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Faktor Stadt samt Umland

Die Salzburger Landtagswahl hat einige statistische Besonderheiten, was die Ausgangslage betrifft. Bei rund 390.000 Wahlberechtigten insgesamt und knapp 100.000 Wahlberechtigten in Salzburg-Stadt hat das Ergebnis in der Landeshauptstadt automatisch viel größere Bedeutung als vor einer Woche in Innsbruck, da nur jeder sechste Tiroler Wahlberechtigte aus der Landeshauptstadt kam.

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Salzburg ist die viertgrößte Stadt Österreichs, jedoch im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße des Bundeslandes sowie zur Zahl der dortigen Wahlberechtigten die mit Abstand und deutlichem Vorsprung größte Landeshauptstadt (Wien sei hier als eigenes Bundesland einmal ausgeklammert). Damit ergibt sich automatisch die besondere wahlstrategische Bedeutung, vor allem, wenn man das Umland hinzurechnet. Zu den 100.000 Wahlberechtigten in Salzburg-Stadt kommen 150.000 Wahlberechtigte im Regionalwahlkreis 2 (etwa 40.000 in Hallein sowie 110.000 in Salzburg-Umgebung und dem Flachgau): Auch das sind eindeutig mehr als in Innsbruck-Land, obwohl Tirol mehr Einwohner hat.

Ausgangslage für die ÖVP

Für die ÖVP ist damit klar, dass sie die Wahl nicht allein durch Mobilisierung ihrer Kernschichten in den wirklich ländlichen Gemeinden gewinnen kann. So gut könnte sie dort gar nicht abschneiden, dass sich das in Summe rechnerisch ausgeht. Sie muss viel mehr als bei den beiden letzten Wahl neben christlich-konservativen Stammwählern auch eine bürgerlich-liberale Klientel in Salzburg-Stadt und Umgebung ansprechen.

SPÖ: Zieht der Burgstaller-Effekt?

Umgekehrt stellt sich für die SPÖ die Frage, ob sie dort als Partei oder lediglich mit der Person Gabi Burgstaller zweimal gepunktet hat. Insbesondere Frauen unter 50 Jahre wählten 2009 in der Stadt und im Flachgau die SPÖ, was zweifellos an der Spitzenkandidatin lag. Die Geschlechterdifferenz im Wahlverhalten war generell klar messbar - bei den Frauen lag die SPÖ um etwa fünf Prozentpunkte besser als bei den Männern. Zudem konnte die Landeshauptfrau mögliche Nichtwählerinnen teilweise am Ende doch mobilisieren. Burgstaller war für 70 Prozent der SPÖ-Wählerinnen ein Wahlmotiv und damit weit stärker als alle anderen Motive. Zum Vergleich: ÖVP-Spitzenkandidat Wilfried Haslauer war es für 32 Prozent der ÖVP-Wähler.

Von der Wählerstruktur her gab und gibt es natürlich etwa in Hallein klassische Arbeiter als SPÖ-Kernwählerschicht. Doch deren Anteil ist rückläufig. In der Stadt und dem Flachgau geht es um die Angestellten. Auch da lag die SPÖ 2009 vor der ÖVP, was meistens ein Indikator für das Gesamtergebnis ist. Freilich besteht diese Gruppe keinesfalls aus SPÖ-Stammwählern, und durch den Finanzskandal könnten Burgstaller da die entscheidenden Stimmen abhandenkommen. Eine weitere Gefahr für die SPÖ: Das Topthema gerade in Salzburg-Stadt waren 2009 aus Sicht der Wähler Arbeitsplätze, das kam einer sozialdemokratischen Partei sehr entgegen. Doch heuer wird es der Finanzskandal sein.

Peter Filzmaier für ORF.at

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