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„Es gibt Interessenten“

In der Posse um den wahren Besitzer der gescheiterten Drogeriemarktkette dayli hat Masseverwalter Rudolf Mitterlehner am Dienstag klargestellt, dass für ihn Martin Zieger der Eigentümer ist. Denn dieser sei im Firmenbuch als Inhaber eingetragen. Rechtlich sei die Frage, ob das Unternehmen Rudolf Haberleitner oder Zieger gehöre, für ihn irrelevant.

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Während der Investorensuche im Insolvenzverfahren sei der Rechtsstreit aber belastend gewesen, so Mitterlehner auf APA-Anfrage. Er versuche nun, die verbliebenen 522 Filialen in Bausch und Bogen zu verkaufen - „das wäre der große Wurf“.

Interessenten gebe es, und es würden sich wohl noch weitere finden, das zeige die Erfahrung in derartigen Abwicklungsverfahren. Sollte ein Gesamtverkauf nicht möglich sein, dann müsse eben einzeln abverkauft werden. Außerdem müsse man noch eine Lösung für die Auslandsfilialen finden.

Mitarbeiter in zu niedriger Gehaltsklasse?

Wie die Zeit im Bild heute Mittag berichtete, sollen auf den staatlichen Insolvenzentgeltfonds, aus dem ausstehende Abfertigungen, Extrazahlungen und offene Gehälter an die dayli-Beschäftigten ausgezahlt werden, Belastungen von knapp 21 Millionen Euro zukommen. Laut Zeit im Bild gibt es obendrein den Verdacht, dass die Mitarbeiter - meist alleinerziehende Frauen oder Ältere - in zu niedrigen Gehaltsklassen angemeldet wurden.

Gute Jobchancen für dayli-Personal

Handelsobfrau Bettina Lorentschitsch sieht gute Jobchancen für viele der dayli-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter. „Ich gehe davon aus, dass der Großteil der Mitarbeiterinnen übernommen wird“, sagte sie am Montagabend. Offene Stellen gebe es genug in der Branche. Das dayli-Personal sei sehr qualifiziert, meinte Lorentschitsch.

Schon bei Schlecker sei es üblich gewesen, dass Mitarbeiter oft alleine tätig waren und für das Gesamtgeschäft Verantwortung übernehmen mussten, bis hin zur Abrechnung der Kasse. Sie hätten oft Tätigkeiten ausgeübt, die in anderen Ketten nur Filialleiter übernähmen. Selbst wenn sie keine formelle Ausbildung hätten, seien sie damit für andere Handelsunternehmen interessant. Auch wenn es natürlich einzelne Härtefälle geben werde.

Siebentgrößte Handelspleite

Knapp 3.500 Beschäftigte verlieren durch die dayli-Pleite ihren Job, nach Arbeitnehmern die zweitgrößte Handelspleite nach jener des Konsum. In Passiva gerechnet gab es aber schon einige Pleiten zuvor, die einen weit höheren Außenstand hatten.

Spitzenreiter auch bei den Schulden war der Konsum, der 1995 mit der damals unglaublichen Summe von 1,9 Mrd. Euro die Rollläden runterlassen musste. Es folgt die Pleite von Libro, die die Justiz rund ein Jahrzehnt lang beschäftigte. Die Passiva betrugen 349 Mio. Euro. Die TAP dayli Vertriebs Gmbh liegt mit 67 Mio. Euro laut Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) auf Platz sieben.

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