Gefährliche Verluste
Immer wieder tauchen Berichte über verschwundene Atombomben in den Medien auf, meist werden sie von offiziellen Stellen rasch dementiert. Und so sind die Grenzen zwischen Tatsachenberichten, Zeitungsenten und kruden Verschwörungstheorien mehr als fließend. Wie viele Bomben es genau sind, weiß aber niemand. Das renommierte Brookings-Institut geht von elf verschollenen US-Bomben aus.
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Noch viel mehr Sprengkörper sollen aber auf sowjetischer Seite verschwunden sein: Die Umweltorganisation Greenpeace glaubt gar an insgesamt 50 Nuklearbomben, die in den Tiefen der Ozeane verloren gegangen sein sollen. Der militärische Code „Broken Arrow“ wurden durch einen gleichnamigen US-Spielfilm bekannt.
Alarm vor Kreta
1999 berichtete etwa die griechische Zeitung „To Wima“, eine Atombombe sei südlich der Insel Kreta von einem US-Kriegsschiff ins Meer gefallen. Niemand habe sich seitdem um die Bergung dieser Bombe gekümmert. Wann der Vorfall passiert sein soll, schrieb die Zeitung nicht. Offizielle Stellen dementieren, die Geschichte ist schnell vergessen.
Für Aufsehen sorgte auch eine Meldung, dass ein 1987 vor Mauritius in den Indischen Ozean gestürztes südafrikanisches Passagierflugzeug eine Atombombe an Bord gehabt habe. Das gehe aus einem Gespräch des Piloten mit anderen Besatzungsmitgliedern kurz vor dem Absturz hervor, hieß es damals. Auch hier versandete die Diskussion nach dem im Jahr 2000 veröffentlichten Bericht.
Auf dem Meeresgrund vor Georgia
Ebenfalls mysteriös ist der Fall einer verschwundenen Atombombe vor der Küste des US-Bundesstaates Georgia. Ein B-47-Bomber kollidierte im Februar 1958 mit einem F-86-Jet. Die Crew der gerade noch flugtüchtigen Maschine erhielt aus Angst, der Sprengstoff könnte bei einer unsanften Landung detonieren, die Erlaubnis, die Bombe abzuwerfen.
Eine Untersuchung im Jahr 2001 kam laut Medien zum Schluss, dass die Bombe möglicherweise „harmlos“ sei, wenn sie unter der Wasseroberfläche bleibe. Sie sei seinerzeit lediglich für Übungszwecke verwendet worden und habe keinen Plutoniumkern. Eine Bergung wurde nicht nur wegen des Aufwandes und der Kosten nie begonnen. Die Gefahr, dass der konventionelle Sprengstoff - immerhin fast 200 Kilogramm - in der Bombe explodiere, wurde als zu hoch angesehen.
Vor Japan verschollen
Vor der japanischen Küste soll 1965 eine Wasserstoffbombe mit einer Sprengkraft von einer Megatonne verloren worden sein. Wie Medien erst 1989 aufgedeckt haben wollen, rollte eine Maschine vom Typ A-4E Skyhawk mit der Bombe vom Deck des Flugzeugträgers „Ticonderoga“ und versank. Japan reagierte auf die Berichte bestürzt und verlangte Aufklärung, verzichtete aber wenige Monate später überraschend auf eine Untersuchung.
Mysteriöse „Geheimkarte“
Auch von verschollenen Bomben vor der Küste Norwegens, vor der Atlantikküste Marokkos, im Pazifischen Ozean und vor den Küsten New Yorks und Floridas im Atlantischen Ozean ist unter Berufung auf eine „Geheimkarte“ immer wieder die Rede. Der Dokumentarfilmer Peter Kuran berichtete in seinem Film „Nuclear Rescue 911“ von 32 Unfällen mit scharfen Atom- und Wasserstoffbomben von 1950 bis 1980. Im Gegensatz zu anderen Angaben spricht er von sechs spurlos verschwundenen Bomben.
Bombe im ewigen Eis?
Für etliche Spekulationen sorgte auch ein Vorfall im Jänner 1968: Ein mit vier Atombomben beladenes US-Kampfflugzeug des Typs B-52 stürzte nahe der US-Basis in Thule auf Grönland über der Arktis ab und zerschellte. Seit damals wird über den Verbleib der Atomwaffen spekuliert.
Die konventionellen Sprengköpfe der vier Bomben explodierten, die Nuklearsprengsätze waren nicht scharf und blieben intakt, schmolzen aber teilweise tief ins Eis. Eilig wurden Bergungsarbeiten eingeleitet, jeder noch so kleine Trümmerteil - und Tausende Kubikmeter verstrahltes Eis - wurde eingesammelt.
Die gefundenen Teile passten laut Medienberichten nur zu drei Bomben - eine fehlte. Offiziell sagte man das freilich nicht: Alle vier Sprengköpfe seien „zerstört“ worden, erklärte das Pentagon. Die BBC brachte diese Aussagen 2008 mit neuen Geheimakten ins Wanken: Demnach sei eine Atombombe nie gefunden worden.
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