatz zu Deutschland ein gutes Image hätten. In Deutschland schwinge beim Thema Bio noch der Waldschrat mit.
Der österreichische Handel ist fest in deutscher Hand. Marktführer REWE mit seinen Schienen Billa, Bipa, Merkur, Penny und ADEG gehört zur deutschen REWE Group, auch Hofer und Lidl haben deutsche Konzernmütter. Zielpunkt gehört nach wechselnden deutschen Eigentümern seit kurzem zur österreichischen Handelsgruppe Pfeiffer. Spar ist rein österreichisch. Jedes fünfte Geschäft in Österreich ist ein Diskonter - Maurer zählt Zielpunkt als Soft-Diskonter. Greißler werden immer weniger, pro Jahr verschwinden 200 bis 250 vom Markt.
Links: