Der Twitter-Star der ISS
„Ich bin der lustige Astronaut, und ich singe ein Lied“, heißt es in einem Song der deutschen Punkrockband Die Ärzte aus dem Jahr 1983. 30 Jahre später ist es ein Kanadier, der die fiktive Figur aus dem Lied zum Leben erweckt: der kanadische ISS-Kommandant Chris Hadfield, der sich mit seinen Nachrichten, Fotos und Videos zu einer Art Twitter-Star gemausert hat.
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Fast 800.000 Menschen verfolgen die Updates des 53-Jährigen, der neben beeindruckenden Aufnahmen der Erde allerhand Informatives und Witziges zum Leben auf der Raumstation vermeldet. Am Montag tritt Hadfield seinen Rückweg zur Erde an - auf seinem YouTube-Kanal veröffentlichte er am Sonntagabend einen ganz besonderen Abschiedsgruß: eine Coverversion von David Bowies „Space Oddity“ inklusive passenden Videos, beides aufgenommen in rund 400 Kilometern über der Erde.

Chris Hadfield
„Planet Earth is blue and there’s nothing left to do“, singt Chris Hadfield gut 400 Kilometer über der Erde
Unterstützung durch die Söhne
Wie der „Guardian“ nachrecherchierte, ist Hadfields Social-Media-Karriere alles andere als ein Zufall, vielmehr ein ausgeklügelter Plan seiner beiden Söhne. Kyle (29) und Evan (27) Hadfield betreuen sämtliche Kanäle der Onlinemission ihres Vaters: auf Twitter, Google+, Facebook, Tumblr und YouTube. „Unser Vater wollte eine Möglichkeit finden, den Menschen auf der Erde zu zeigen, wie das tägliche Leben eines Astronauten wirklich ist, vor allem abseits von Glamour und Wissenschaft,“ sagte Evan Hadfield gegenüber der britischen Zeitung.
„Space Oddity“
David Bowie hat „Space Oddity“ über den fiktiven Astronauten Major Tom 1969 veröffentlicht. Der heute 66-jährige Engländer schaffte damit den musikalischen Durchbruch. Der Song spielt auf den Filmwelterfolg „2001: A Space Odyssey“ von Stanley Kubrick an, der 1968 erschien.
Weder die NASA noch die Kanadische Raumfahrtbehörde hätten etwas mit dem Internetauftritt zu tun. Sein Vater poste seine Nachrichten persönlich auf Twitter, die Söhne verbreiteten sie anschließend auf die anderen Kanäle. „Er schafft es, die Aufmerksamkeit von Menschen zu erregen, die sich nicht von vornherein für die Raumfahrt begeistern,“ beschreibt der kanadische Astronaut David Saint-Jacques seinen Kollegen. „Diese Zielgruppen wollten sowohl die NASA als auch andere Weltraumorganisationen schon oft erreichen, meist nicht sehr erfolgreich.“
Social-Media-Training Teil der Ausbildung
„Chris ist etwas gelungen, was alle Astronauten gerne tun würden, und das ist, den Traum zu teilen,“ zeigt sich auch der ehemalige Astronaut Dave Williams beeindruckt von seinem Ex-Kollegen, mit dem er 1992 seine Karriere begonnen hatte. Mittlerweile gehört ein Social-Media-Training wie selbstverständlich zum Ausbildungsprogramm der Astronauten, genauso wie alle Raumfahrer dazu angehalten werden zu twittern.

NASA
Stets zu Scherzen aufgelegt lässt Hadfield die ganze Welt an seiner Mission teilhaben
Von Hadfield konnte man so in den letzten Monaten erfahren, wie man sich im Weltall ein Sandwich zubereitet und auf die Toilette geht. Er erklärte, warum es unangenehm ist, in der Schwerelosigkeit zu weinen (weil die Tränen im Tränenkanal stecken bleiben), und wie es ist, sich in der Raumstation die Zähne zu putzen.
Gemeinsames Musikvideo mit Barenaked Ladies
Auch musikalisch ließ sich Hadfield schon vor seinem „Space Oddity“-Video einiges einfallen. Im Februar produzierte er gemeinsam mit der kanadischen Popband Barenaked Ladies die Nummer „A Song from Space“ - ein Lied darüber, wie es ist, vom Weltall auf die Erde zu blicken. Ein Gefühl, das Hadfield so gut kennt wie kaum jemand sonst: Er hat bereits zwei Missionen auf der ISS absolviert und war insgesamt schon mehr als 100 Tage im Weltall. Im März dieses Jahres übernahm er als erster Kanadier das Kommando der ISS und ist damit für die Überwachung der wissenschaftlichen Experimente an Bord und für die Sicherheit der Besatzung und der Raumstation verantwortlich.
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