Radioaktive Belastung im Griff?
Die jordanische Regierung hat den Start eines neuen Großprojekts für die Wasserversorgung der rund 6,8 Millionen Einwohner des Landes bekanntgegeben. In der Nacht zum Donnerstag wurde mit dem Abpumpen eines uralten Wasservorrats unter der jordanischen Wüste bei Disi begonnen.
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Das Projekt wurde in dem an Wasserquellen armen Land seit langem geplant, ruft aber Bedenken wegen der radioaktiven Belastung des Wassers aus dem sogenannten Aquifer hervor.
300.000 Jahre alt
Als Aquifer werden vereinfacht gesagt unterirdische Stein- und Erdschichten bezeichnet, die Wasser speichern. Der unterirdische Wasservorrat in dem Aquifer von Disi, 325 Kilometer südlich der Hauptstadt Amman, ist rund 300.000 Jahre alt. Pro Jahr will Jordanien nunmehr 100 Millionen Kubikmeter Wasser abpumpen. Für das Projekt waren rund 990 Millionen Dollar (gut 770 Mio. Euro) veranschlagt.

Corbis/Demotix/Eddie Gerald
Über mehrere hundert Kilometer läuft die Pipeline
Jordanien zählt zu den zehn trockensten Ländern der Welt, die Wüste macht 92 Prozent der Landesfläche aus. Der Wasserbedarf wird ab 2015 auf 1,6 Milliarden Kubikmeter pro Jahr berechnet. 2007 wurde mit der Planung des Projekts begonnen, 250.000 Tonnen Stahl wurden verbaut. Mit 55 Bohrlöchern wird das Wasser aus einer Tiefe von rund 500 Metern gepumpt, mit weiteren Bohrlöchern wird der Wasserdruck gemessen.
Studie warnte vor Radioaktivität
Wasser- und Landwirtschaftsminister Hasem Nasser sagte, dass das Trinkwasserproblem seines Landes binnen Wochen gelöst sein werde. Und er widersprach auch Studien, die das ganze Projekt gefährdet hatten: Eine Studie, die 2008 an der Duke-Universität in den USA erstellt wurde, ergab, dass die radioaktive Belastung des Wassers aus dem Disi-Aquifer um das 20-Fache über den zulässigen Werten liegt. Dabei geht es vor allem um Radiumbelastungen, die Krebs auslösen können.
Radioaktives Wasser wird „verdünnt“
Nasser erklärte hingegen, neue Labortests hätten die Ungefährlichkeit des Wassers bestätigt. Es sei sogar sauberer als abgefülltes Wasser, das es in Supermärkten zu kaufen gibt. Um diese Ergebnisse zu erreichen, wurde das Wasser aus dem Süden des Landes allerdings zuvor mit Wasser aus anderen Quellen vermischt, heißt es in der „Jordan Times“.
Laut Regierungsvertretern sei das eine übliche Vorgangsweise, die auch in anderen Ländern angewendet werde. Die neuen Tests seien nach den Maßstäben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durchgeführt worden.
Konflikt mit Nachbarland?
Doch die Radioaktivität ist nicht das einzige Problem des Projekts - ein politisches kommt noch hinzu: Ein Großteil der Wasservorkommen liegt nicht in Jordanien, sondern jenseits der Grenze auf saudi-arabischem Territorium. Und dort wird das Wasser ebenfalls an die Oberfläche befördert und genutzt. Schon während der Bauarbeiten kam es zu Unstimmigkeiten zwischen den beiden Ländern - und diese könnten sich freilich nun noch weiter zuspitzen.
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