Die „zehn Gebote“ fürs Mountainbiken
„Rechtlich befinden wir uns mit dem Mountainbiken - ungeachtet des Trends - in einem Graubereich.“ Mit diesen Worten hat der Österreichische Alpenverein (ÖAV) auf die schwierige Rechtslage hingewiesen, mit der man es bei radfahrenden Bergsportlern zu tun habe.
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Zwar gebe es in manchen Bundesländern durchaus spezielle Vereinbarungen für Mountainbiker, Radfahren sei aber beispielsweise auf vielen Forstwegen noch immer verboten, so der ÖAV per Aussendung. Als besonders heikles Thema wurden Wanderwege genannt: „Während man als Wanderer dort ein Servitutsrecht genießt und die Wege ungehindert nutzen kann, gilt dies für Mountainbiker nicht.“
Abgesehen vom Konfliktpotenzial, das es zwischen Mountainbikern und Wanderern nach wie vor gibt, verweist Andreas Ermacora, ÖAV-Präsident und Rechtsanwalt in Innsbruck, auf die rechtlichen Rahmenbedingungen: „Wenn sich auf einem für Mountainbiker nicht geöffneten Weg ein Unfall ereignet, scheidet eine Haftung des Wegehalters aus.“
Verweis auf Tiroler Modell
Man sei sich der Problematik aber durchaus bewusst, so der Leiter der ÖAV-Bergsportabteilung, Michael Larcher. Es ist demnach kein Geheimnis, dass die Befahrungsverbote nicht immer berücksichtigt werden. Ignorieren lasse sich der Trend zum Mountainbiken schon lange nicht mehr, „und wir als Bergsportverein würden uns wünschen, dass sich diese Sportart über kurz oder lang aus der Illegalität heben lässt“.
Gefordert wird deshalb, dass gemeinsam mit den Ländern, Grundeigentümern, Wegehaltern und anderen Betroffenen eine gemeinsame Lösung erarbeitet werde, „die ein rücksichtsvolles Mit- und Nebeneinander am Berg ermöglicht“. Als Beispiel nannte Larcher in diesem Zusammenhang das Tiroler Modell, bei dem gemeinsam ein radfreundliches Wegenetz erarbeitet wurde. Neben einer jährlichen Entgeltzahlung des Landes Tirol für freigegebene Wege beinhaltet dieses Modell auch eine vom Land abgeschlossene Betriebshaftpflichtversicherung inklusive Rechtsschutzversicherung für die Wegehalter und Bewirtschafter.
„Wüste Beschimpfungen“
Abgesehen vom rechtlichen Aspekt sorgt aber auch das direkte Nebeneinander von Mountainbikern und Wanderern nach wie vor für heftige Debatten. Würden Wege von beiden Gruppen gleichzeitig genutzt, seien Auseinandersetzungen keine Seltenheit, so Larcher: „Während sich die Wanderer über einen zu schnellen oder rücksichtslosen Fahrstil der Radler beschweren, bemängelt die andere Seite wiederum das fehlende Verständnis - und so endet das sportliche Vergnügen manchmal auch mit wüsten Beschimpfungen.“ Grundvoraussetzung für eine Lösung des Konflikts sei die gegenseitige Rücksichtnahme, betont der Bergsportexperte.
Die Empfehlungen des ÖAV
Erklärtes Ziel sei es jedenfalls, Mountainbiken nicht nur konfliktfrei und naturverträglich, sondern mit Blick auf die gesundheitlichen Gefahren auch sicherer zu machen. Als Lösungsansatz betrachtet der Alpenverein hierbei die nachfolgend im ÖAV-Wortlaut angeführten zehn Empfehlungen:
- 1. Gesund aufs Rad: Mountainbiken ist Ausdauersport. Die positiven Belastungsreize für Herz, Kreislauf und Muskulatur setzen Gesundheit und eine realistische Selbsteinschätzung voraus. Vermeide Zeitdruck und steigere Intensität und Länge deiner Touren langsam.
- 2. Sorgfältig planen: Fachliteratur, Karten, Internet und Experten sind wertvolle Hilfsmittel bei der Wahl einer Biketour, die deiner Fitness und deinem Können entspricht. Touren immer auf die Gruppe, den Wetterbericht und die aktuellen Verhältnisse abstimmen. Bereits kleine Zwischenfälle können bei Anfängern zu ernsten Notlagen führen.
- 3. Nur geeignete Wege befahren: Fahre nicht querfeldein, um Erosionsschäden zu vermeiden. Benütze nur geeignete Straßen und Wege und respektiere lokale Sperrungen und Regelungen, um Konflikten mit Grundeigentümern und anderen Naturnutzern vorzubeugen.
- 4. Check Dein Bike: Kontrolliere vor jeder Fahrt Bremsen, Luftdruck, den festen Sitz der Räder, Federung und Schaltung deines Bikes. Den technisch einwandfreien Zustand sichert die jährliche Wartung durch den Fachbetrieb. Achte auf eine gesundheitsschonende Sitzposition.
- 5. Vollständige Ausrüstung: Wärmende Kleidung, Regen- und Windschutz, Reparaturset und Erste-Hilfe-Paket gehören in den Rucksack, ebenso Mobiltelefon (Euro-Notruf 112), Licht und ausreichend Essen und Trinken. Handschuhe und Brille schützen deine Hände und Augen. Karte oder GPS sind wertvolle Orientierungshilfen.
- 6. Immer mit Helm: Bergauf und bergab, immer mit Helm. Im Falle eines Sturzes oder einer Kollision kann ein Helm Kopfverletzungen verhindern oder sogar dein Leben retten. Protektoren können vor Verletzungen schützen.
- 7. Fußgänger haben Vorrang: Nimm Rücksicht auf Fußgänger, indem du dein Kommen frühzeitig ankündigst und das Tempo reduzierst. Halte nötigenfalls an. Ein freundlicher Gruß fördert die Akzeptanz. Fahre in kleinen Bike-Gruppen und meide von Wanderern stark frequentierte Wege.
- 8. Tempo kontrollieren: Passe deine Geschwindigkeit der jeweiligen Situation an. Fahre aufmerksam und bremsbereit, da jederzeit mit unerwarteten Hindernissen zu rechnen ist. Fahr- und Bremstechnik lernst du in Mountainbike-Kursen.
- 9. Hinterlasse keine Spuren: Durch kontrolliertes Bremsen, so, dass die Räder nicht blockieren, verhinderst du Bodenerosion und Wegeschäden. Nimm deinen Abfall mit und vermeide Lärm.
- 10. Rücksicht auf Tiere: Die Dämmerungsphase ist für Wildtiere die Zeit der Nahrungsaufnahme. Fahre daher bei Tageslicht, um Störungen zu vermeiden. Nähere dich Tieren im Schritttempo und schließe Weidezäune nach der Durchfahrt.
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