„Guter gesundheitlicher Zustand“
Der am 21. Dezember 2012 im Jemen entführte Österreicher Dominik Neubauer und zwei weitere Geiseln aus Finnland sind freigelassen worden. Das Außenministerium bestätigte entsprechende Medienangaben Donnerstagabend. Neubauer befinde sich im Heeresspital in Wien-Stammersdorf. Auch die zwei finnischen Geiseln seien dort untergebracht, so der Leiter des Krisenstabs im Außenministerium, Johannes Kyrle.
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Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Michael Spindelegger zeigten sich in einer Aussendung am Donnerstag erleichtert. Der Österreicher sei den Umständen entsprechend in einem „guten gesundheitlichen Zustand“. "Dominik Neubauer wurde zuletzt im Oman von einem österreichischen Team versorgt.
Er wurde am Freitag gemeinsam mit den beiden Finnen nach Österreich ausgeflogen und wird derzeit medizinisch und psychologisch betreut", so Faymann. Das Ö1-Mittagsjournal berichtete am Freitag, dass Neubauer vorerst in ärztlicher Betreuung und von der Öffentlichkeit abgeschirmt bleibe. Er und seine finnischen Freunde sollen die Gefangenschaft gut überstanden haben. Wie lange sie im Spital bleiben, ist nicht bekannt.
Vom Oman unterstützt
Wie genau die Freilassung zustande kam und ob dafür, wie von der „Kronen Zeitung“ behauptet, auch ein Lösegeld floss, ist unklar. Gleich nach der Entführung war ein Einsatzteam nach Sanaa entsandt, im Außenamt in Wien ein Krisenstab eingerichtet worden. Den entscheidenden Durchbruch brachten Unterhändler des Sultans aus Oman, Sultan Kabus bin Said al-Said, die mit Stammesführern in Kontakt treten konnten. Man habe „alle zur Verfügung stehenden politischen Kanäle und diplomatischen Möglichkeiten genützt“, so Spindelegger. Die Freilassung sei durch die Unterstützung des Sultans von Oman und seiner Regierung geglückt.

APA/Hans Punz
Außenministeriumsmitarbeiter Kyrle bestätigte Donnerstagabend die Freilassung
Der entführte 26-jährige Student hatte in einem Video Ende Februar an die Regierungen des Jemen, Österreichs und anderer Staaten appelliert, Lösegeldforderungen seiner Entführer zu erfüllen. Andernfalls werde er sieben Tage nach Veröffentlichung des Videos getötet, so Neubauer in dem Video, in dem auch eine auf ihn gerichtete Waffe zu sehen war. Der Österreicher war gemeinsam mit einem Paar aus Finnland mitten in der Hauptstadt Sanaa verschleppt worden.
Zum Studium in Sanaa?
Laut Medienberichten hatten die beiden männlichen Geiseln in Sanaa studiert. Der Finne hatte laut heimischer Presse zur „politischen Radikalisierung im Nahen Osten“ geforscht. Seine Frau habe ihn in den Ferien im Jemen besucht. Die drei Europäer waren nach Angaben des jemenitischen Regierungsvertreters am 21. Dezember von vermummten Kämpfern des Terrornetzwerks Al-Kaida in einem Elektronikgeschäft in Sanaa überfallen und verschleppt worden. Danach seien sie in verschiedene Orte des Landes gebracht worden und zuletzt im Dorf Hawf gewesen. Dessen Bewohner hätten die Geiseln befreit.
Finnland: „Wissen nichts“ über Lösegeldzahlung
Finnland habe zur Befreiung der Geiseln im Jemen kein Lösegeld gezahlt, sagte der finnische Außenminister Erkki Tuomioja Donnerstagabend bei einer Pressekonferenz in Helsinki. „Wir wissen darüber nichts“, sagte er zu entsprechenden Berichten. Tuomioja bedankte sich zudem für die enge Zusammenarbeit zwischen Finnland und Österreich, dank welcher die Geiseln freigekommen seien. Ihnen gehe es den „Umständen entsprechend gut“, eine lange Geiselhaft sei aber natürlich ein „einschneidendes Erlebnis“.
Tuomioja bestätigte, dass sich die beiden finnischen Geiseln gegenwärtig in Wien aufhielten. Sie sollten „so bald wie möglich“ nach Finnland ausgeflogen werden, einen genauen Zeitpunkt nannte er jedoch nicht. Der finnische Außenminister betonte, dass die Reisewarnung in den Jemen weiterhin aufrecht sei. Es handle sich bei dem Staat um ein „besonders gefährliches Land“, so Tuomioja.
Identität der Finnen erst jetzt bekannt
Der finnische Rundfunk YLE veröffentlichte unterdessen am Donnerstag die bisher nicht öffentlich genannte Identität der beiden Finnen. Bei den beiden handelt es sich um den Armeeoberleutnant Atte K. und seine Ehefrau Leila, selbst Reserveoffizierin und Angestellte des finnischen Mineralölkonzerns Neste. Die finnischen Medien hatten die Personenangaben auf Ersuchen der Behörden zurückgehalten, um den Entführern keine Informationen zu geben, die den „Wert“ der Geiseln gesteigert oder deren Sicherheit zusätzlich gefährdet hätten.
In den vergangenen 15 Jahren wurden im Jemen Hunderte Menschen entführt. Meist machen Stammesmitglieder ausländische Geiseln, um sie als Faustpfand im Konflikt mit der Zentralregierung zu nutzen.
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