Lampedusa als Tor nach Europa
Die kleine italienische Mittelmeer-Insel Lampedusa südlich von Sizilien ist wegen ihrer Nähe zu Afrika seit Jahren für Bootsflüchtlinge das Tor nach Europa. Die Küste Tunesiens ist nur 130 Kilometer entfernt.
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Die 5.000 Einwohner zählende Insel, die von Fischfang und Tourismus lebt, bietet den Ankömmlingen keinerlei Perspektive. Für die Flüchtlinge zählt allein, dass sie in Lampedusa europäischen Boden betreten. Was sie antreibt, ist die Hoffnung, ein Asylgesuch stellen zu können, irgendwie durch die Maschen des Netzes zu schlüpfen, schwarz zu arbeiten oder aber in eine anderes europäisches Land zu gelangen.
Offenes Durchgangslager
In der Vergangenheit verfügte Lampedusa über ein Lager, wo die Flüchtlinge identifiziert und abgeschoben wurden, wenn sie den Asylkriterien nicht entsprachen. Mittlerweile wurde daraus ein Aufnahmezentrum mit lediglich 400 Betten. Die Migranten werden mit Fähren zu Auffanglagern auf dem italienischen Festland gebracht, bevor sie ausgewiesen werden, andere landen in Zentren für Asylbewerber.
Zwischen Juli 2008 und Juli 2009 erreichten mehr als 20.000 Einwanderer aus Nordafrika Lampedusa. Dann ließ die rigide Abschiebepolitik der damaligen Regierung von Silvio Berlusconi die Zahlen stark zurückgehen. Nach dem Beginn der Umwälzungen in den arabischen Ländern schwoll der Flüchtlingsstrom 2011 erneut drastisch an. Zehntausende landeten auf Lampedusa. Die Lage eskalierte, als zeitweise bis zu 6.000 Immigranten auf der Insel festsaßen.
Abkommen mit Libyen und Tunesien
Rom schloss seitdem mit den neuen Regierungen in Libyen und Tunesien Abkommen zum wirksameren Kampf gegen Einwanderer ohne gültige Papiere. Italien stellte der Küstenwache beider Länder Schnellboote und Ausbilder zur Verfügung. Die Folge war ein Rückgang der Flüchtlingszahlen 2012: In diesem Jahr kamen laut einem Bericht des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) 13.200 Flüchtlinge an den italienischen Küsten an.
In diesem Jahr dürfte die Zahl wieder drastisch ansteigen: Allein auf Lampedusa strandeten in der ersten Jahreshälfte nach offiziellen Zahlen 3.648 Menschen - und damit mehr als dreimal so viele wie im gleichen Vorjahreszeitraum. In den vergangenen Wochen wurde zudem eine deutliche Verschärfung der Lage registriert.
6.200 Tote in zehn Jahren
Bei der gefährlichen Überfahrt nach Europa - größtenteils in kaum seetüchtigen Booten - kommt es immer wieder zu tödlichen Zwischenfällen. Allein in der Straße von Sizilien kamen in den vergangenen zehn Jahren laut italienischen Medienberichten 6.200 Flüchtlinge ums Leben.
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