„Wo sind sie geblieben?“
Raritäten der besonderen Art finden Autoliebhaber heuer auf der Internationalen Automobilmesse (IAA) in Frankfurt von 12. bis 22. September. Auf einer Sonderschau mit dem Namen „Die Stars von 1983 - Wo sind sie geblieben?“ werden Modelle präsentiert, die heute 30 Jahre alt und auf dem Weg zum Klassiker sind.
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Knapp 40 neue Automodelle feierten vor 30 Jahren auf der IAA ihre Premiere, 18 davon werden heuer bei der Sonderausstellung zu sehen sein. Darunter finden sich Alltagsautos wie der VW Golf II und sein Konkurrent Fiat Ritmo, der Mercedes 190 und der Opel Monza. Mit dem legendären Audi Sport quattro und Porsche 959 kommen auch Fans von Sportautos nicht zu kurz. Gemeinsam ist den betagten Modellen, dass sie mit ihren 30 Jahren die Hürde zum Oldtimer überspringen.
Vom Alltagsauto zum Klassiker
Interessant sei dabei vor allem, wie wenig manche der Exponate mit der landläufigen Vorstellung eines Klassikers zu tun haben, schreibt das Magazin „Der Spiegel“. Der Golf II etwa, der 1983 auf der IAA sein Debüt feierte und rund 6,4 Millionen Mal verkauft wurde, sei ein solcher Kandidat, „der bislang noch eher als abgeranzter Gebrauchsgegenstand wahrgenommen wird, nicht unbedingt als schützenswertes Kulturgut“.

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Golf II: Gebrauchsgegenstand oder Kulturgut?
„Viele dieser Autos vom Beginn der 80er Jahre sind als Gebrauchsautos häufig unwiederbringlich der Schrottpresse zum Opfer gefallen“, sagte die Referentin des Zentralverbands des Kfz-Gewerbes (ZDK), Andrea Zeus, der Fachzeitschrift „Autobild“. „Durch unsere Sonderschau auf der IAA wollen wir bei den Besuchern das Bewusstsein dafür wecken, dass viele Modelle aus den vermeintlich geburtenstarken Autojahrgängen der 1980er Jahre inzwischen aus dem öffentlichen Straßenbild verschwunden sind“, so Zeus.
„Marktplatz für Oldtimer-Interessierte“
Neben dem Golf gilt das etwa auch für den Mercedes 190, der in zwei Varianten auf der Sonderschau glänzt. Mit dem 190er stieß Mercedes erstmals in die Mittelklasse vor und machte ihn in den 1980er Jahren zum Bestseller. Heute gelten die betagten Modelle mit ihren Ecken und Kanten vielen als Prototypen eines Klassikers. Und die Experten prophezeien ihnen ein Revival auf den Straßen. Gedacht sei die Retrospektive vor allem als „Marktplatz für Oldtimer-Interessierte“, wie Peter Mair vom Verband der Automobilindustrie (VDA) sagte.

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Der erste BMW mit Dieselantrieb
Als Oldtimer wiederholt seinen Auftritt auf der IAA etwa der BMW 524td, der 1983 als erster BMW mit Dieselantrieb das Publikum überraschte. Das „t“ in der Modellbezeichnung stand für „Turboaufladung“. Sein Alter Ego, das Sportcoupe BMW M 635 CSi, fiel damals mit seinem Heckspoiler und den in Wagenfarbe lackierten Außenspiegeln auf. Zudem besaß das Sportcoupe einen Bordcomputer und brachte es auf 286 PS.

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Der Audi Sport quattro war eigentlich auf Rallyestrecken zu Hause
Mit stolzen 306 PS besaß der Audi Sport quattro noch mehr Antriebskraft: Auch er wurde wie der Golf erstmals vor 30 Jahren auf der IAA vorgestellt. Das Auto war für den Rallyesport entwickelt worden, musste aber aufgrund des Reglements auch als Serienfahrzeug angeboten werden. Mit dem kleinen Bruder Audi 80 quattro wurde 1983 zudem die erste Limousine mit permanentem Allradantrieb vorgestellt.
Baureihe mit wechselvoller Geschichte
Um die wechselvolle Geschichte einer Pkw-Baureihe zu veranschaulichen, stellt die Sonderschau außerdem einen Opel Kapitän Jahrgang 1963 einem Opel Calibra von 1993 gegenüber. Während der Kapitän heute ein gefragtes Sammlerobjekt ist, hat der Calibra seinen Ruf als Kultauto verloren und wird heute eher belächelt. Dabei war es einst umgekehrt, und der Kapitän genoss kein hohes Ansehen. „Autos werden eben nicht als Klassiker geboren, sondern müssen reifen, und das braucht meist viel Zeit“, erklärte Mair.

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Einst belächelt, heute ein Kultauto: der Opel Kapitän L
Auch auf der Oldtimer-Sonderschau zu sehen sind das Lancia Beta Coupe VX, der Lancia Delta HF, der Renault Fuego Turbo, der Ford Sierra und eine Porsche-Studie „Gruppe B“ (Vorläufer des 959). Jahrgang 1983 ist außerdem der VW T3 Caravelle Carat, der als letzter VW-Bus mit Heckantrieb auf der IAA erstmals präsentiert wurde und nun nach 30 Jahren zurückkehrt.
Von der Digitaluhr zum vernetzten Auto
1983 galt schon eine Digitaluhr im Auto als eine Innovation, die für Aufsehen sorgte. Heute reichen die Marksteine, die auf der IAA präsentiert werden, von Hybrid-Hightech bis hin zum vernetzten Fahrzeug. 1.098 Aussteller aus 35 Ländern werden mit 159 Weltpremieren - davon 70 von Herstellern und 65 von Zulieferern - auf der 65. IAA vertreten sein. „Die automobilste Show der Welt“, lautet der Slogan der Automesse.
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