Themenüberblick

Nach jahrzehntelanger Diskriminierung

Die US-Pfadfinder erlauben künftig offen homosexuelle jugendliche Mitglieder in ihren Reihen. Nach langem Ringen werden Homosexuelle nicht länger von den US-Pfadfindern ausgeschlossen. Bei ihrem Jahrestreffen am Donnerstag in Texas stimmten die Delegierten mit 61 Prozent für die Resolution, die eine jahrzehntelange Diskriminierung jugendlicher Homosexueller beendet.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Derzeit dürfen offen Homosexuelle in den USA nicht den Pfadfindern beitreten. Die Organisation diskutiert eine Änderung dieser Regel bereits seit mehr als zehn Jahren - die Frage hatte die 103 Jahre alte Institution tief gespalten. Vor allem konservative kirchliche Gruppierungen hatten die Aufnahme bekennender Homosexueller abgelehnt. „Keinem Jugendlichen darf die Mitgliedschaft alleine aufgrund der sexuellen Orientierung verwehrt werden“, heißt es in dem nun verabschiedeten Text.

Mitgliederschwund befürchtet

Die 1910 gegründete Pfadfinderorganisation Boy Scouts of America (BSA) ist mit knapp 2,7 Millionen jungen Mitgliedern und mehr als einer Million erwachsenen Unterstützern der größte Jugendverband der USA. Die Frage war vor allem deshalb umstritten, weil viele der mehr als 100.000 US-Pfadfindergruppen von religiösen Organisationen unterstützt werden. Befürchtet wird nun ein Mitgliederschwund sowie die Streichung finanzieller Unterstützung aus dem konservativen Lager.

Proteststurm für Statutenänderung im Vorjahr

Im vergangenen Jahr stimmten die 80 Mitglieder des nationalen Komitees der Pfadfinder für eine Beibehaltung des Verbots. Diese Entscheidung führte zu landesweiten Protesten. Befürworter einer Änderung sammelten 1,8 Millionen Unterschriften, auch US-Präsident Barack Obama sprach sich für die Gleichbehandlung von Lesben und Schwulen aus. Unterstützung kam überraschenderweise auch von den konservativen Mormonen.

Der Umgang mit Homosexualität sei eine „gesellschaftlich ungelöste Angelegenheit“, betonte der Nationale Rat der Pfadfinder nun nach dem Beschluss. Während die Menschen über die entsprechende Politik verschiedener Meinung seien, „können wir alle darin übereinstimmen, dass die Kinder besser aufgehoben sind, wenn sie bei den Pfadfindern sind“.

Weiter keine homosexuellen Gruppenleiter

Mit der Resolution werden die Mitgliedschaftsstandards geändert, die als Symbol für traditionelle US-Werte gelten. Die Regeln für die erwachsenen Leiter der Pfadfindergruppen wurden nicht geändert: In ihren Reihen werden weiterhin keine Homosexuellen geduldet. Bei den Boy Scouts sind nur Buben, für Mädchen gibt es eine eigene Organisation.

Vor 13 Jahren hatte das US-Höchstgericht den Pfadfindern noch das Recht gegeben, offen homosexuelle Mitglieder nicht akzeptieren zu müssen. Das sei als private Organisation ihr Recht auf freien Zusammenschluss. Nun hieß es in der Resolution, die Pfadfinder opferten ihre „Mission“ nicht einem einzelnen spaltenden und gesellschaftlich ungelösten Streitpunkt. Ab dem 1. Jänner 2014 können Homosexuelle aufgenommen werden.

Link: