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Westliche Schönheitsideale

In kaum einem Land sind Schönheitsoperationen derart weit verbreitet und akzeptiert: Dummheit sei entschuldbar, Hässlichkeit heutzutage nicht mehr, wird in Südkorea gewitzelt. Immer mehr junge Frauen streben vor allem westliche Schönheitsideale an wie große Augen und ein spitzes statt eines runden Gesichts.

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Doch nun ist in Südkorea eine Debatte entbrannt, ob der Trend zu einem „Einheitsgesicht“ führt. Ein japanisches Blog veröffentlichte die Fotos der Kandidatinnen zu einer Vorwahl in der Stadt Daegu zur heurigen Miss-Südkorea-Wahl und stellte die Frage, ob die Veranstaltung zu einer einzigen „Klonparade“ verkommen sei.

Alles Schwestern?

Auf der Plattform Reddit zog die Debatte immer weitere Kreise, und dort bestätigten Südkoreaner, dass die Ansicht, dass alle Kandidatinnen mehr oder weniger gleich aussehen, auch nicht der westlichen Ignoranz gegenüber Asiaten entspricht. Man nenne das den „Korean Plastic Fake Look“, schreibt ein koreanischer User auf Reddit.

Selbst seine Landleute könnten die „Samsung-Roboter“, wie sie auch genannt werden, nicht auseinanderhalten. Die Operationen würden alle nach demselben Muster durchgeführt. Und in einigen Stadtteilen Seouls habe man auf der Straße das Gefühl, dass dort nur Schwestern leben. Ähnliches Make-up verstärke den Eindruck noch.

Kaum wiederzuerkennen

Dabei hatte das Thema Schönheitsoperationen schon nach der Miss-Wahl im Vorjahr für Wirbel gesorgt: Von der damaligen Siegerin Kim Yumi waren Bilder vor den OPs aufgetaucht, die schwer daran zweifeln ließen, dass es sich um dieselbe Person handelt. Das gilt auch für die meisten Vorher-nachher-Bilder des Tumblr-Blogs, das die „Erfolge“ der südkoreanischen Schönheitschirurgen dokumentiert.

Girlbands als Vorbild

Laut „Economist“ kommen in Südkorea rund 13 Schönheits-OPs auf 1.000 Einwohner - das ist weltweit der höchste Wert. Umfragen zufolge hat sich jede dritte Koreanerin einem Eingriff unterzogen. Auch das Geschäft mit Botox blüht - und aus Japan und China würden Tausende Schönheitstouristen nach Korea kommen, erklärt der mehrsprachig ausstrahlende koreanische Sender KBC World. Die Gründe für den Boom seien mannigfaltig, heißt es dort: Vor allem durch Girlbands habe sich in den vergangenen Jahren der westliche Chic durchgesetzt. Mit dem Erfolg von K-Pop steige die Bereitschaft, sich einer OP zu unterziehen - auch immer jüngere Mädchen, berichtet das Magazin „KoreAm“.

Vergleichsweise billig

Die Eingriffe seinen durch den hohen Konkurrenzdruck auf dem Markt gering: Schon um umgerechnet 700 Euro könne man sich etwa Oberlidkorrektur zur Vergrößerung der Augen machen lassen. Zudem hänge auch beruflicher Erfolg im Land stark mit dem Aussehen zusammen: Schöne Menschen hätten bessere Karrierechancen. Dementsprechend seien eine neue Nase, Glubschaugen und ein spitzeres Kinn die klassischen Geschenke zu einem erfolgreichen Schulabschluss. In den Wochen des Semesterendes herrsche daher bei den Schönheitschirurgen des Landes Akkordarbeit.

Kulmination der Schönheitsideale - auch in den USA

Allerdings: Die Ähnlichkeit der Miss-Korea-Kandidatinnen ist vielleicht weniger ein spezifisch asiatisches Phänomen als vielmehr eines von Miss-Wahlen, wo herrschende Schönheitsideale bis zur Karikatur kulminieren. Ein Reddit-User hat sich die Mühe gemacht, die Kandidatinnen der Miss-USA-Wahl zu vergleichen. Und siehe da, abgesehen von der Haarfarbe Blond oder Brünett sind die Frauen auch nicht einfach zu unterscheiden.

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