Dutzende Haftbefehle
Immer wieder sorgt Italiens Exekutive mit Großrazzien gegen das organisierte Verbrechen für Schlagzeilen. Zuletzt gelang Polizeiangaben zufolge ein Schlag gegen die neapolitanische Camorra, wo Anti-Mafia-Einheiten mit 110 Haftbefehlen gegen einen berüchtigten, im Kokainhandel aktiven Clan ausrückten.
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Dutzende mutmaßliche Mitglieder des mächtigen Di-Lauro-Clans sowie Helfer der Mafia wurden festgenommen. Ihnen wird neben versuchtem Mord und illegalem Waffenbesitz vor allem vorgeworfen, im großen Stil Kokain von Spanien nach Kampanien geschmuggelt zu haben. Der Clan soll damit jährlich mehrere Millionen Euro verdient haben, teilten Behörden mit.
Festnahme auf Kreuzfahrtschiff
Ein Boss des Drogenclans der Camorra ist seit Jahren in Haft, ein zweiter, der auf der italienischen Fahndungsliste weit oben steht, noch flüchtig, wie die Nachrichtenagentur ANSA berichtete. Mehr als 400 Einsatzkräfte waren bei den Razzien gegen den Di-Lauro-Clan und seine Helfer eingesetzt. Der 19 Jahre alte Sohn eines Bosses wurde auf einem Kreuzfahrtschiff vor Sizilien verhaftet, auf dem er gerade den Geburtstag seiner Freundin feierte.
Über 400 Grundstücke beschlagnahmt
Erst im Mai wurde von italienischen Einsatzkräften zudem Vermögen im Wert von Hunderten Millionen Euro eines sizilianischen Geschäftsmanns beschlagnahmt, der wegen seiner Verbindungen zur Mafia zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden war.
Betroffen seien landesweit 409 Grundstücke sowie das Kapital von 48 Unternehmen, die dem „Supermarkt-König“ Sebastiano Scuto oder seiner Familie gehören. Sobald das Oberste Gericht das Urteil gegen Scuto bestätigt, soll das Vermögen laut Polizei endgültig eingezogen werden.
Scutos Firma Aligrup beschäftigt rund 1.600 Menschen. In einem ersten Prozess war Scuto noch freigesprochen worden, die Staatsanwaltschaft hatte dagegen Berufung eingelegt. Im April hob ein Berufungsgericht im sizilianischen Catania den Freispruch wieder auf. Nach Überzeugung der Ermittler unterhielt der Unternehmer enge Kontakte mit einem Mafia-Clan aus Palermo und setzte seine Unternehmen zur Geldwäsche ein.
Razzia auch gegen Gallo-Cavalieri
Im April wurden im Rahmen einer großangelegten Razzia gegen die Camorra zudem 80 Haftbefehle gegen Mitglieder der Camorra-Clans Gallo-Cavalieri und Gionta erlassen. Mehrere Camorra-Bosse, die unter anderem für Drogenhandel zwischen Spanien, den Niederlanden und Italien verantwortlich gemacht werden, wurden nach Angaben der Polizei festgenommen.
Den Camorra-Mitgliedern wird unter anderem Geldwäsche, Erpressung und illegaler Waffenbesitz vorgeworfen. Die Clans Gallo-Cavalieri und Gionta führen seit Jahren einen Kampf um die Kontrolle der illegalen Geschäfte im Großraum Neapels.
Hohe Haftstrafen
Wegen dreifachen Mordes verurteilte zu Beginn des Jahres ein Mailänder Gericht 15 Mafia-Mitglieder zu lebenslanger Haft, zwei weitere müssen für 23 und 24 Jahre ins Gefängnis. Mit Hilfe von Kronzeugen konnte die Anklage nachweisen, dass die Morde auf einen Streit zwischen zwei Clans der kalabrischen ’Ndrangheta zurückgingen.
Demnach wurde Carmelo Novello, der mutmaßliche ’Ndrangheta-Chef in der Lombardei, im Juli 2008 in einer Bar unweit von Mailand erschossen, weil er seinen Clan vom kalabrischen Mutterclan Galacce abspalten wollte. Zwei weitere Mitglieder seines Clans wurden im März und April 2009 ebenfalls in der norditalienischen Region getötet.
Die ’Ndrangheta hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zur stärksten und gefürchtetsten Mafia-Gruppe Italiens entwickelt. Sie hat ihren Ursprung in der Region Kalabrien an der Stiefelspitze. Neben der Camorra zählt noch die Cosa Nostra aus Sizilien und die Sacra Corona Unita in Apulien zu den prominentesten Mafia-Gruppierungen Italiens.
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