Themenüberblick

Wirrwarr bei Zuständigkeiten

Nach der Explosion einer Düngemittelfabrik im US-Bundesstaat Texas wird nun Kritik an mangelhaften Schutzmaßnahmen und Regulierungen laut. Die in der Fabrik gelagerten Substanzen wurden offenbar nicht ausreichend an die für den Schutz zuständige US-Behörde gemeldet und daher nicht entsprechend überwacht.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Alleine 2012 sollen in der Fabrik in der texanischen Kleinstadt West 270 Tonnen Ammoniumnitrat gelagert worden sein, geht aus Unterlagen der texanischen Gesundheitsbehörde hervor. Ab einer Menge von 180 Kilogramm müsste auch das US-Heimatschutzministerium entsprechend informiert werden, da diese US-Behörde für etwaige Schutzmaßnahmen vor Sabotageakten und bei Unglücksfällen zuständig ist.

Meldung durch Firma nicht erfolgt

Das US-Heimatschutzministerium hat laut Angaben eines Mitglieds des US-Ausschusses für Innere Sicherheit allerdings erst durch die Explosion überhaupt von der Existenz der Düngemittelfabrik erfahren. Die in der Firma gelagerten Mengen hätten eigentlich gemäß dem Chemical Facility Anti-Terrorism Standards Act (CFATS) vom US-Heimatschutzministerium überwacht werden müssen, so der demokratische Politiker Bennie Thompson in einer Stellungnahme.

Es sei nicht klar, ob der Hersteller West Fertilizer bewusst durch die Kontrollen gerutscht sei oder die Kontrollmaßnahmen grundsätzlich versagt haben, so Thompson weiter. Grundsätzlich sind die Firmen selbst dafür verantwortlich, bestimmte Substanzen wie eben Ammoniumnitrat an das Heimatschutzministerium zu melden. Laut Angaben des Ministeriumssprechers wurde West Fertilizer im Rahmen des CFATS-Programms aber nicht überwacht.

Zahlreiche Zuständigkeiten

Allerdings musste West Fertilizer auch an andere US-Behörden und diverse Sicherheitsprogramme entsprechende Meldungen machen, die aber laut Kritikern auf viel zu viele Staaten und vor allem in unterschiedliche Zuständigkeitsbereiche aufgeteilt sind. Die einzelnen Stellen kommunizieren zudem offenbar nicht oder nur begrenzt miteinander. Denn die texanische Gesundheitsbehörde etwa leitete die Meldungen über das Ammoniumnitrat offenbar nicht entsprechend weiter.

Keine Sicherheitszäune

Mit entsprechenden, richtigen Sicherheitsmaßnahmen gemäß CFATS wären die Auswirkungen des Unglücks laut Thompson deutlich geringer gewesen. In einer Meldung im Rahmen eines anderen Sicherheitsprogramms gab West Fertilizer an, in der Fabrik in West kein Feuer oder Explosionen zu erwarten. Demnach gab es auch keine entsprechenden Sicherheitszäune für den Fall einer Explosion.

Rettungskräfte suchen nach Überlebenden

Reuters/Adrees Latif

Zerstörte Wohnhäuser in West

In den ganzen USA sind in rund 6.000 Fabriken potenziell gefährliche Substanzen gelagert, das Heimatschutzministerium überwacht 4.000 Lagerstätten. Ammoniumnitrat gilt bei richtiger Lagerung eigentlich als nicht gefährlich. Der Fabrikbetreiber West Fertilizer nahm zu den Vorwürfen bisher nicht Stellung.

Bisher 14 Leichen geborgen

Die Rettungskräfte haben ihre Sucharbeiten in West unterdessen weitgehend abgeschlossen. Die Suchtrupps müssten nur noch ein niedergebranntes Haus überprüfen, sagte der texanische Gouverneur Rick Perry gestern Abend (Ortszeit) nach Angaben des Nachrichtensenders CNN. Den texanischen Behörden zufolge wurden bisher 14 Leichen geborgen. Nach Angaben des Senators John Cornyn gelten in West 60 Menschen als vermisst. Die Behörden überprüften, ob sich vermisst Gemeldete in Krankenhäusern befinden oder bei Bekannten oder Angehörigen aufhalten.

Ursache für Explosion weiterhin unklar

Die Ursache für die Explosion ist weiterhin unklar. In dem Werk war zunächst ein Feuer ausgebrochen. 20 Minuten lang versuchten Feuerwehrleute, den Brand zu löschen und einige Häuser sowie ein Pflegeheim in der Nähe zu evakuieren. Dann kam es zur Explosion. Gewaltige Stichflammen schossen in den Himmel, wie auf Videobildern zu sehen war.

Die Ermittler würden die Explosionsstelle weiter als möglichen Tatort eines Verbrechens behandeln, sagte Jason Reyes von der texanischen Behörde für öffentliche Sicherheit. Die Behörden vermuteten allerdings, dass das Unglück durch das Feuer ausgelöst worden sein könnte. Die Explosion war so heftig, dass ganze Teile der Ortschaft nahe der Stadt Waco dem Erdboden gleichgemacht wurden. Insgesamt seien 50 Häuser zerstört worden, so Reyes.

Links: