Strafmaß noch nicht festgelegt
Fast neun Monate nach der schockierenden Gruppenvergewaltigung einer 23 Jahre alten Studentin in Indien sind die verbleibenden vier volljährigen Angeklagten schuldig gesprochen worden. Das Gericht in der Hauptstadt Delhi sah es am Dienstag als erwiesen an, dass die Männer die junge Frau in einem Bus entführten, vergewaltigten und so schwer verletzten, dass sie später starb.
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Das Strafmaß wird Richter Yogesh Khanna in den kommenden Tagen verkünden. Den vier Männern droht die Todesstrafe. Die Männer hatten Mitte Dezember die Studentin in Delhi vergewaltigt und vor den Augen ihres Freundes schwer misshandelt. Sie starb an den Folgen der Tat.
In allen Anklagepunkten schuldig
Die zwischen 19 und 26 Jahre alten Männer - ein Taxifahrer, ein Helfer in Bussen, ein Fitnessstudio-Mitarbeiter und ein Obstverkäufer - hatten ihre Schuld bestritten. Erst gegen Ende des Prozesses erklärte einer von ihnen laut seinem Anwalt, er habe den Bus gefahren, aber von den Vorgängen auf der Rückbank nichts mitbekommen. Nun wurden die Männer laut Staatsanwalt in allen Anklagepunkten wie Mord, Gruppenvergewaltigung, Entführung und Zerstörung schuldig gesprochen.
Die Familie des Opfers hatte bei der Urteilsverkündung Tränen in den Augen. Zuvor hatten die Angehörigen einmal mehr den Strang für die Täter gefordert. „Die einzig mögliche Strafe für diese Männer, die solch ein brutales, abscheuliches Verbrechen begangen haben, ist die Todesstrafe. Wir werden nichts anderes akzeptieren, auch keine lebenslange Haftstrafe“, sagte der 20 Jahre alte Bruder des Opfers. Nur so könnten sie mit dem Tod des Familienmitglieds abschließen. Die Verteidiger legten Berufung ein. „Wir werden Rechtsmittel einbringen“, sagte Anwalt V. K. Anand unmittelbar nach der Urteilsverkündung. Verteidiger Vivek Sharma schloss sich an.
Haupttäter starb in Zelle
Ein weiterer Angeklagter, der als Anführer der Bande galt, wurde im März unter ungeklärten Umständen erhängt in seiner Gefängniszelle gefunden. Eine Untersuchung des Vorfalles durch die Behörden ergab einem Bericht der Zeitung „Hindustan Times“ zufolge, dass Gefängniswächter ihre Pflichten vernachlässigt hätten. Angehörige hatten den Behörden vorgeworfen, der Verdächtige sei ermordet worden.
Jugendlicher bereits verurteilt
Ein beteiligter Jugendlicher, zur Tatzeit 17 Jahre alt, war Ende August zu drei Jahren Jugendarrest verurteilt worden. Das ist die Höchststrafe für Jugendliche in Indien. Das Urteil gegen den Jugendlichen war viermal verschoben worden. Anwälte wollten vorher höchstrichterlich klären lassen, ob alle unter 18-Jährigen automatisch unter das Jugendstrafrecht fallen. Die Familie des Opfers sagte nach der Entscheidung, das Urteil sende ein falsches Signal an andere potenzielle jugendliche Täter.
Landesweite Empörung - immer wieder neue Fälle
Die Vergewaltigung hatte weltweit für Aufsehen gesorgt, in ganz Indien Proteste ausgelöst und ein Schlaglicht auf die im Land grassierende Gewalt gegen Frauen geworfen. Viele Demonstranten forderten den Strang für alle Vergewaltiger, auch für den Jugendlichen in der Gruppe. In Indien können Gerichte nur bei erwachsenen Tätern in Ausnahmefällen die Todesstrafe verhängen.
Doch ein Ende der Vergewaltigungen in Indien bedeutete das nicht. Erst zuletzt wurden weitere Fälle weltweit publik: Vor gut einer Woche wurde eine Fotoreporterin in einer stillgelegten Textilfabrik in Mumbai von mehreren Männern überfallen - alle Tatverdächtigen sind inzwischen in Haft. Wenige Tage danach wurde ein weiterer Fall bekannt: Auf dem Weg zur Beerdigung ihrer Schwester wurde eine junge Polizistin im Osten des Landes von mehreren Männern vergewaltigt. Sie erlitt innere und äußere Verletzungen.
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