Persönliche Worte beim Festakt
Vor Tausenden versammelten Menschen haben in feierlicher Stimmung auf dem Hauptplatz von Zagreb kroatische und europäische Politiker den Balkan-Staat als 28. Mitglied der EU willkommen geheißen. Ministerpräsident Zoran Milanovic wurde in seiner Rede an die Bürger und die Gäste persönlich: „Ich muss in dieser historischen und feierlichen Nacht subjektiv über Kroatien sprechen, denn das ist, unter anderem, ein Kroatien, das wir träumen und bauen."
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170 internationale Vertreter, darunter die Spitzen der EU-Kommission, des Europaparlaments sowie zahlreiche Staats- und Regierungschefs der Nachbarländer reisten zu den Feiern am Sonntagabend an. Die breiten Boulevards in Zagreb waren jedoch ungewöhnlich leer: Viele Anwohner waren dem Rat der Polizei gefolgt und hatten die Hauptrouten zwischen dem Stadtzentrum und dem Flughafen gemieden.
Kroatien sei „ein Mosaik, zusammengesetzt aus viereinhalb Millionen freier Auffassungen über das eigene Land, seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“, sagte Milanovic in seiner Rede. Das sei ein Europa, das man gemeinsam mit anderen bauen werde, sagte der Premier in Anspielung auf die EU-Anwärter Serbien, Bosnien und Herzegowina und auch Montenegro.
Kroatien reicht Balkan die Hand
„Kroatien flüchtet in dieser Nacht nirgendwohin. Wir bleiben, wo wir sind, aber mit neuer Verantwortung. Wir reichen den Ländern der Region die Hand, die europäischen Kriterien so bald wie möglich zu erfüllen“, so Milanovic, der den Balkan als „Element der kroatischen Identität und Vergangenheit“ bezeichnete. Mit diesen Ländern verbinde Kroatien der Kampf gegen den Faschismus im Zweiten Weltkrieg. Die Länder hätten sich durch den Krieg in den 1990er Jahren voneinander entfernt.
„Wir glauben zutiefst, und das macht die heutige Nacht eine fröhliche, dass die EU und alle ihre Mitglieder offen dafür sein werden, Kroatiens Besonderheit als Grundelement ihrer großartigen und vielfältigen Identität zu erleben. Das wichtigste strategische Projekt Kroatiens in der EU ist die Entwicklung und der Ansporn der intellektuellen Neugier“, sagte der kroatische Premier.
„One team - One dream“
Litauens Präsidentin Dalia Grybauskaite wählte ein sportliches Bild in ihrer Rede, in Anspielung auf Basketball, das in beiden Ländern erfolgreich ist: „Von heute an hat Europa einen weiteren starken Spieler“, sagte Grybauskaite, die ihrem Amtskollegen Josipovic ein Basketballdress mit dem Motto „One team - One dream“ („Ein Team - Ein Traum“) überreichte.
Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso gratulierte dem kroatischen Volk, dank dessen harter Arbeit der Beitritt möglich gewesen sei: „Ihr habt Kroatien an seinen richtigen Ort, ins Herz Europas, gebracht.“ Kroatien trete gut vorbereitet bei, es habe sich „enorm gewandelt“ und sei eine „volle Demokratie“, so Barroso. „Heute ist ein Ende des Prozesses, aber ein Beginn einer neuen Erfolgsgeschichte.“
Von Rompuy mahnt zu gemeinsamem Vorgehen
EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy kam in seiner Rede auf die turbulenten Zeiten in der EU zu sprechen: „Bei den kommenden Herausforderungen werdet ihr sehen, dass die Mitgliedschaft nicht nur aus der Achtung und Gestaltung von Regeln besteht, sondern auch in der Aufteilung von Verantwortung für unser gemeinsames Vorhaben. In guten wie in schlechten Zeiten, an schönen und an regnerischen Tagen, müssen wir als Union vereint bleiben“, sagte Von Rompuy. „Willkommen zu Hause“, sagte EU-Parlamentspräsident Martin Schulz.
„Gemeinschaft von Frieden und Sicherheit“
Kroatiens Präsident Ivo Josipovic sagte: „Das ist der Tag, an dem unsere Träume in Erfüllung gingen. Nicht nur unserer Generation, sondern vieler vorangegangener Generationen unseres Volkes.“ „Europa war, ist und wird eine Idee sein, der wir angehören. Wir waren, sind und bleiben Europäer. Europa ist ein Schlüsselelement unserer Identität.“ Das sei nicht nur wegen der geografischen Lage, sondern auch wegen der Werte der Fall.
An erster Stelle stehe die Freiheit, die für Generationen die leitende Idee gewesen sei, und die die Freiheit jedes einzelnen beinhalte. „Freiheit beinhaltet die Solidarität unter Menschen“, sagt Josipovic.
„Für uns ist Europa eine Gemeinschaft von Frieden und Sicherheit“, so Josipovic, in Anspielung auf Kroatiens Kriegsvergangenheit. Wegen der eigenen Erfahrung sei es wichtig zu betonen, dass Europa als Antikriegsprojekt entstanden sei. „Darum wollen wir, dass Europa nicht an unserer Grenze aufhört“.
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