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„Geld und Anweisungen“ aus dem Iran

Die kanadische Polizei hat zwei Männer unter dem Vorwurf festgenommen, einen Terroranschlag auf einen Personenzug geplant zu haben. Der Angriff habe im Großraum Toronto stattfinden sollen, sagte die Polizei am Montag vor Journalisten. Dem Plan zufolge sollte der Anschlag auf eine Brücke verübt werden und dem Fernzug von Toronto nach New York gelten.

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Die 30 und 35 Jahre alten Festgenommenen stammten aus Montreal und Toronto, seien aber keine kanadischen Staatsbürger, teilte die Polizei mit. Zur Nationalität der beiden wollte sie sich aber nicht äußern. Die Anschlagspläne hätten „nicht auf ihrer ethnischen Herkunft, sondern auf Ideologie beruht“. Laut dem „Toronto Star“ (Onlineausgabe) handelt es sich bei den beiden Festgenommenen um Raed Jaser (35) aus Toronto und den 30-jährigen Chiheb Esseghaier aus Montreal.

Operation „Smooth“

Der in Tunesien geborene Esseghaier ist demnach Ingenieur und Doktorand der industriellen Biotechnologie. Jaser soll palästinensischen Ursprungs sein und in den Vereinigten Arabischen Emiraten gelebt haben. Über seinen Beruf war vorerst nichts bekannt. An den vorangegangenen monatelangen Ermittlungen unter dem Codenamen „Smooth“ (geschmeidig) war auch die US-Bundespolizei FBI beteiligt. Angeblich stand am Anfang der Ermittlungen ein Tipp eines islamischen Geistlichen, dass die beiden Anschläge planen könnten.

Seit August unter Beobachtung

Zwar hatten die Verhafteten laut den Angaben „die Fähigkeit und den Vorsatz“, den Anschlag auszuführen. Allerdings habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Bevölkerung oder den Zugsverkehr bestanden. Die Polizei hatte die beiden seit August beobachtet. Die Männer kundschafteten den Angaben zufolge Züge und Zugsstrecken aus. Ihnen werden Verschwörung zu einem Anschlag und Mordverschwörung mit einer terroristischen Gruppe zur Last gelegt.

Die beiden Verdächtigen sollten am Dienstag einem Richter vorgeführt werden. Die Festgenommenen hätten „Unterstützung von Al-Kaida-Elementen im Iran erhalten“, sagte ein Polizeisprecher in Toronto. Die Männer hätten Anweisungen und Geld aus dem Ausland erhalten, berichtete der Sender CBC unter Berufung auf Polizeiangaben. Hinweise auf eine Verwicklung der Regierung in Teheran gebe es aber nicht, auch gebe es keinen Zusammenhang mit dem Anschlag auf den Boston-Marathon vergangene Woche.

Iran sieht „haltlose Vorwürfe“

Der Iran wies jede Verbindung zu dem vereitelten Anschlag zurück. „Die Vorwürfe sind haltlos“, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Ramin Mehmanparast, am Dienstag in Teheran. Die kanadische Polizei habe auch keine Dokumente vorgelegt, um die Anschuldigungen zu untermauern. Es gebe weder politisch noch ideologisch eine Verbindung des Iran zu extremistischen Gruppen, schon gar nicht zu Al-Kaida, betonte Mehmanparast. „Wir verurteilen jede Form des Terrorismus“, ergänzte er.

Al-Kaida-Enklave im iranischen Grenzgebiet

In US-Regierungskreisen hieß es, vor allem in der iranischen Stadt Sahedan an der Grenze zu Afghanistan und Pakistan seien Al-Kaida-Kräfte aktiv. Diese Zellen arbeiteten aber nicht unter dem Schutz der Regierung, die die sunnitischen Al-Kaida-Extremisten ablehne. Kanadas Minister für öffentliche Sicherheit, Vic Toews, sieht in den Festnahmen den Beleg dafür, dass Terrorismus für Kanada weiterhin ein ernste Gefahr darstelle.

In den vergangenen Monaten waren immer wieder Islamisten aus Kanada bei Angriffen in anderen Ländern in Erscheinung getreten. So wurden zwei kanadische Extremisten getötet, als Sicherheitskräfte Anfang Jänner die Geiselnahme auf einem Gasfeld im algerischen In Amenas beendeten. Anfang April wurde in Mauretanien ein Kanadier festgenommen, der bereits 2012 wegen des Versuchs verurteilt worden war, in Mali ein Ausbildungslager von Al-Kaida zu besuchen.

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