Themenüberblick

Kurs Küberls soll fortgesetzt werden

Der Wiener Caritas-Direktor Michael Landau hat am Mittwoch offen gelassen, wen er für die Nachfolge des scheidenden Caritas-Präsidenten Franz Küberl für geeignet hielte. „Es sind mehrere dabei, die das gut könnten“, sagte er im Ö1-Mittagsjournal über die Caritas-Direktoren der Diözesen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Zur Frage, ob er selbst den Posten gerne übernähme, meinte Landau lediglich, „dass das ein Feld ist, das zu den spannendsten Aufgaben innerhalb der katholischen Kirche gehört“. Insidern zufolge gilt Landau als Favorit für Küberls Nachfolge. Fest steht unterdessen, dass es sich beim Nachfolger Küberls um jemanden aus der Runde der Caritas-Direktoren und des Caritas-Bischofs Manfred Scheuer handeln wird - mehr dazu in religion.ORF.at.

Caritas-Direktor Michael Landau und Caritas-Präsident Franz Kueberl

APA/Helmut Fohringer

Caritas-Direktor Michael Landau und Caritas-Präsident Franz Küberl

Es gibt neun amtierende Caritas-Direktoren - unter ihnen eine Frau: Edith Pinter, Caritas-Direktorin im Burgenland. In jedem Fall soll der nächste Caritas-Präsident den Kurs Küberls fortsetzen - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Lob von Bischöfen und den Grünen

Lob für das 18-jährige Wirken Küberls kam indes von den heimischen Bischöfen. „Ohne Caritas wäre die Kirche nicht Kirche. Nächstenliebe und Gottesliebe gehören untrennbar zusammen, und das hat Franz Küberl in den 18 Jahren seines Wirkens als Caritas-Präsident immer wieder überzeugend vermittelt“, sagte der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn der Kathpress.

Für den Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer - er ist in der Bischofskonferenz für die Caritas zuständig - hat Küberl der Caritas und Kirche in Österreich ein „markantes menschliches Gesicht“ gegeben. Er habe den Finger auf so manche Wunde gelegt und auf Probleme verwiesen, die man nur allzu gerne ausblenden wolle.

Lob für den scheidenden Präsidenten kam auch von den Grünen. Küberl habe sich immer mit vollem Einsatz für die Schwächsten in der Gesellschaft starkgemacht, betonte Bundessprecherin Eva Glawischnig in einer Aussendung. Auch der Arbeiter-Samariter-Bund würdigte das große Engagement des Präsidenten.

Küberl bleibt Landesdirektor

Küberl hatte am Mittwoch in einem Interview mit dem Ö1-Morgenjournal erklärt, dass er von seiner Funktion als Präsident der Caritas zurücktrete. Er bleibe allerdings steirischer Landesdirektor der Caritas und ORF-Stiftungsrat. „Ich gebe Teile nach 18 Jahren ab, neue Ämter, neue Personen“, sagte Küberl.

Küberl wird bei der Wahl am 13. November nicht mehr kandidieren. Dann werden die neun diözesanen Caritas-Direktoren einen neuen Präsidenten wählen. Küberl ist 18 Jahre lang als erster Nichtgeistlicher an der Spitze der größten Hilfsorganisation Österreichs gestanden - mehr dazu in oe1.ORF.at.

12.500 Mitarbeiter, 35.000 Freiwillige

Unter Küberl wurde die Caritas zu einem riesigen Sozialunternehmen. Rund 12.500 angestellte Mitarbeiter und 35.000 Freiwillige arbeiten in den zahlreichen Caritas-Einrichtungen. Mehr als 630 Millionen Euro sind allein im vergangenen Jahr in die Arbeit der Caritas geflossen. Küberl wurde nie müde, soziale Missstände beim Namen zu nennen und die Politik in die Pflicht zu nehmen. So auch die nächste Bundesregierung: „Armut ist eine Schande in einem so wohlhabenden Land wie Österreich. Bitte liebe Verhandelnde, macht nicht nur ein Bankenrettungsprogramm, macht auch ein Armutsabbauprogramm.“

Zu seinen größten Erfolgen zählt Küberl die Einführung der bedarfsorientierten Mindestsicherung und der Grundversorgung für Asylwerber. Legendär war Küberls öffentliche Auseinandersetzung mit dem damaligen Innenminister Ernst Strasser vor zehn Jahren. Küberl warf Strasser damals Rechtsbruch bei der Unterbringung von Asylwerbern vor.

„Gefallen werden wir erst im Himmel“

Dass es in seiner Tätigkeit auch zu Kritik an der Caritas gekommen sei, stellte Küberl gegenüber Ö1 nicht in Abrede: „Als Caritas kann man nicht darauf achten, ob jemand etwas gefällt. Wenn jemand in einer misslichen Situation ist, muss man ihn unterstützen. Gefallen werden wir erst im Himmel“, so Küberl in Anspielung etwa auf die Unterstützung für die Flüchtlinge, die die Wiener Votivkirche besetzt hatten.

Tatsächlich gehörten Anfeindungen über fast zwei Jahrzehnte zu Küberls Job. 1999 fuhr die „Kronen Zeitung“ ein Kampagne gegen Küberl, der seit 1998 auch im Kuratorium bzw. Stiftungsrat des ORF vertreten war. Küberl habe die Kirche „beleidigt“ und solle aus der Caritas „verschwinden“, schrieb Kolumnist „Aurelius“ damals. Die Angriffe hingen wohl mit dem engen Verhältnis des inzwischen verstorbenen Herausgebers Hans Dichand mit dem erzkonservativen damaligen St. Pöltner Bischof Kurt Krenn zusammen, über den sich Küberl kritisch geäußert hatte.

Auch die FPÖ schoss sich gerne auf Küberl ein, etwa 2003, als im Grazer Wahlkampf Flüchtlingsheime als „Brutstätten des Drogenhandels“ bezeichnet wurden, wo Dealer mit „Rückendeckung des Caritas-Präsidenten“ Unterschlupf fänden. Dass das zeitgleich mit Küberls schwerem Unfall geschah - er hatte nach einem Sturz eine Gehirnblutung und eine Schädelfraktur erlitten -, sorgte für Empörung.

Seit 1995 an Caritas-Spitze

Küberl wurde 1953 in Graz geboren. Nach dem Pflichtschulabschluss besuchte er die Handelsschule. Seine berufliche Laufbahn begann er als Diözesansekretär der Katholischen Arbeiterjugend der Steiermark - mehr dazu in oesterreich.ORF.at. 1976 wurde Küberl Bundessekretär der Katholischen Jugend Österreichs. In dieser Funktion war er von 1978 bis 1982 Obmann des Österreichischen Bundesjugendrings.

1982 kam Franz Küberl als Referent im Katholischen Bildungswerk zurück nach Graz. Von 1986 bis 1993 bekleidete er die Funktion des Generalsekretärs der Katholischen Aktion Steiermark. 1994 wurde Franz Küberl von Bischof Johann Weber zum Direktor der Caritas der Diözese Graz-Seckau bestellt. Seit 1995 ist er gleichzeitig Präsident der Caritas Österreich. Küberl lebt in Graz, ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Link: