Themenüberblick

Vor allem Migration innerhalb der EU

Fast jede einzelne Zahl der neuen, auf Melderegisterdaten von 2012 beruhenden „Wanderungsstatistik“ der Statistik Austria widerlegt eines der gängigen Bilder und Vorurteile zum Thema Migration, beginnend bei den schlichten Summen. So sind in einem Jahr zwar 140.400 Menschen aus dem Ausland zugezogen - aber auch 96.600 weggezogen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die „saldierte“ Zuwanderung liegt gemäß den am Montag präsentierten Daten also nur mit 43.800 Personen im Plus. Das bedeutet im Jahresvergleich zwar eine Steigerung um 40 Prozent - an der aber wiederum Österreicher entscheidend beteiligt sind: Weil wieder mehr österreichische Staatsbürger weggezogen als zugezogen sind, ist deren Saldo mit minus 7.400 dem langjährigen Trend folgend weiterhin negativ.

Vor allem Europäer und Asiaten

Während der Saldo bei Österreichern - auch sie werden in der Wanderungsstatistik eben mitberücksichtigt - im Minus lag, belief sich jener der nichtösterreichischen Staatsangehörigen auf plus 51.200 Personen und war somit deutlich höher als 2011 (plus 37.100 Personen). Der Großteil des Wanderungsgewinns bei den Ausländern, nämlich rund 62 Prozent, entfiel auf EU-Bürger (absolut plus 31.500 Personen).

Die zahlenmäßig größte Gruppe der neu Zugewanderten waren ungarische Staatsangehörige (plus 6.600 Personen), es folgen Deutsche (plus 6.200 Personen) und Rumänen (plus 5.400 Personen). Der Wanderungssaldo mit Nicht-EU-Staaten lag bei einem Plus von fast 19.700 Personen, wovon aber rund 45 Prozent auf Europäer entfielen. Fast ebenso viele „Nettozuwanderer“ kamen aus Asien. Beim gesamten afrikanischen Kontinent, inklusive seiner muslimisch geprägten Länder, lag das Zuwanderungsplus hingegen bei lediglich 1.380 Personen.

Grafik zur Zuwanderungsstatistik

APA/ORF.at

Mehr Zustrom aus Russland als aus ganz Afrika

Die innereuropäischen Zuwanderungsraten liegen weit über diesen Zahlen: So wanderten etwa mit 1.800 Personen mehr Menschen aus Russland nach Österreich zu als aus ganz Afrika. Die abgesehen davon größten europäischen Zuwanderergruppen kommen aus Serbien (1.700) und Bosnien und Herzegowina (1.500). Insgesamt betrug der Ausländeranteil zu Jahresbeginn 2013 rund 11,9 Prozent.

In absoluten Zahlen lebte etwa eine Million Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit in Österreich, das entspricht einem Anstieg von 52.800 Personen seit Jahresbeginn 2012. Rund 41 Prozent der Ausländer stammten aus der EU, die größte Ausländergruppe in Österreich bildeten mit fast 16 Prozent die Deutschen. Unter den Ausländern aus Nicht-EU-Staaten waren Türken mit 113.700 die größte Nationalität vor serbischen Staatsangehörigen (111.300 Personen).

Vor allem ein Wiener Thema

Mittelpunkt der Zuwanderung und ausländischen Bevölkerung ist wenig überraschend die Bundeshauptstadt: Rund 44 Prozent der Nettozuwanderung aus dem Ausland des Jahres 2012 (plus 19.100 Personen) entfielen auf Wien, wo sich am 1. Jänner 2013 etwa 40 Prozent der ausländischen Bevölkerung Österreichs konzentrierten. Dementsprechend war der Ausländeranteil in Wien mit 23 Prozent beinahe doppelt so hoch wie im österreichischen Durchschnitt.

Die FPÖ sah in den Zahlen einen „klaren Beweis für die völlig falsche Zuwanderungspolitik der Bundesregierung“. In der Presseaussendung vom Montag wurde jedoch auf aktuelle Zuwanderungsbewegungen nicht eingegangen, sondern stattdessen nur auf absolute Gesamtzahlen - etwa im Hinblick auf die Zahl von Menschen mit türkischem Pass in Österreich. Darauf, dass gerade diese Werte aktuell nur noch im Promillebereich Bewegung aufweisen, ging die Aussendung nicht ein.

Links: