„Eine schöne Sommerpause“
30 Mitarbeiter der Firma Hydronic Lift in Mailand haben nach der Rückkehr aus dem Betriebsurlaub feststellen müssen, dass es ihre Firma an dem Standort nicht mehr gab. Laut einem Bericht der Zeitung „La Repubblica“ räumte das Unternehmen über Nacht das Werk. Die Kündigung bekamen sie per Post.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Bereits etliche Firmen gingen „La Repubblica“ zufolge nach derselben bizzaren Taktik vor. Sie schickten ihre Mitarbeiter in den Betriebsurlaub. In der Zwischenzeit räumten sie den kompletten Standort. Externe Firmen wurden dazu beauftragt, die Gerätschaften in Lager anderer Firmenstandorte zu verfrachten - eine Vorgangsweise, die in Italien anscheinend nicht unüblich ist.
Kündigung kam per Post in den Ferien
Aktuellster Fall ist die Firma Hydronic Lift in Mailand. In ihrer Fabrik im norditalienischen Pero stellte sie bis Anfang August hydraulische Komponenten für Fahrstühle her. Dem Zeitungsbericht zufolge schickte Hydronic Lift 30 Arbeiter in die Ferien. Diese wussten nichts von einer etwaigen Standortauflösung. In den Ferien kam dann völlig unerwartet per Post die Kündiung ins Haus.
„Unternehmensinterne Umstrukturierung“
Die lapidare Begründigung lautete: Die Firma habe den Standort kurzerhand aufgegeben. Ein Unternehmenssprecher gab gegenüber der Zeitung bekannt, dass die Fabrik in Pero wegen „unternehmensinterner Umstrukturierung“ geschlossen worden sei. Ein weiteres Werk von Hydronic Lift befindet sich in McKinney im US-Bundesstaat Texas.
Diese „unternehmensinterne Umstrukturierung“ ist aber kein Einzelfall. Laut „Il Fatto Quotidiano“ wollte sich auch der Chef von Firem Formigine, einem Hersteller für Elektroteile in Modena, auf die gleiche Art und Weise davonstehlen. Am 2. August wünschte er seinen Mitarbeitern noch eine angenehme Sommerpause. Bereits einen Tag später räumte er seine Fabrik leer. Als die Arbeiter davon Wind bekamen, waren bereits 90 Prozent der Gerätschaften auf dem Weg nach Polen.
Mordrohungen nach Umsiedelung
In einem Interview mit der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg versuchte sich Pedroni zu rechtfertigen: Er sagte, dass seine Firma in Modena seit Jahre Verluste geschrieben habe, das italienische Werk habe er nicht aufrechterhalten können. „Hätte ich die Mitarbeiter in meine Pläne eingeweiht, hätten sie meine Fabrik besetzt“, so Pedroni. Einer Lahmlegung seines Betriebes konnte er so zwar entgehen, jetzt sieht sich Pedroni aber mit zahlreichen Mordrohungen konfrontiert. Dennoch will er nicht mehr zurück.
Der Klimaanlagenhersteller Dometic im norditalienischen Forli kam erst gar nicht so weit. Als seine Mitarbeiter bemerkten, wie Unbekannte in der Nacht das Lager räumten, verständigten sie die Polizei. Die Ermittlungen ergaben jedoch, dass nicht Diebe am Werk waren. Vielmehr wurden die unbekannten „Täter“ vom Werkschef selbst mit der Entfernung des Maschinenparks beauftragt.
Gewerkschaft in Alarmbereitschaft
Die italienische Gewerkschaften sind in höchster Alarmbereitschaft. Laut FIOM-CGIL kündigten bereits mehrere Unternehmen an, ihre Produktion aus Kostengründen ins Ausland verlagern zu wollen. Die Gewerkschaft spricht in diesem Zusammenhang von einem „Sport, der unter italienischen Unternehmen im Sommer 2013 in Mode“ komme.
Links: