Keine gravierenden Einschnitte
Für den WIFO-Experten Werner Hölzl haben die österreichischen Kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) - immerhin mehr als 99 Prozent der heimischen Unternehmen - die Krise und ihre Folgewirkungen bisher gut überstanden. Eine deutliche Häufung von Insolvenzen habe es weder im Krisenjahr 2008 noch in den Folgejahren mit einer gedämpften Wirtschaftsentwicklung gegeben.
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Das liege vor allem daran, dass die Wirtschaftskrise in Österreich eine Exportkrise gewesen sei, sagte Hölzl im Interview mit ORF.at. Das habe sich auf den Konsum nicht so stark ausgewirkt wie etwa in Spanien, wo die Krise stark von der Immobilienbranche ausgegangen ist. Es habe sich gezeigt, dass die KMUs und ihre Finanzierungen relativ stabil sind und der Krise gut trotzten. Schwierig sei es im Moment allerdings für die heimischen Unternehmen, neue Märkte aufzumachen: „Falsche Entscheidungen wirken sich vor allem bei den kleinen deutlicher aus“, so Hölzl.
Gutes Zeugnis von EU-Kommission
Ein gutes Zeugnis stellt auch die EU-Kommission den heimischen KMUs aus. In einem Factsheet aus dem Jahr 2012 wird den heimischen Firmen attestiert, die Krise ohne nachhaltige Rückschläge gemeistert zu haben. Lediglich die Umsätze befänden sich noch nicht auf Vorkrisenniveau, heißt es in der Studie. Etwa beim Zugang zu Finanzierungen stehen die heimischen KMUs demnach deutlich besser da als der EU-Schnitt.
Weniger Pleiten, größere Folgen
Die Zahl der Unternehmenspleiten ist im ersten Halbjahr 2013 um acht Prozent gesunken. Explodiert ist allerdings die Schuldenmasse - vor allem durch die Pleite des Baukonzerns Alpine. Sie schnellte auf das 2,7-Fache der Vergleichsperiode auf 3,8 Mrd. Euro nach oben. Auch die Zahl der betroffenen Dienstnehmer stieg enorm an auf 17.500 (plus 80 Prozent) - die insolvente Drogeriekette dayli ist dabei noch nicht eingerechnet.
Etwas kritischer im Bezug auf Betriebsinsolvenzen ist Hans-Georg Kantner, Experte des Kreditschutzverbandes (KSV). Die Insolvenzzahlen sind in Österreich im ersten Halbjahr zwar gesunken, allerdings schnellte die Zahl der betroffenen Mitarbeiter in die Höhe. Es gebe keine Anzeichen, dass sich dieser Trend „so rasch“ umkehren werde. „Die derzeitige Konjunkturlage verheißt wenig Gutes. Und die Bereitschaft der Banken, notleidende Unternehmen durch ein neuerliches Konjunkturtief zu tragen, war auch schon höher.“
Ein Konjunkturpaket, das niemand braucht?
Wenig Freude hatten Experten mit dem Konjunkturpaket, das die Regierungsparteien nach der Alpine-Pleite eilends zusammenschnürten: Die Maßnahmen verdienten den Namen nicht, sagte etwa Christian Keuschnigg, Chef des Wiener Instituts für höhere Studien (IHS).
Es würden damit einfach neue Ausgabenprioritäten gesetzt. Eine rasche Wirkung sei nicht zu erwarten, „und die Konjunktur 2014 braucht man nicht mehr wirklich zu stimulieren“, sagte Keuschnigg. „Gut, dass es nicht größer ist, weil es auch nicht nötig ist“, lautete die Quintessenz für Karl Aiginger, Leiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO).
Von den konjunkturellen Auswirkungen auf das BIP-Wachstum erwartet sich Aiginger für 2013 eine Größenordnung von „Null“ und für 2014 allenfalls „0,1 oder 0,2“. Keuschnigg stößt sich daran, dass mit dem Paket womöglich ein „übergeordnetes Ziel“ aus den Augen verloren werde - nämlich die Staatsverschuldung, die man ja nach unten bringen wolle. WIFO-Experte Hölzl glaubt jedoch, dass, zumindest was die Bauwirtschaft betrifft, KMUs vom Paket profitieren werden.
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