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„Ein irrer Unfall“

Der grauenvolle Unfall hat ihn für immer gezeichnet, aber den starken Willen von Niki Lauda nicht gebrochen. Vor mittlerweile mehr als 37 Jahren wurde der Wiener auf dem Nürburgring Opfer einer Feuerhölle. Heute erschüttert Österreichs dreifachen Formel-1-Weltmeister die Erinnerung an den fürchterlichen Crash, der ihn beinahe das Leben kostete, allerdings überhaupt nicht mehr.

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Lauda hat den unglückseligen 1. August 1976, an dem auch die Wiener Reichsbrücke einstürzte, schon seit langem vollständig verarbeitet. „Ich bin nach sechs Monaten wieder so gefahren wie früher oder sogar besser, und das kann man nur dann, wenn man ein Problem hundertprozentig gelöst hat. Die schnelle Rückkehr gehörte zu meiner Strategie, nicht lange daheim zu sitzen und darüber nachzugrübeln, warum und wieso mir das Ganze widerfahren ist“, betonte Lauda etwa anlässlich des 30. Jahrestages seines Feuerunfalls im Jahr 2006.

Die Fans des Nürburgrings werden noch immer daran erinnert. In Halle 1 der „Erlebnis-Welt“ der berühmt-berüchtigten Rennstrecke sind Bilder von Laudas Crash zu sehen. Sein Unfall ist Teil der Legende „Grüne Hölle“, dem letzten Jahr der Formel 1 auf der Nordschleife. Damals erhielt der Nürburgring keine Zulassung mehr für die Königsklasse des Motorsports. Auf neuer Strecke gab es 1984 und 1985 ein Comeback. Seit 1995 scheint der Nürburgring wieder regelmäßig im WM-Kalender der Königsklasse auf.

Archivbild vom Unfall von Niki Lauda 1976

dpa

Historische Aufnahme des Unfalls von Lauda

Schlimmste Minuten verdrängt

Lauda selbst baute zum Unglück im Laufe der Jahrzehnte so viel Distanz auf, dass er es teilweise sogar sarkastisch kommentierte. So bezeichnete er seinen Unfall Jahre später unter anderem als „Barbecue“. Er habe das Trauma mit konsequenter Arbeit und neuem Selbstvertrauen in seine Fähigkeiten schon nach einem halben Jahr vollständig überwunden, „deshalb konnte ich natürlich leicht und locker vom ‚Barbecue‘ reden“. Dennoch hat Laudas Gedächtnis die schlimmsten Minuten einfach ausgeblendet. „Ich weiß noch, dass ich aus der Box gefahren bin. Dann hört die Erinnerung auf. Sie setzt erst wieder ein auf dem Weg in irgendein Krankenhaus.“

Es war ein regnerischer Nachmittag. Laudas Ferrari brach aus, raste frontal in die Leitplanken und brannte lichterloh auf der Strecke. Als der ihm folgende US-Amerikaner Brett Lunger in das Wrack prallte, verlor Lauda seinen Helm und wurde ohnmächtig. Der italienische Kollege Arturo Merzario zog den Weltmeister aus dem Auto. Lauda wurde mit lebensgefährlichen Verbrennungen und Lungenverätzungen sowie Kiefer- und Rippenbrüchen ins Krankenhaus gebracht. Als der Wiener später den Film von dem Crash sah, erschrak er mächtig: „Ich habe gedacht: Da hat einer einen irren Unfall.“

„Da reißt’s dich schon ein bisserl“

Es folgten der Überlebenskampf in einer Mannheimer Klinik, mehrere Hauttransplantationen - und das Leben mit dem verbrannten Gesicht. In seinem 1996 erschienen Buch „Das dritte Leben“ beschreibt Lauda das so: „Am Donnerstag zeigt man mir einen Spiegel. Ich muss meine Augenschlitze mit den Fingern spreizen, um deutlich sehen zu können: Der Kopf ist auf das Dreifache angeschwollen, die Riesenmelone steckt direkt auf den Schultern, Hals und Nase sind überhaupt nicht zu erkennen. Da reißt’s dich schon ein bisserl, wenn du das siehst.“

Lauda schaffte trotzdem das fast Unmögliche: Sechs Wochen nach dem Unfall kehrte er in Monza zurück in den Grand-Prix-Zirkus und wurde sensationell Vierter - das „zweite Leben“ begann. Die erfolgreiche Titelverteidigung gab er aber kampflos aus der Hand, als er im Regenrennen von Fuji nach zwei Runden aufgab. Nutznießer war der Brite James Hunt, der mit nur einem Zähler Vorsprung auf den Österreicher Champion wurde.

„Will nicht mehr blöd im Kreis herumfahren“

Ein Jahr später holte Lauda aber das Versäumte nach und gewann seinen zweiten WM-Titel. Mit den berühmten Worten „Ich will nicht mehr blöd im Kreis herumfahren“ trat er 1979 zurück, um drei Jahre später wieder ein Comeback zu geben und 1984 Titel Nummer drei zu feiern. Seinen letzten Grand Prix absolvierte der Gewinner von 25 Formel-1-WM-Läufen 1985. Heute ist der 64-jährige ehemalige Airlinechef Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes-Formel-1-Teams.

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