Wütende Arbeiter fordern Hinrichtung
Die Wut über den Einsturz eines Fabrikgebäudes hat sich in Bangladesch zum Tag der Arbeit Bahn gebrochen: Mehrere tausend Arbeiter strömten am Mittwoch auf die Straßen der Hauptstadt Dhaka und forderten die Hinrichtung der Fabrikbesitzer. „Hängt die Mörder, hängt die Fabrikbesitzer“, rief die Menge.
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Seit dem Einsturz des achtstöckigen Gebäudes nahe Dhaka vor einer Woche wurden nach neuesten Angaben der Armee mehr als 400 Leichen geborgen. Zudem würden noch immer 149 Menschen vermisst, sagte Armeegeneral Chowdhury Hassan. Arbeiter hatten nach dem Unglück berichtet, das Gebäude sei nach der Entdeckung von Rissen am Vortag evakuiert worden, doch hätten die Manager sie zur Rückkehr gezwungen. Bisher wurden sieben Menschen, darunter der Besitzer des Gebäudes und mehrere Ingenieure, wegen fahrlässiger Tötung festgenommen. Bei Protesten gab es wiederholt gewaltsame Zusammenstöße mit der Polizei.

APA/AP/Wong Maye-E
Wütende Demonstranten fordern den Tod des Fabriksbesitzers
Viele Fabriken geschlossen
Acht Tage nach dem Einsturz des verheerenden Unglücks öffneten am Donnerstag wieder zahlreiche Textilfabriken. Millionen Arbeiter kehrten in ihre Fabriken rund um Dhaka zurück, wie der Vizepräsident des Textilarbeitergeberverbands, Shahidullah Azim, mitteilte. Es gebe keine Berichte über Proteste oder Gewalt, sagte er der Nachrichtenagentur AFP.
Viele der rund 4.500 Textilfabriken des Landes waren aus Protest gegen die oft mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen und schlechten Arbeitsbedingungen nach dem letzten Unglück am vergangenen Mittwoch geschlossen worden. Für die Textilindustrie, die der wichtigste Wirtschaftszweig des Landes ist, ist dies ein harter Schlag. Ministerpräsidentin Sheikh Hasina kritisierte am Dienstagabend Angriffe auf Fabriken und rief die Angestellten auf, zur Arbeit zurückzukehren. Die Arbeiter sollten einen „kühlen Kopf“ bewahren und die Fabriken am Laufen halten, sonst riskierten sie, ihren Job zu verlieren, sagte Hasina vor dem Parlament.
Debatte über Sicherheitsbedingungen
Die Katastrophe hat eine Debatte über die Sicherheitsbedingungen in dem verarmten Land ausgelöst, dem nach China weltgrößten Textilexporteur. Der britische Primark-Konzern und Loblaw aus Kanada kündigten am Montag finanzielle Unterstützung für die Hinterbliebenen an. Zudem trafen sich Vertreter von 45 Unternehmen - darunter H&M, JC Penney, Nike und Wal-Mart - mit dem Verband der Textilexporteure von Bangladesch, um erneut über die Sicherheitsstandards zu sprechen.
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