Aus für Gratisroaming
Einige Orange-Kunden haben die technischen Arbeiten im Hintergrund in den letzten Wochen bemerkt: Mit dem Zusammenschluss der Handynetze von „3“ und Orange gibt es in Österreich ab sofort nur noch drei Mobilfunkbetreiber. Bereits Anfang Jänner übernahm „3“ den Mitbewerber vom gleichnamigen französischen Mutterkonzern für 1,3 Milliarden Euro.
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Einen „historischen Tag für den österreichischen Mobilfunkmarkt“ sah „3“-Chef Jan Trionow am Montag bei der Pressekonferenz zur offiziellen Markenzusammenführung. Ab sofort firmieren die beiden Unternehmen unter der Marke „3“, einer „bunten, frischen Alternative zum Establishment“, so Trionow. Die Marke „Orange“ verschwindet endgültig aus Österreich. Der „3“-Schriftzug soll sukzessive auf den Netzanzeigen der Handys aufscheinen. Der Webauftritt wurde bereits zusammengelegt.
Kunden klagen über Störungen
Derzeit werden die beiden Netze noch zusammengeschaltet, wodurch sich die Netzabdeckung erhöhen soll. Aktuell scheint es allerdings teilweise zu Einbußen bei der Netzqualität zu kommen. Orange-Kunden berichten von Störungen als Begleiterscheinung des Zusammenschlusses. In den letzten Wochen war wiederholt von Gesprächsabbrüchen, schlechter Empfangsqualität und Netzverlusten die Rede.
Trionow wies bei der Pressekonferenz am Montag zwar großflächige Probleme zurück, räumte jedoch ein, dass es in Einzelfällen zu Ausfällen kommen kann. Man sei bemüht, die Umstellungen nachts in kleinen Bereichen durchzuführen, um die Störungen möglichst gering zu halten, so der „3“-Chef.
Netzausbau dauert noch eineinhalb Jahre
In einem ersten Schritt wurde bereits der GSM-Teil (2G) der Handynetze verschmolzen. Bisherige Orange-Kunden sollen dabei von der Kooperation mit T-Mobile profitieren, bei der Telefonate über das T-Mobile-Netz laufen. Laut dem weiteren Zeitplan sollen bis Ende September die 3G-Netze, über die derzeit die meisten Datenverbindungen auf Smartphones und Notebooks laufen, zusammengeführt werden.

APA/Georg Hochmuth
„3“-Chef Jan Trionow am Montag bei der Pressekonferenz
Erste Verbesserungen im Netz sollen bereits in den kommenden Wochen spürbar werden. Insgesamt 6.000 Mobilfunkstationen sollen dann für einen deutlich besseren Empfang sorgen, so Trianow. Insgesamt soll der Netzum- und -ausbau noch bis Ende 2014 dauern.
„Wollen in Angreiferrolle bleiben“
Mit neuen Tarifen und einer umfassenden Werbekampagne mit dem Slogan „Eins und Eins = Drei“ wird der Namenswechsel begleitet. Laut Trionow soll Österreich weiter ein erbitterter Wettbewerbsmarkt im Mobilfunkbereich bleiben. „Wir wollen in der Angreiferrolle bleiben“, so der „3“-Chef. Experten erwarten jedoch auf längere Sicht einen Anstieg der Mobilfunkpreise.
Eine erste Maßnahme im Rahmen der neuen Tarifpalette könnte darauf hindeuten. Statt das Gratisroaming in ausländischen „3“-Netzen auf Orange-Kunden auszuweiten, wird das „3LikeHome“-Programm eingestellt. Weder Neukunden noch Orange-Bestandskunden können den Roamingvorteil in den „3“-Ländern nutzen. Einzig bestehende „3“-Kunden behalten das Service, nach einem Tarifwechsel fällt es auch hier weg. Auf Facebook macht sich die Gruppe „Wir wollen 3LikeHome wieder“ bereits für die Wiedereinführung stark.
Tarife von „Hallo“ bis „HUI“
Bei den neuen Tarifen trifft man auf gewohnte Orange-Bezeichnungen. Die elf verschiedenen Tarife für Sprachtelefonie werden unter dem Begriff „Hallo“ geführt, sie beginnen bei zehn Euro monatlich. Mit „HUI“ (zur Erinnerung: „höllenschnelles, ultraeinfaches Internet“) wird ein altes One-Branding übernommen. Eine HUI-SIM ohne Bindung gibt es ab vier Euro. Der günstigste SIM-only-Tarif beginnt bei 7,50 Euro. Neukunden will „3“ zum Start mit einem 100-Euro-„Servus“-Bonus locken, der bei Vertragsabschluss auf den Endgerätepreis bzw. auf zwölf Monate auf den Vertrag gutgeschrieben wird.
Kaum Änderungen für Bestandskunden
Aus der Sicht bestehender „3“- und Orange-Kunden soll sich wenig ändern. Die 0699-Vorwahl bleibt erhalten, auch alle Verträge, Tarife und die AGB bleiben gleich. Ein Sonderkündigungsrecht gibt es daher nicht. Ein SIM-Kartentausch ist nicht nötig, alle bestehenden SIM-Karten funktionieren auch in neuen Tarifen und Endgeräten. Bereits erworbene Bonusstufen werden in das neue „3“-Kundenprogramm übernommen.
Zu den wenigen Neuerungen zählt, dass „3“-Kunden ihre Wertkarten auch am Bankomaten aufladen können. Zudem sind Telefonate zwischen „3“- und Orange-Telefonen ab sofort gratis. Orange-Kunden können nun das Mobil-TV und die Onlinevideothek von „3“, „3“-Kunden das Kinodonnerstag-Angebot von Orange nutzen.
160 Jobs gestrichen
Die Kosten für das Rebranding wollte Trionow bei der Pressekonferenz nicht beziffern. Er sprach jedoch von „massiven Aufwänden“. Zum Vergleich: Vor sechs Jahren hatte die Umwandlung von One zu Orange 20 Millionen Euro gekostet. Die Zahl der Shops wird von bisher gemeinsamen 140 auf 90 österreichweit reduziert, auch hier ist die Umgestaltung noch nicht abgeschlossen. 160 der insgesamt 1.300 Mitarbeiter verloren im Rahmen des Zusammenschlusses ihren Job. Weitere Streichungen seien nicht vorgesehen, so Trionow.
„3“ ist mit 3,3 Millionen Kunden nun der drittgrößte Mobilfunkbetreiber in Österreich. Der Marktanteil liegt bei knapp 24 Prozent. Marktführer ist A1 mit rund sechs Millionen Kunden und einem Marktanteil von 45 Prozent. T-Mobile liegt mit 4,12 Millionen Kunden an zweiter Stelle, das entspricht einem Marktanteil von 31 Prozent.
Beate Macura, ORF.at
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