Haberleitner kontert Zieger
Der Streit über die Frage, wer am Aus für die dayli-Drogermiemärkte schuld ist und wem die Kette eigentlich gehört, eskaliert. Am Dienstag sprach Ex-Eigentümer Rudolf Haberleitner von einem „Lügengebäude“, das sein Nachfolger Martin Zieger Montagabend im ZIB2-Interview aufgebaut habe. Denn Zieger „ist und war definitiv nie Eigentümer von dayli“, so Haberleitner.
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Zieger hatte in der ZIB2 gesagt, nach seinem Einstieg bei dayli habe er „sechs Wochen rund um die Uhr“ versucht, einen Investor zu finden „für ein Unternehmen, von dem ich nach wie vor überzeugt bin, dass es in Österreich seinen Platz hat“. Bis zum letzten Sommer habe dayli „immer sehr viel Geld verdient“, die Firma sei „wirtschaftlich immer sehr erfolgreich gewesen“
Zieger: Dayli „war vor Haberleitner sanierbar“
Das Problem sei gewesen, dass nach der Übernahme durch Haberleitner kein Geld mehr in die Firma investiert worden sei, beim Kauf nicht und auch danach nicht. Zieger: „Es wurden nie die Lager in dem Umfang aufgefüllt, dass ein Kunde auch gespürt hätte, die Firma ist wieder zurück, ich kann dort wieder einkaufen.“ Er habe „natürlich nicht“ geglaubt, dass das dayli-Filialnetz bis 2016 um 60 Prozent erweitert werden könnte, wovon Haberleitner noch im Frühsommer geträumt habe.

ORF
Zieger: „Ich war bei Millionendiebstahl in Udine nicht dabei“
Laut Zieger scheiterte die Investorensuche letztlich an der Rechtsunsicherheit, wem dayli gehört - auch wenn es diese Rechtsunsicherheit eigentlich nicht gegeben habe, sondern „versucht“ worden sei, diese „zu konstruieren“. Anfangs seien die Anteile einfach nicht ins Firmenbuch eingetragen worden. Das habe nämlich nur der damals allein zeichnungsberechtigte Geschäftsführer (Haberleitner) tun können, der habe sich aber 14 Tage lang geweigert, was dann zu dessen Entlassung aus der Verantwortung geführt habe.
Danach seien diverse Unterlagen „aufgetaucht“, allerdings nicht im Unternehmen, wo sie hingehörten, sondern außerhalb - und denen zufolge sei plötzlich eine Verpfändung der Anteile im Raum gestanden: „Das heißt, die waren gar nicht mehr im Eigentum desjenigen, der die Anteile verkauft hat“, so Zieger. Jetzt sei im Firmenbuch er bzw. sein Unternehmen seit mehreren Wochen als Eigentümer eingetragen.
Haberleitner: „Zieger war nie Eigentümer“
Genau das stellte Haberleitner am Dienstag in einem der APA vorliegenden Statement vehement in Abrede und warf Zieger vor, er habe im Fernsehen „vor laufender Kamera ein Lügengebäude entwickelt“. „Zieger ist und war definitiv nie Eigentümer von dayli, da ich ihm die Geschäftsanteile nur treuhändig zur Investorenfindung überlassen habe und das Treuhandverhältnis von mir seit zwei Wochen aufgelöst wurde“, so Haberleitner.

APA/Herbert Neubauer
Haberleitner: „Zieger verschwand mit dem Dieb“
Die treuhändische Anteilsübertragung an Zieger erfolgte laut Haberleitner nur, weil Zieger gesagt habe, er habe Investoren für 60 bis 120 Mio. Euro und könne diese Summen binnen 14 Tagen aufstellen. Dazu gebe es einen Notariatsakt, der ihm dafür 50 Prozent der Anteile sichern sollte, so Haberleitner. Doch, so vermutete dieser jetzt, „das war anscheinend nur ein Vorwand, um an die Verlustvorträge in der Höhe von ca. 130 Mio. Euro heranzukommen, die Zieger möglicherweise mit einem Investor teilen wollte“.
Zieger behauptete demgegenüber in der ZIB2, er habe in seinen sechs Wochen - nach Erwerb von dayli für einen symbolischen Euro - überhaupt nichts verdient und werde auch nichts einfordern. Sein Bestreben sei es gewesen, „die Arbeitsplätze zu erhalten und die Firma weiterzubringen“. Das bezweifelt Haberleitner freilich: „Um die Arbeitsplätze scheint es Zieger wohl nie gegangen zu sein - und selbst hatte er kaum Mittel, da seine Firma, mit der er dayli treuhändisch erworben hat, mittellos und mit mehr als 300 Prozent überschuldet ist.“
Firma „könnte seit zwei Wochen saniert sein“
Ein Investor, der von ihm, Haberleitner, aufgestellt worden sei „und bis heute im Rennen war“, habe sein erstes Offert bereits am 16. Juli gelegt, doch habe „Zieger bis heute die Übernahme verhindert, da er die treuhändig für mich verwalteten Anteile zum Schaden aller bei dayli Beschäftigten unreellerweise nicht freigegeben, sondern blockiert hat“, schoss sich der Ex-Eigentümer auf seinen Nachfolger ein. Haberleitner sagte am Dienstag: „Das Unternehmen könnte bereits seit zwei Wochen saniert sein.“
Zumindest 30 Mio. Euro Schaden seien durch die Nichtherausgabe der Anteile direkt angerichtet worden, deshalb hätten seine Anwälte beim Landesgericht Wiener Neustadt gegen Zieger nicht nur eine Klage auf Herausgabe eingebracht, sondern auch auf Schadenersatz, so Haberleitner: „Seine Aussage, ich hätte die Eintragung seines Eigentumsrechtes verzögert, ist unrichtig, hat er doch die Eintragung selbst bewirkt.“
Wer war beim Udine-Diebstahl dabei?
Zieger selbst sei es gewesen, dem die Million Euro in Udine gestohlen worden sei, „und nicht mir“, so Haberleitner. Auch das habe Zieger unwahr dargestellt. Das könnten zwei weitere Österreicher bezeugen, die er zur Sicherheit mitgenommen habe - und das sei auch in den Polizeiprotokollen vermerkt. „Er selbst war es nämlich, der mit dem Dieb und dem Geld weggegangen und ohne Geld wiedergekehrt ist, da der Dieb laut seinen Aussagen plötzlich mit dem Geld entwischte“, wird Zieger von Haberleitner vorgeworfen.
Anders stellte die Udine-Affäre Zieger dar. Von dieser Bargeldübergabe habe er „immer abgeraten“, da „von Anfang an klar war, dass das nichts Reales sein kann“, meinte er in der ZIB2. Ob er beim Diebstahl nicht dabei gewesen sei, wurde Zieger von der Moderatorin gefragt: „Nein. Das sind Dinge, die muss jemand anderer klären. Und das wird auch, soweit ich es verstanden habe, derzeit gemacht, sowohl vom Masseverwalter als auch von anderen Gremien.“
„News“: Ex-„Sanierer“ verrechnete 1,18 Mio. Euro
Wie das Magazin „News“ am Dienstag vorab berichtete, soll Haberleitner dayli während seiner rund einjährigen Schaffenszeit insgesamt 1,18 Mio. Euro brutto verrechnet haben. Haberleitner rechtfertigte die Zahlungen gegenüber dem Magazin damit, dass er „Tag und Nacht“ gearbeitet habe.
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