Neues Leck gefunden
Bereits seit längerem kämpft der AKW-Betreiber TEPCO im havarierten AKW Fukushima gegen leckende Tanks mit radioaktiv verstrahltem Wasser. Am Sonntag musste der Betreiber neue Hiobsbotschaften aussenden: Die Strahlenbelastung im Wassertank des Meilers ist sprunghaft auf das 18-Fache des bisherigen Wertes angestiegen.
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Die hohe Strahlenbelastung wurde auf dem Grund eines Auffangbehälters festgestellt, teilte TEPCO mit. In dem Tank war die Strahlenbelastung noch am 22. August bei 100 Millisievert pro Stunde gelegen. Nun sind es 1.800 Millisievert pro Stunde, wie ein TEPCO-Sprecher darstellte. Wird ein Mensch ungeschützt dieser Strahlung ausgesetzt, kann das innerhalb von vier Stunden zum Tod führen.
Strahlung schon seit längerem höher?
Ein TEPCO-Sprecher sagte, die höhere Strahlung rühre zum Teil auch daher, dass Experten nun genauere Messinstrumente eingesetzt hätten. Das könnte heißen, dass die Strahlung schon länger deutlich höher ist als angenommen. Der Wassertank, in dem kontaminiertes Wasser aus dem Reaktor aufgefangen wird, habe aber kein neues Leck, versicherte ein TEPCO-Sprecher. Der Wasserstand sei unverändert. Die genaue Ursache werde untersucht.

APA/EPA/TEPCO
TEPCO-Mitarbeiter zeigen einem Experten einer Universität das Gelände
Leck in Leitung gefunden, weitere befürchtet
Allerdings sei an einer Verbindung zwischen zwei anderen Tanks in der Nähe ein Leck entdeckt worden, sagte der Sprecher. Aus diesem tritt stark radioaktiv verstrahltes Wasser aus. Etwa alle eineinhalb Minuten trete dort ein Tropfen verseuchter Flüssigkeit aus.
Reparaturtrupps haben unterdessen an Tanks mit Kühlwasser weitere Spuren mit einer tödlichen Dosis Radioaktivität entdeckt. Wie TEPCO am Sonntag laut japanischen Medien mitteilte, wurde neben einem Abwassergraben, der zum Meer führt, unter anderem Strontium festgestellt. Strontium gilt unter Experten als „Knochenkiller“.
TEPCO hatte vor einigen Tagen mitgeteilt, dass 300 Tonnen hochradioaktiv verstrahltes Wasser aus einem Lagertank unter Umständen in den Pazifik oder ins umliegende Erdreich ausgelaufen seien. Daraufhin stufte die japanische Atomaufsicht die Probleme an der Nuklearanlage auf Stufe 3 der siebenteiligen internationalen Skala für Atomunfälle ein, was einem „ernsten Störfall“ entspricht.
Kritik an TEPCO-Krisenmanagement
Der Betreiber steht wegen seines Krisenmanagements während und nach der Atomkatastrophe von März 2011 heftig in der Kritik. Der Firma wird vorgeworfen, das Ausmaß der Katastrophe zu vertuschen und die Öffentlichkeit nur häppchenweise zu informieren. In Fukushima war nach einem Erdbeben und einem Tsunami Mitte März 2011 das Kühlsystem ausgefallen, woraufhin es in mehreren Reaktoren zur Kernschmelze kam. Es musste daraufhin eine große Menge Wasser eingesetzt werden, um die Reaktoren zu kühlen. Nun haben die AKW-Betreiber große Mühe, das radioaktiv verstrahlte Wasser zurückzuhalten.
Regierung will sich stärker engagieren
Zuletzt hatte Japans Regierung bekundet, sich in Sachen Fukushima stärker einbringen zu wollen. Die Bewältigung der Folgen des Unfalls in Fukushima könne nicht allein der Betreiberfirma TEPCO überlassen werden, sagte Ministerpräsident Shinzo Abe am Mittwoch bei einem Besuch in Katar. Die Regierung müsse sich stärker einbringen, auch bei der Beseitigung der kontaminierten Wassermengen. Die Öffentlichkeit werde klar und umgehend über die getroffenen Maßnahmen informiert, versprach Abe.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte Japan zuletzt aufgefordert, die Vorgänge in Fukushima transparenter zu machen und nicht länger „verwirrende Nachrichten“ auszusenden. Die IAEA hinterfragte insbesondere, ob es wirklich notwendig gewesen sei, den Austritt radioaktiv verstrahlten Wassers als Stufe 3 auf der Internationalen Skala für Atomare Vorfälle (INES) zu bewerten.
Zehntausende Krebserkrankungen befürchtet
Kritiker werfen dem japanischen Staat und den Medien vor, die Folgen der Katastrophe noch immer herunterspielen zu wollen. Laut Berechnungen der Medizinerorganisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) wird es allein durch die äußere Strahlenbelastung 40.000 bis 80.000 zusätzliche Krebsfälle in Japan geben. Außerdem erwarten die Wissenschaftler noch gut 37.000 zusätzliche Krebserkrankungen durch strahlenbelastete Nahrungsmittel.
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