Leitzins bleibt vorerst unverändert
Die USA könnten sich schon bald von ihrer bisherigen Geldpolitik verabschieden. US-Notenbankchef Ben Bernanke stellte am Mittwoch ein baldiges Ende der milliardenschweren monatlichen Anleihekäufe in Aussicht, mit denen die USA derzeit die Wirtschaft ankurbeln.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Das tatsächliche Ende des Anleihekaufs hänge von der Entwicklung des Arbeitsmarktes ab, so Bernanke. „Sollten unsere Prognosen tatsächlich eintreffen, dann enden die Anleihekäufe Mitte kommenden Jahres.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass der Umfang der Käufe noch heuer gedrosselt wird, sei hoch. Die Fed kauft Monat für Monat für 85 Mrd. Dollar (63,4 Mrd. Euro) Staats- und Immobilienpapiere.
Weiter keine Zinserhöhung
Derzeit sind die US-Notenbanker mit der Konjunktur offenbar noch nicht zufrieden genug. Bei einem zweitägigen Treffen des entscheidenden Offenmarktausschusses (FOMC) änderten sie am Dienstag und Mittwoch weder den Umgang noch das Tempo der Anleihekäufe. Auch den Leitzins, der seit Jahren bei faktisch null Prozent liegt, tasteten sie nicht an.
Bernanke betonte, dass die Fed gegenwärtig davon ausgehe, dass zwischen dem Ende der Anleihekäufe und der ersten Zinserhöhung eine „geraume Zeit“ vergehen werde. Die große Mehrheit der FOMC-Mitglieder rechnet erst 2015 mit einer Zinsänderung, ein Zentralbanker erwartet diesen Schritt sogar noch ein Jahr später, obwohl die Fed in ihren Konjunkturprognosen insgesamt optimistischer geworden ist.
Arbeitsmarkt soll sich schneller erholen
Vor allem der Arbeitsmarkt - bisher die Achillesferse der weiterhin unter den Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise leidenden größten Volkswirtschaft der Welt - soll sich laut den neuen Fed-Prognosen schneller erholen als bisher erwartet. Bernanke rechnet damit, dass der von der Fed gesetzte Schwellenwert von 6,5 Prozent Arbeitslosenquote für die erste Zinserhöhung nach der Krise bereits 2014 erreicht werden könnte.
Bernanke betonte jedoch, dass es sich dabei um einen Schwellenwert handle, nicht um einen automatischen Auslöser. „Die meisten Mitglieder im FOMC-Ausschuss halten Vollbeschäftigung bei Werten zwischen fünf und sechs Prozent für gewährleistet. Die 6,5 Prozent sind also ein Punkt für eine weiche Landung.“ Für Mitte 2014 rechnet der Fed-Chef immer noch mit einer Arbeitslosenquote von sieben Prozent. Die Fed muss sich per Mandat nicht nur um stabile Preise kümmern, sondern soll zudem Vollbeschäftigung erreichen.
Höhere Kosten für Schwellenländer erwartet
Die Wende in der US-Geldpolitik sorgt nicht überall für Begeisterung: Weltbank-Chef Jim Yong Kim sieht etwa höhere Refinanzierungskosten auf die Entwicklungs- und Schwellenländer zukommen, sollte die Fed ihre Geldflut eines Tages stoppen. Im Gespräch mit Reuters sagte Kim am Mittwoch in London, er gehe allerdings davon aus, dass Bernanke den Fuß nicht einfach unkontrolliert vom Gaspedal nehmen werde.
Angesichts der global zirkulierenden Mengen an Notenbank-Liquidität, die durch die in Japan erzeugte Geldflut noch erhöht werde, bewege sich die Weltwirtschaft aber „auf unsicherem Terrain“, so Kim. „Wir stehen am Anfang eines Weges, der sehr gut vorbereitet wird. Auf diesem Weg gehen die Zinsen wieder nach oben“, sagte Jürgen Fitschen, Kochef der Deutschen Bank in Frankfurt.
Wann sich andere Notenbanken der Fed auf ihren Weg der geldpolitischen Normalisierung anschließen, ist indes völlig offen. Während die Bank von Japan erst kürzlich die geldpolitischen Schleusen richtig weit öffnete, dachte der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, erst am Dienstag laut über eine weitere Zinssenkung und den Einsatz zusätzlicher unorthodoxer Instrumente im Kampf gegen Rezession und Kreditklemme in vielen Euro-Ländern nach.
Alister Bull und Pedro da Costa, Reuters
Links: