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NEOS will „lebendiges Parlament“

NEOS hat am Sonntag Historisches geschafft. Als erste Partei nach dem FPÖ-Vorgänger Verband der Unabhängigen (1949) schaffte es die liberale Bewegung, gleich im ersten Anlauf den Nationalrat zu entern, ohne dort bereits über einzelne Abgeordnete verfügt zu haben wie Team Stronach (TS) und Liberales Forum (LIF).

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Freilich nascht das LIF am pinkfarbenen Erfolg mit. Das von Heide Schmidt gegründete LIF ist ebenso wie die Jungen Liberalen (JuLis) mit NEOS eine Wahlplattform eingegangen und dürfte mit den Pinken auch in Bälde fusionieren. NEOS feierte seinen Wahlerfolg mit Bekanntgabe der ersten Hochrechnung euphorisch.

Jubel in der NEOS-Zentrale

ORF.at/Zita Köver

Jubel bei NEOS

„Wollen anpacken“

„Ab morgen werden wir hart arbeiten“, sagte NEOS-Chef Matthias Strolz sichtlich gerührt vor den jubelnden Anhängern. Er versprach einen neuen Stil und ein „lebendiges Parlament“, in dem sich die Partei konstruktiv beteiligen wolle. „Keiner hat es uns zugetraut, aber ja, es ist möglich.“ Strolz gab mit den Gemeinderatswahlen in Wien und Salzburg auch gleich die weitere Marschroute aus und betonte: „Wir wollen anpacken.“ Das Wahlergebnis sei letztlich auch ein Signal, dass die Dinge nicht so bleiben dürften. „Und wenn dem doch so ist, dann sind wir bei der nächsten Wahl zweistellig“, so der NEOS-Spitzenkandidat.

Wähler von ÖVP, Grünen und SPÖ

Erfinder von NEOS ist neben dem ehemaligen ÖVP-Mitarbeiter Strolz Veit Dengler, demnächst Chef der Schweizer NZZ-Mediengruppe. Offiziell gegründet wurde die Partei Das Neue Österreich (NEOS) am 27. Oktober des Vorjahres in der Wiener Urania, Strolz wurde mit gut 96 Prozent zum Vorsitzenden gewählt. Träger waren vor allem enttäuschte liberale Bürgerliche aus der ÖVP, teils auch Grüne und Sozialdemokraten.

Neos-Spitzenkandidatinnen Beate Meinl-Reisinger und Angelika Mlinar

ORF.at/Zita Köver

Die strahlenden NEOS-Kandidatinnen Beate Meinl-Reisinger und Angelika Mlinar

Neunte Parlamentspartei seit 1945

NEOS - es ist die neunte Parlamentspartei der Zweiten Republik - definiert sich selbst als liberale, proeuropäische Partei. Themen im Wahlkampf waren unter anderem eine Pensionsreform mit einer vorzeitigen Anhebung des Frauenpensionsalters, eine Bildungsreform mit Aufwertung des Lehrerberufs sowie eine Stärkung der direkten Demokratie und eine Bürokratiereform. In der Kommunikation setzt man stark auf die neuen Medien.

Der Katholik Strolz hat es geschafft, so unterschiedliche Persönlichkeiten wie den Mitinitiator des Anti-Kirchenprivilegien-Volksbegehrens, Niko Alm, und den ehemaligen Vorsitzenden der Hoteliervereinigung, Sepp Schellhorn, ebenso friedlich im rosa Boot unterzubringen wie eben LIF, JuLis und den als Finanzier nicht unwesentlichen Baulöwen Hans Peter Haselsteiner. Mit geeinten Kräften und Ausdauer wurde gemeinsam am Einzug in den Nationalrat gearbeitet. Ob es gelingt, auch nach dem Wahltag eine echte Einheit zu formen, bleibt eine der spannenden Fragen der Innenpolitik.

Neos-Spitzenkandidat Matthias Strolz im Freudentaumel

APA/Herbert P. Oczeret

Strolz voll Freude

Kein Fortkommen in ÖVP

Zu bewältigen hat den Spagat jedenfalls Strolz, Gesicht und großer Motivator der Jungpartei. Politisch entstammt der 40-jährige Bludenzer der ÖVP, für die der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Anfang des Jahrtausends auch parlamentarischer Mitarbeiter war, konkret für den heutigen Klubchef Karlheinz Kopf. Recht voran kam er in der Volkspartei nicht, was Förderer wie Ex-Vizekanzler Erhard Busek bis heute bedauern. Also versuchte er sich durchaus erfolgreich als Consulter, beraten wurde auch der ÖVP-Wirtschaftsbund.

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