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Blockbuster auf der Konsole

Nach fünf Jahren Entwicklungszeit ist mit „Grand Theft Auto 5“ („GTA 5“) Mitte September eines der aufwendigsten Videospiele aller Zeiten erschienen. Die Produktion soll über 200 Millionen Euro an Entwicklungs- und Marketingkosten verschlungen haben, wie Medien berichten.

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300 Mitarbeiter des Entwicklerstudios Rockstar North in der schottischen Stadt Edinburgh arbeiteten gemeinsam mit der Rockstar-Dependance in New York an dem Spiel, so die Website Scotsman.com. Analog zu Filmproduktionen investierte das Entwicklerstudio allein 100 Tage in die Recherche für das Charakterdesign der Protagonisten im Spiel, wie Sam Houser, Mitgründer und Präsident von Rockstar Games gegenüber „The Guardian“ erklärte.

Besonderer Wert wurde bei der neuesten Version des Kultgames - benannt nach dem US-Straftatbestand für schweren Fahrzeugdiebstahl („Grand Theft Auto“) - laut Houser auf eine möglichst realistische Darstellung gelegt. Echte Gangmitglieder sprechen die Charaktere, um den Straßenslang authentisch wiederzugeben, sämtliche Figuren im Spiel haben eigene Dialogzeilen und eine eigene Vorgeschichte.

Screenshot aus dem Videogame "Grand Theft Auto 5"

Rockstar Games

„Race ’n’ Chase“ (dt. „Rennen und Verfolgungsjagd“) war das ursprüngliche Konzept für „GTA“

Hollywood will „GTA“-Film

Das zeigt einmal mehr, dass die Computerspielindustrie längst mit der Filmbranche mithalten kann. Zum Vergleich: Der teuerste Film aller Zeiten „Fluch der Karibik 3 - Am Ende der Welt“ kam laut Imdb.com auf 300 Millionen Dollar (rund 225 Mio. Euro) Produktionskosten. Eingespielt hat der Piratenblockbuster schließlich rund 960 Millionen Dollar (rund 722 Mio. Euro). Als bisher teuerstes Videospiel gilt „Star Wars - The Old Republic“ mit einem Produktionsbudget von 152 Millionen Euro.

Und Hollywood zeigt bereits Interesse an einer Verfilmung des Spielstoffs. Wie Dan Houser, einer der Chefentwickler, im Gespräch mit „The Guardian“ sagte, würden er und seine Kollegen immer wieder von der Filmindustrie auf die Filmrechte an „GTA“ angesprochen. Pläne für einen Film oder eine TV-Serie gebe es aus Sorge um die Qualität einer eventuellen filmischen Umsetzung aber nicht.

Erlaubt ist, was man sonst nicht darf

Das Erfolgsgeheimnis des Spiels ist die riesige fiktive und doch sehr glaubwürdige Welt, in der sich der Spieler frei bewegen kann. In „GTA“ muss der Spieler nicht Mission um Mission erfüllen, sondern kann in der Großstadt Los Santos (basierend auf der kalifornischen US-Stadt Los Angeles) vor allem eines: tun, was ihm gefällt bzw. tun, was man sonst nicht darf. Das breite Spektrum reicht dabei von betrunkenem Autofahren, dem Überfahren von Fußgängern bis zur Entführung von Zügen und dem Rauchen von Marihuana.

Screenshot aus dem Videogame "Grand Theft Auto 5"

Rockstar Games

Auch Jets und Helikopter gehören zum „Fuhrpark“

Genau dieses nicht ganz untadelige Spieleprinzip verhalf der „GTA“-Serie bereits bei Erscheinen der vorherigen Teile zu großer Popularität. Von einem eigens engagierten PR-Profi absichtlich angefacht, kam es wiederholt zu öffentlichen Debatten über die Gewaltdarstellung im Spiel. Die Altersfreigabe wurde auf 18 Jahre gesetzt, Politiker prophezeiten in den Medien die Verrohung der Jugend und warnten vor dem Kauf - erreichten aber genau das Gegenteil. Das Spiel wurde Gesprächsstoff, und die Verkaufszahlen explodierten.

Größer, innovativer, detailreicher

Mit der jetzigen Fortsetzung der „GTA“-Serie wollen Publisher Take Two und Entwickler Rockstar an den Erfolg der vorherigen Titel anknüpfen. Doch der massive Wettbewerb in der Spielindustrie erhöht den Druck nach technischen und spielerischen Innovationen. Jede Neuauflage muss deutlich besser sein als ihr Vorgänger.

Screenshot aus dem Videogame "Grand Theft Auto 5"

Rockstar Games

Michael schießt sich den Weg frei

Auch „GTA 5“, das vorerst nur für Xbox 360 und PlayStation 3 erschienen ist, soll eine detailreiche Spielewelt in nie dagewesenem Ausmaß vorweisen. Die Karte soll laut Entwicklern größer als alle bisherigen „GTA“-Welten zusammen sein. Insgesamt 700 Aufträge können in der Spielzeit von rund 100 Stunden alleine oder im Mutiplayermodus von bis zu 16 Spielern gemeinsam absolviert werden. Für die passende Soundkulisse sorgen 17 In-Game-Radiostationen mit 240 Songs verschiedenster Genres.

Drei Charaktere zur Wahl

Der Spieler kann dabei erstmals zwischen drei spielbaren Protagonisten wählen und auch wechseln. Jeder Hauptcharakter hat eine eigene Lebensgeschichte und individuelle Fähigkeiten: Michael, der Bankräuber im Ruhestand, der gerade eine Midlife-Crisis durchlebt und als bester Schütze gilt. Der Adrenalinjunkie und Kleinkriminelle Franklin, der mit speziellen Autofahrfähigkeiten punktet. Und schließlich der unberechenbare Trevor, der zu Drogen und Gewaltausbrüchen neigt, aber der beste Pilot der drei ist.

460 verschiedene Autos, Helikopter, Quads, Bikes und Jetskis können gefahren und aufgerüstet werden. Viel Platz bietet das Spiel auch den zahlreichen Nebenschauplätzen. Ob Anhalter am Straßenrand oder mysteriöse Leiche in der Wüste, die Nebenmissionen erweitern das Gameplay und setzen teilweise auch einen Kontrast zum Gangsterleben. So können die Einwohner der „GTA“-Welt etwa Golf und Tennis spielen, mit Haien tauchen, Gleitschirmfliegen oder auch auf die Jagd gehen.

Hohe Erwartungen

Bereits in den ersten Tagen nach dem Verkaufsstart Mitte September spielte „GTA 5“ weltweit eine Milliarde Dollar ein. Den bisherigen Rekord hielt die jüngste Folge des Ego-Shooters „Call of Duty“, die im vergangenen Herbst am ersten Tag im Handel 500 Millionen Dollar Umsatz eingespielt hatte. Zum Vergleich: „Avatar“, der bisher erfolgreichste Hollywood-Film, der 2009 als spektakulärer 3-D-Streifen in die Kinos kam, brauchte 17 Tage, um die Marke von einer Milliarde Dollar zu knacken. Der Vorgänger „Grand Theft Auto 4“ wurde weltweit in der ersten Woche sechs Millionen Mal verkauft, davon 3,6 Millionen Exemplare am ersten Tag. Bis 2012 wurde der Titel 25 Millionen Mal verkauft.

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