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Operation immer teurer

Die veranschlagten Kosten für die Bergung und die Zerlegung des havarierten Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ werden steigen. Allein die Aufrichtung des Wracks habe bisher 600 Millionen Euro gekostet, die Gesamtausgaben würden in den nächsten Monaten weiterhin wachsen, sagte Michael Thamm, Geschäftsführer der Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere, Betreiberin des havarierten Schiffes.

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„Wir haben keine Prognosen über die definitiven Kosten des Einsatzes. Finanzielle Aspekte machen uns nicht zu schaffen“, sagte Thamm bei einer Pressekonferenz auf der toskanischen Insel Giglio, vor der das Kreuzfahrtschiff liegt. Zu Beginn des Projekts im Mai des Vorjahres waren noch Kosten von maximal 236 Millionen Euro - also weniger als die Hälfte der nunmehr kalkulierten Summe - veranschlagt worden.

„Keine Kosten für Steuerzahler“

„Versicherungen decken zum Teil, aber nicht ganz die Ausgaben. Wir werden das zahlen, was notwendig ist“, ergänzte Thamm und dankte den Italienern, die trotz des Unglücks die Genueser Reederei Costa Crociere stets unterstützt hätten.

Kombination eines Archivbilds der unzerstörten "Costa Concordia" mit dem aufgerichteten Wrack des Kreuzfahrtschiffs

APA/EPA/ANSA; Reuters/Tony Gentile (Montage)

Die havarierte „Costa Concordia“

„Die Beseitigung der ‚Costa Concordia‘ und alle noch folgenden Operationen werden den Steuerzahler nichts kosten“, hatte auch Zivilschutzchef Franco Gabrielli versichert, „die Kosten werden ganz von privater Seite getragen“ - also von der Reederei und deren Versicherungen. Das Luxusschiff selbst hatte einen Wert von 500 Millionen Dollar (374,3 Mio. Euro).

Streit über Abwrackhafen

Allerdings erhielt der angepeilte Abwrackhafen Piombino, der der Insel Giglio am nächsten liegt, Medienberichten zufolge vom Staat 73 Millionen Euro für Umbauarbeiten, um das Wrack zerlegen zu können. Zwar drängt die Region Toskana, dass die „Costa Concordia“ nach Piombino geführt werden soll, doch gilt der Hafen als zu klein für das riesige Schiff. Als weitere Kandidaten wurden Civitavecchia nördlich von Rom und Palermo genannt. Das Wrack kann nach Angaben Gabriellis im ersten Halbjahr 2014 abtransportiert werden.

Entschädigung für 4.200 Betroffene

Mit über einer Milliarde Euro ist das „Costa Concordia“-Unglück die teuerste Kreuzfahrtkatastrophe aller Zeiten. Das finanzielle Ausmaß könnte sich weiter erhöhen, da noch mehrere Schadenersatzforderungen anhängig sind.

Aufgerichtetes Wrack der "Costa Concordia"

APA/EPA/ANSA/Angelo Carconi

Das Wrack wurde wieder in aufrechte Position gebracht

Verglichen mit den Gesamtkosten sind aber die Entschädigungszahlungen für die 4.200 Überlebenden und die Angehörigen der 32 Todesopfer eher gering. Die meisten Geschädigten erhalten Summen zwischen 11.000 und 14.000 Euro, in Einzelfällen sind es über 20.000 Euro. 80 Prozent sollen die angebotene Entschädigung angenommen haben, einige Betroffene und Opferangehörige streiten noch vor Gericht um höhere Summen.

Stabilisierung des Schiffes

Nach der Aufrichtung des Wracks habe nun die Stabilisierung des Schiffes höchste Priorität, sagte Gabrielli. Die Wetterlage stelle eine Gefahr für das Schiff dar. „Der Bergungseinsatz wird für uns erst zu Ende sein, wenn das Schiff die Insel Giglio verlassen wird“, so Gabrielli. Wichtig sei vor allem der Schutz der Umwelt.

Bisher seien keine giftigen Substanzen vom Wrack ins Wasser gelangt, versicherte Gabrielli. Experten rechnen damit, dass 29.000 Tonnen Müll austreten könnten. Die Menge des giftigen Materials werde jedoch nicht so groß sein, dass eine dauerhafte Schädigung des Meeresraums zu erwarten sei.

Fortsetzung des Prozesses gegen Kapitän

Der Kapitän der „Costa Concordia“, Francesco Schettino, verfolgte in seiner Wohnung in Meta di Sorrento die Bergungsaktion des Schiffes. Auf Fragen von Journalisten wollte er nicht antworten. Am Montag wurde das Verfahren gegen Schettino wieder aufgenommen, bei dem ihm wegen des Todes von 32 Menschen bei der Havarie der „Costa Concordia“ bis zu 20 Jahre Haft drohen. Wegen der Havarie waren im Juli gegen einen Reedereivertreter und vier Besatzungsmitglieder Haftstrafen zwischen 18 und 34 Monaten, unter anderem wegen fahrlässiger Tötung, verhängt worden.

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