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Bereits mehr als 600 Bestellungen

Unmittelbar vor Beginn der Pariser Flugmesse Le Bourget hat das neue Langstreckenflugzeug Airbus A350 am Freitag seinen Erstflug erfolgreich absolviert. Die Premiere befeuert den auf der Luftfahrtschau erwarteten Konkurrenzkampf um Marktanteile zwischen dem europäischen Airbus-Konzern und US-Hersteller Boeing.

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Beim Erstflug, der vom südfranzösischen Flughafen Toulouse-Blagnac startete und endete, standen in verschiedenen Flughöhen Tests von Fahrwerk, Landeklappen und Ruder auf dem Programm. Außerdem sollte der A350 XWB (Extra Wide Body) unterschiedliche Geschwindigkeiten ausprobieren. Laut Airbus-Pilot Peter Chandler lief während des A350-Fluges „alles prima“. Die Maschine fühle sich „in der Luft eindeutig besser an als auf der Rollbahn“. Nach Angaben der Crew konnten alle geplanten Tests während des Flugs umgesetzt werden.

Der A350 hebt zum Jungfernflug ab

APA/EPA/Guillaume Horcajuelo

Der Airbus A350 beim Start zu seinem Jungfernflug

Der A350, der um Punkt 10.00 Uhr abgehoben hatte, überflog kurz vor Mittag die Pyrenäen. Das Flugzeug stieg bis auf etwa 7.500 Meter Höhe, aber noch nicht bis zur eigentlichen Reiseflughöhe von 10.000 Metern. Begleitet von Jubel landete der Langstreckenjet dann wie geplant kurz nach 14.00 Uhr in Blagnac. Kurz vorher zog die Maschine noch eine regelrechte Show ab: In weniger als hundert Meter Höhe überflog sie die Piste und schloss den Testflug mit einer großen Schleife am blauen Himmel über Toulouse ab.

Teuerste Version kostet 250 Mio. Euro

Mit dem ersten Flug begann eine etwa einjährige Testphase von insgesamt fünf Prototypen. Das hochmoderne, spritsparende Flugzeug soll vor allem gegen die Konkurrenz von US-Hersteller Boeing mit der 787 „Dreamliner“ und der angekündigten 777X bestehen. Wie die Maschine des US-Rivalen ist auch der A350 zu großen Teilen aus mit Kohlefaser verstärktem Kunststoff gefertigt, der leichter ist als Metall. Laut Airbus wird der A350 mit seiner Reichweite von 15.000 Kilometern dadurch rund ein Viertel weniger Treibstoff verbrauchen als herkömmliche Maschinen.

Der Airbus A350 ist in der Luft

APA/EPA/Guillaume Horcajuelo

Bis zu 350 Passagiere finden im A350 Platz

Airbus will den zweistrahligen A350 in drei Versionen für 270 bis 350 Passagiere bauen und verfügt über drei Klassen. Die teuerste Variante steht mit rund 250 Mio. Euro in der Preisliste, die günstigste mit 192 Mio. Die erste Auslieferung ist im zweiten Halbjahr 2014 geplant. Bisher haben laut Airbus 33 Fluglinien 613 Maschinen des neuen Typs geordert. Die Flugroute des ersten A350-Testflugs kann auf Flightradar24.com nachvollzogen werden.

16.000 Kilometer Reichweite

Der neue Airbus A350 hat eine Spannweite von knapp 65 Metern und je nach Version eine Länge von gut 60 bis knapp 74 Metern. Die maximale Reichweite beträgt knapp 15.800 Kilometer. Dafür kann der A350 mit bis zu 156.000 Liter Treibstoff befüllt werden. Als maximales Startgewicht für den Jet sind gut 300 Tonnen veranschlagt, die Schubkraft reicht von knapp 340 bis zu 430 Kilo Newton.

Airbus erwartet erfolgreiche Flugmesse

Nach dem Erstflug könnte der A350 zu den Höhepunkten auf der Flugmesse in Le Bourget zählen. Schon mit Flügen über das Gelände würde der Jet mancher Maschine auf dem Rollfeld die Schau stehlen. Airbus wollte nicht ausschließen, dass der Prototyp des A350 auf dem Luftweg von Toulouse nach Paris geschickt wird. Thomas Enders, Chef der Airbus-Mutter EADS, sagte dazu: „Ich könnte mir vorstellen, dass er über Le Bourget fliegt.“

Enders sieht seinen Luft- und Raumfahrtkonzern vor einer erfolgreichen Flugmesse. Er erwartet einige hundert Bestellungen für Airbus. Gleichzeitig bekräftigte der EADS-Chef am Vorabend des Erstflugs die kürzlich bei Airbus von 700 auf 800 Bestellungen erhöhte Prognose für das laufende Jahr.

Boeing plant größeren „Dreamliner“

Erzrivale Boeing plant Insiderinformationen zufolge unterdessen eine größere Version seines Langstreckenjets 787 „Dreamliner“, der in den letzten Monaten von zahlreichen Pannen und einem längeren Flugverbot geplagt war. Demnach soll nächste Woche eine Variante mit 323 Sitzplätzen angekündigt werden. Vor allem in Asien sei die Nachfrage nach Flugzeugen mit hoher Reichweite groß, hieß es. Singapure Airlines hatte kürzlich Interesse an einer vergrößerten Version des 300 Millionen Dollar teuren Jets signalisiert. Auch die British-Airways-Mutter IAG, United Airlines und die US-Verleihfirma Air Lease Corp. haben bereits den Finger gehoben. Als möglicher Käufer wird auch die Lufthansa gehandelt.

Wettbewerb um niedrigen Verbrauch

Die verlängerte 787-10 soll den Insidern zufolge mehr Treibstoff aufnehmen und mehr Passagiere transportieren, dafür aber weniger weit fliegen können als die zwei bisherigen Versionen des „Dreamliner“. Boeing zufolge könnte der Jet vor allem im Regionalverkehr in Asien und auf Strecken mit vielen Zwischenstopps eingesetzt werden. Airbus-Manager kritisierten das. Die Verlängerung der 787 koste zu viel Reichweite. Boeing mache damit den gleichen Fehler wie einst bei der 676-400ER, die kaum Kunden begeistern konnte.

Der Wettkampf um leichte, spritsparende Langstreckenmodelle dürfte die Pariser Airshow in der kommenden Woche dominieren. Im Rennen um die Marktführerschaft hatte Airbus Boeing zu Jahresbeginn überholt. Mit netto 410 Flugzeugbestellungen lag die EADS-Tochter im ersten Quartal vor dem US-Konzern, der für sich 209 Aufträge verbuchen konnte. Im vergangenen Jahr dagegen musste sich Airbus den Amerikanern noch knapp geschlagen geben.

Mehr als 2.000 Aussteller auf Flugschau

Zur Pariser Flugschau wird eine Rekordbeteiligung erwartet. Von Montag an wollen 2.215 Aussteller aus 44 Ländern sieben Tage lang Produkte und Entwicklungen präsentieren. Zur 50. Ausgabe der wichtigen Industriemesse, die alle zwei Jahre in Le Bourget stattfindet, sollen rund 350.000 Besucher kommen. Sie können weit mehr als 100 Luftfahrzeuge in Hallen und auf dem Freigelände sehen. Von Airbus kommen das Flaggschiff der Flotte, das Großraumflugzeug A380, sowie der Militärtransporter A400M. Der französische Hersteller Dassault Aviation schickt das Rafale-Kampfflugzeug zur Schau.

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