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Hitzestrategien in der Natur

Heimische Wildtiere und Vögel vermeiden es derzeit, sich in der Sonne aufzuhalten, und halten tagsüber im Wald, auf Schneefeldern oder im Bau „Siesta“. Außerdem haben sie verschiedenste Strategien entwickelt, um mit der Hitze fertigzuwerden, so Experten auf Anfrage der APA. Doch bei den Fischen wurden schon die ersten „Hitzetoten“ gefunden.

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Die Seen und Flüsse hätten sich schon so stark aufgeheizt, dass viele Fischarten mit der Wassertemperatur nicht mehr fertigwerden, sagte Reinhard Haunschmid vom Institut für Gewässerökologie, Fischereibiologie und Seenkunde des Bundesamts für Wasserwirtschaft. Es sei zwar noch kein großes Fischsterben zu beobachten, aber wo das aufgeheizte Oberflächenwasser von Seen in Flüsse fließt, in denen kälteliebende Arten leben, habe man schon tote Fische gefunden.

„Bei höheren Temperaturen ist auch weniger Sauerstoff im Wasser gelöst, das ist für die Fische eine zusätzliche Belastung“, sagte Haunschmid. Die Fische könnten sich selbst in Gebirgsseen nicht in das tiefere, kühlere Wasser zurückziehen, denn dort gebe es von Haus aus kaum Sauerstoff, weil diese Seen schlecht durchmischt sind.

Vögel hecheln wie Hunde

Auch für Vögel könne die Hitze problematisch werden, so der Ornithologe Gabor Wichmann von der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich. „Sie können nicht wie Menschen schwitzen, sondern nur hecheln, so ähnlich wie Hunde“, sagte er. Das sei nicht besonders effektiv, deshalb müssten sie sich an schattige Orte wie Büsche und Wälder zurückziehen und viel trinken.

„Außerdem kühlen sie sich im Wasser ab; sie sitzen darin und spritzen das kühle Nass auf ihr Gefieder“, so Wichmann. Wasser zu finden sei für die flexiblen und mobilen Tiere auch in solchen Trockenperioden meistens kein Problem, meinte der Experte.

„Siesta“ weit verbreitet

Viele Wildtiere in Österreich sind nachtaktiv und verbringen die heißen Stunden im kühlen Unterschlupf, diese Tiere störe die aktuelle Hitzewelle kaum, sagte Walter Arnold vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien. „Auch tagaktive Tiere sind üblicherweise eher am Morgen und Abend fleißig und legen mittags eine Ruhepause ein, diese fällt bei so heißem Wetter wie jetzt eben um einiges länger aus“, sagte er.

Für an kühle Lebensräume angepasste Alpentiere wie Gämsen und Steinböcke sei die Hitze zwar ein großes Problem, sie können aber in höhere Gefilde flüchten. Wenn es ihnen auch dort zu heiß wird, legten sie sich in der Mittagszeit auf Schneefelder, um ihren Körper abzukühlen, so Arnold.

Ohren als Hitzeregulator

Wildtiere im Tal haben andere Möglichkeiten, um ihren Körper auf Betriebstemperatur zu halten. Füchse hecheln wie Hunde, andere Tiere sabbern, so dass ihr Fell nass wird, auf beide Arten entsteht Verdunstungskälte, wenn der Speichel verdampft. „Tiere können auch Wärme abgeben, indem sie die Durchblutung der äußeren Körperteile stark erhöhen“, so Arnold. Besonders gut funktioniert das etwa bei Feldhasen.

„Ihre Ohren sind nicht nur so groß, damit sie gut hören, sondern in erster Linie sind sie Wärmeregulationsorgane“, erklärte er. Sie haben eine große Oberfläche und sind spärlich behaart, und wenn die Ohren stark durchblutet sind, kann der Hase damit sehr viel Wärme abgeben, so wie das auch Elefanten machen. Die Trockenheit sei für die Wildtiere nicht schlimm, sagte Arnold, denn hierzulande gebe es kaum Gebiete, in denen die Wasserversorgung ein Problem sei.

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