Bis zu 30 Meter hohe Türme
In der nordirischen Hauptstadt Belfast laufen die Vorbereitungen für die Feiern zum Jahrestag des Sieges der Protestanten über die Katholiken in der Schlacht am Boyne auf Hochtouren. Traditionell werden dafür am 11. Juli Hunderte Feuer in der ganzen Stadt angezündet. Seit Tagen werden dafür meterhohe Türme aus Holz und Autoreifen aufgeschlichtet.
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Wer dieser Tage auf die Skyline von Belfast blickt, erkennt sie kaum wieder. Zwischen den Häusern und Bäumen ragen bis zu 30 Meter hohe Holztürme in den Himmel. Sie werden aus Holzpaletten errichtet, zwischen die als „Zündstoff“ auch Tausende Autoreifen geschlichtet werden. Einmal angezündet, hüllen sie die ganze Stadt in dichten, giftigen Rauch. Doch wiederholte Aufrufe, das Verbrennen der Reifen zu unterlassen, zeigten wenig Erfolg.

Reuters/Andrew Paton
Zwischen den Holzpaletten werden Autoreifen gestapelt
Bei der „Bonfire Night“ am Abend vor dem Jahrestag der Schlacht am Boyne werden die riesigen Fackeln mit Fahnen geschmückt und angezündet. Doch nicht immer verlaufen die „Bauarbeiten“ an den Türmen ohne Probleme. Am Dienstag stürzte ein rund zehn Meter hoher Holzhaufen in sich zusammen. Er bestand aus mehr als 25 Schichten Holzpaletten und Autoreifen, wie die britische Zeitung „Daily Mail“ berichtete, bevor er unter seinem eigenem Gewicht zusammenbrach.
Unfälle deutlich zurückgegangen
Eigentlich ist in Großbritannien das Verbrennen von Autoreifen gesetzlich verboten, doch in Nordirland halten sich die wenigsten daran. Zuletzt wurden aus Sicherheitsgründen mehrere Haufen wieder entfernt. Die Feuerwehren riefen 2011 dazu auf, dass sich die Gemeinden stärker an den Sicherheitsvorkehrungen rund um die Feuertürme beteiligen sollen - offenbar mir Erfolg, die Unfälle konnten 2012 mit 29 im Vergleich zu 49 im Jahr 2011 fast halbiert werden.

APA/AP/Peter Morrison
Meterhoch ragen die Türme in den Himmel
Neben den traditionellen Feuern werden auch heuer wieder Tausende Anhänger des Oranier-Ordens durch Nordirland marschieren. In 550 Umzügen erinnern sie an die legendäre Schlacht am Fluss Boyne nordwestlich von Dublin. Dort bezwang der Protestant Wilhelm von Oranien 1690 den englischen König Jakob II., einen Katholiken, und wurde dessen Nachfolger. Am Jahrestag der Schlacht kam es in der Vergangenheit regelmäßig zu Ausschreitungen, da die Triumphmärsche von der katholischen Bevölkerung stets als unerträgliche Provokation empfunden werden.
Polizei rüstet sich gegen Ausschreitungen
Die Paraden zum 12. Juli waren 30 Jahre lang von extremen Ausschreitungen überschattet. Erst mit der Unterzeichnung des Friedensvertrags von 1998 ließ die Gewalt etwas nach. Doch auch im vergangenen Jahr gingen wieder Jugendliche mit Benzinbomben und Ziegelsteinen gegen die Polizisten vor und steckten Autos in Brand. Auch heuer rüsten sich Belfast und die angrenzenden Städte für mögliche Krawalle. 630 zusätzliche Polizeikräfte wurden aus ganz Großbritannien nach Nordirland gebracht.

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Die Feuer werden in der Nacht vor den Oranier-Märschen angezündet
Zusätzlich für Ärger sorgten zuletzt Änderungen bei den Routen der Umzüge. So sollten sie dieses Jahr nicht über einen Platz geführt werden, an dem es zuletzt immer wieder zu Ausschreitungen kam. Der Oranier-Orden bezeichnete die Einschränkung als „lächerlich“, rief die Teilnehmer jedoch dazu auf, von Gewalt abzusehen.
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