„Enorme Auswirkungen auf Landwirte“
Am Montag wird die EU-Kommission über ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln aus der Gruppe der Neonicotinoide abstimmen. Bei einer Pressekonferenz in Wien sprachen sich Donnerstag Vertreter der Landwirtschaftskammer Niederösterreich und die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) gegen ein solches Verbot aus.
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Eine derartige Einschränkung in der heimischen Landwirtschaft hätte enorme Auswirkungen auf die Ernte und auf die Existenz kleinerer Landwirtschaftsbetriebe. Neben dem Klimawandel sei laut Leopold Girsch, Bereichsleiter Landwirtschaft der AGES, vor allem der globale Verkehr dafür verantwortlich, dass „invasive“ Schädlinge nach Österreich kommen. Weil es für diese aber keine natürlichen Widersacher gebe, seien Pflanzenschutzmittel für die Ernährungssicherung notwendig.
Mais und Raps als Beispiel genannt
„Die Natur ist nicht per se gut, wir müssen auch Maßnahmen setzen“, so Girsch. Mais etwa, Österreichs „Goldpflanze“, sei stark vom aus Amerika eingeschleppten Maiswurzelbohrer betroffen. Laut Ferdinand Lembacher, Pflanzenbaudirektor der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, gäbe es ohne Insektizide auch keinen Raps, kleinere Pflanzenkulturen würden verloren gehen. „Wir sind der Meinung, dass die Alternativen nicht besser sind“, sagte Lembacher zum Verbot der Neonicotinoide. Gebeiztes Saatgut bringe nämlich ein geringeres Risiko mit sich als Pestizidspritzungen.
Gentechnik als weitere Möglichkeit
International gibt es laut Lembacher zwei Wege der Schädlingsbekämpfung: Pflanzenschutzmittel und gentechnisch verändertes Saatgut. Österreich habe sich aber bewusst gegen die Gentechnik entschieden und ausführliche Regeln aufgestellt, wie, zu welchem Zeitpunkt und in welchem Ausmaß bestimmte Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürften.
In den vergangenen Jahren seien die Zulassungskriterien dieser Mittel zudem verschärft worden. Nur noch als unbedenklich geltende Stoffe dürften verwendet werden, und Landwirte müssten für den Kauf und die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln einen Sachkundeausweis vorweisen, mit dem die Ausbildung für die Anwendung der Mittel bestätigt wird.
Tiefkühlgemüse in Gefahr?
„Uns als bäuerliche Betriebe würde dieses Verbot in einigen Kulturen sehr stark betreffen“, sagte Christian Zehetbauer, Gemüsebauer und Vertreter der Tiefkühlgemüsebauern, aus Probstdorf. Die Produktion von Gemüsearten wie der Grünerbse würde gefährdet, auch heimisches Tiefkühlgemüse würde ohne Beizung nicht mehr produziert werden können. „Wir können die Verwendung von gentechnikfreiem Saatgut dann nicht mehr garantieren“, so Zehetbauer.
Zuletzt wurden Pflanzenschutzmittel aus der Gruppe der Neonicotinoide kritisiert, weil sie mit dem Bienensterben in Verbindung gebracht wurden. „Wir sind der Meinung, dass mit dem Verbot eine Scheinlösung vorgeschoben wird, die gegen das Bienensterben nichts bringt“, so Pflanzenbaudirektor Lembacher. Schuld seien vielmehr ein Mangel an Blühpflanzen und die aus Asien eingeschleppte Varroamilbe. Laut Girsch bewies eine Studie der AGES zwar, dass Bienen in geringem Ausmaß von den Pflanzenschutzmitteln betroffen würden, „aber in Summe ist das eine Kosten-Nutzen-Abwägung“.
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