Nur selten an der Öffentlichkeit
Ein Leben im Rampenlicht war Prinz Friso verhasst. Der Bruder des niederländischen Königs Willem-Alexander galt als freundlich, aber scheu. Doch in den vergangenen eineinhalb Jahren machte sein Schicksal Schlagzeilen.
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Beim Skifahren in Österreich erfasste ihn am 17. Februar 2012 eine Lawine. Friso fiel ins Koma. 18 Monate nach dem tragischen Unglück starb der Prinz im Alter von 44 Jahren am Montag in Den Haag, im Palast seiner Mutter Beatrix.
König wollte er nie werden. Das hatte der Prinz van Oranje-Nassau schon als Kind deutlich gesagt. Der zweite Sohn der damaligen Prinzessin Beatrix wurde am 25. September 1968 geboren. Er trat nur selten an die Öffentlichkeit. Selbst bei den offiziellen Auftritten der ganzen Familie fehlte Johan Friso Bernhard Christiaan David oft.
„Prinz Schlauköpfchen“ als Spitzname
Während sein älterer Bruder Willem-Alexander wegen seines ausschweifenden Studentenlebens den Spitznamen „Prinz Pilsje“ trug, war Friso als „Prinz Schlauköpfchen“ bekannt. Kein Wunder: Er absolvierte im Rekordtempo gleich drei Studiengänge. 1988 kehrte er als Ingenieur von der renommierten Universität Berkeley in den USA in die Niederlande zurück und studierte in Delft Luft- und Raumfahrttechnologie und nebenher auch noch Betriebswirtschaft in Rotterdam.
Später beendete er seine Laufbahn bei der Unternehmensberatung McKinsey in Amsterdam, um sich an einer Elitehochschule in Paris zum Manager ausbilden zu lassen. Eine glänzende Karriere wartete auf den begabten Prinzen. Er wurde Vizepräsident für Investmentbanking bei Goldman Sachs in London. Und er war Direktor für Raumfahrt am niederländischen Forschungsinstitut TNO in Delft. Zuletzt war Friso Finanzchef der Atomfirma URENCO, die in Deutschland die Urananreicherungsanlage in Gronau (Nordrhein-Westfalen) betreibt.
Gerüchte über Homosexualität
Doch die Klatschpresse ließ ihn nicht in Ruhe. Weil man den jungen Mann mit dem freundlichen Lachen nie mit Freundin sah, kamen Gerüchte auf, dass er homosexuell sei. Schwule veranstalteten sogar „Friso-Partys“. Durch den andauernden Gerüchtestrom sah er sich gezwungen, 2001 offiziell zu erklären, dass er sehr wohl Frauen mochte.
Kurze Zeit später sah das überraschte Volk eine junge, blonde Frau an seiner Seite. Bei der Beerdigung seines Vaters, des deutschen Prinzen Claus 2002, trat zum ersten Mal Mabel Wisse Smit auf.
Mabel verschwieg Liaison mit Drogenboss
Doch wieder geriet Friso in die Schlagzeilen, und nicht etwa, weil er eine Bürgerliche liebte. Mabel hatte verschwiegen, dass sie in ihrer Studentenzeit mit einem berüchtigten Drogenboss liiert war, der später von einem Ex-Kumpanen erschossen wurde. Unter starkem politischen Druck verzichtete Friso darauf, das Parlament offiziell um Zustimmung zur Hochzeit mit Mabel zu bitten. Damit verlor er automatisch seinen Platz in der Thronfolge.
Ohne parlamentarischen Segen gaben sich die beiden am 24. April 2004 in Delft das Jawort. Das Paar lebte danach in London und bekam zwei Töchter: Luana (heute acht Jahre alt) und Zaria (sieben).
Tragischer Unfall in Lech
In den Schlagzeilen tauchten sie nicht mehr auf, bis zu jenem Schicksalstag, dem 17. Februar 2012. Der sehr sportliche Prinz war wie jedes Jahr mit der königlichen Familie zum Wintersport im österreichischen Lech. Wie so oft ging Friso mit einem Freund Skifahren. Trotz erhöhter Lawinengefahr verließen sie die Piste.
Wenig später hatte eine Lawine den Prinzen verschüttet. Erst über 20 Minuten später konnte er aus den Schneemassen befreit werden - zu spät. Sein Leben konnte zwar gerettet werden. Doch die Ärzte im Landeskrankenhaus in Innsbruck stellten fest, dass er irreparable Hirnschäden erlitten hatte. Im Wellington-Krankenhaus an seinem Wohnort London versuchten daraufhin Spezialisten, seinen Zustand zu verbessern.
Trügerische Hoffnung
Die königliche Familie war zutiefst erschüttert. Ergriffen und voller Mitgefühl sahen die Niederländer, wie sehr Frisos Frau, Prinzessin Mabel, und seine Mutter Beatrix vom tragischen Unglück gezeichnet waren. Liebevoll kümmerten sich Frisos älterer Bruder, der jetzige König Willem-Alexander und seine Frau Maxima um Mabel und die beiden kleinen Gräfinnen Luana und Zaria. Beatrix reiste fast jedes Wochenende zu ihrem Sohn nach London.
Im November 2012 flackerte Hoffnung auf. Beim Prinzen gebe es „Zeichen von geringem Bewusstsein“, teilte der Hof mit. Friso reagierte auf äußere Reize. Doch die Hoffnung war trügerisch.
„Liebevoll versorgt“
Im Juli 2013 kehrte Friso in sein Elternhaus zurück, einige Wochen nachdem seine Mutter als Königin abgedankt hatte und sein Bruder Willem-Alexander am 30. April König geworden war. Doch dass Friso jemals wieder aus dem Koma aufwachen werde, schlossen die Ärzte aus.
Man könne nun nichts mehr tun, als ihn „liebevoll versorgen“, sagte ein Neurologe. Spezialisten versorgten den 44-Jährigen in Huis ten Bosch, dem Palast seiner Mutter in Den Haag. Dort starb er am Montag, einen Tag nach dem 45. Geburtstag seiner Frau.
Annette Birschel, dpa
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