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Noch keine offiziellen Totenzahlen

Bei einer Explosion in einer Düngemittelfabrik in Texas sind US-Medienberichten zufolge mehrere Menschen ums Leben gekommen. Der lokale Fernsehsender KWTX berichtete unter Berufung auf den örtlichen Katastrophenmanager George Smith, es gebe 60 bis 70 Tote und Hunderte Verletzte. Diese Angaben konnten zunächst nicht überprüft werden.

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Der Sprecher der texanischen Behörde für öffentliche Sicherheit, D. L. Wilson, sagte, mindestens 200 Menschen seien verletzt worden, 40 davon schwer. Örtliche Spitäler sprachen zuvor von 66 Menschen, die nach der Detonation eingeliefert worden seien. „Es gibt auch zahlreiche Tote“, so Wilson weiter. Eine genaue Angabe machte er nicht. Die Zahl der Toten könnte minütlich ansteigen, man durchsuche den Unglücksort gerade. „Ich war da. Ich habe den Bereich, wo sich die Explosion ereignete, gesehen und die angrenzenden eingestürzten Häuser“, so Wilson.

Menschen unter Trümmern von Altersheim vermutet

Auf Fernsehbildern war eine riesige Rauchwolke über der Fabrik in der Ortschaft West gut 30 Kilometer nördlich der Stadt Waco zu sehen, Gebäude standen in Flammen. Die Explosion ereignete sich laut örtlichen Angaben am Mittwochabend um etwa 19.00 Uhr (Donnerstag 3.00 Uhr MESZ).

„Da war ein Gebäude mit ungefähr 50 Wohneinheiten - es stand da wie ein Skelett“, schilderte Wilson Journalisten die Lage. Fotos des Gebäudes zeigen, dass die Front des Hauses komplett zerstört wurde. Es sei wie im Irak gewesen oder nach dem Attentat auf das Murray-Building in Oklahaoma. Der Schaden sei unvorstellbar. Betroffen seien auch eine Schule und ein Altersheim. Das Altersheim sei eingestürzt. Es wird vermutet, dass noch Menschen unter den Trümmern begraben sind. Man durchsuche nun den Unglücksort genau.

Bis zu 80 Häuser zerstört

„Es war, als wäre eine Atombombe eingeschlagen“, sagte Bürgermeister Tommy Muska. „Wir haben hier eine Menge Leute, die verletzt sind, und es gibt andere, von denen ich sicher bin, dass sie morgen nicht mehr da sind“, sagte Muska. In West wurden bei dem Unglück bis zu 80 Häuser zerstört. In einem Umkreis von fünf Blocks um die Fabrik habe es schwere Schäden gegeben, so Muska zum Nachrichtensender CNN.

Nach der schweren Explosion werden auch mehrere Feuerwehrleute vermisst. Nach ihrem Versuch, die Flammen zu bekämpfen, gebe es zu sechs oder sieben Feuerwehrleuten keinen Kontakt mehr, so Muska.

Footballfeld als improvisiertes Lazarett

Auf einem nahe gelegenen Footballfeld sei ein Erstversorgungszentrum eingerichtet worden, berichtete CNN in der Nacht zum Donnerstag (Ortszeit). Auf Luftbildern war das hell von Flutlicht erleuchtete Spielfeld mit Dutzenden Einsatzfahrzeugen zu erkennen. Krankenwagen und Hubschrauber brachten die Verletzten in umliegende Kliniken. Ein Mitarbeiter eines Krankenhauses in Waco sagte dem Sender, man sei aufgefordert worden, sich auf die Versorgung von 100 Verletzten vorzubereiten.

Brennendes Haus neben der explodierten Düngerfabrik

APA/AP/Rod Aydelotte

Die Einsatzkräfte der Region im Großeinsatz

Die Explosionsursache war zunächst nicht bekannt. Wie CNN weiter berichtete, wurden die Bewohner Wests aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen, weil die Explosion eines zweiten, noch intakten Düngertanks befürchtet wurde. 133 Menschen wurden demnach in Sicherheit gebracht. „Es sieht aus wie im Krieg. So viel Zerstörung habe ich noch nie gesehen“, berichtete der Sheriff des Bezirks McLennan, Parnell McNamara.

Detonation am Vorabend von Waco-Jahrestag

Die Ursache für die Explosion war unklar. Unmittelbar nach den Anschlägen in Boston kamen jedoch sofort Befürchtungen auf, dass es sich um einen terroristischen Akt gehandelt haben könnte. Der US-Abgeordnete Bill Flores, in dessen Wahlkreis sich die Explosion ereignete, wies derartige Spekulationen jedoch zurück. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich um Sabotage gehandelt hat“, sagte er. Zudem dürfte die Explosion von einem Feuer ausgelöst worden sein, zu dem Feuerwehren um etwa 18.30 Uhr Ortszeit gerufen worden waren.

Karte von Texas

APA/ORF.at

Die Ortschaft West befindet sich in unmittelbarer Nähe der Stadt Waco

Die Explosion ereignete sich am Vorabend des 20. Jahrestags der Sektentragödie von Waco. Mindestens 81 Menschen starben am 19. April 1993 im Anwesen der „Davidianer-Sekte“, nachdem die US-Polizei das Gelände nach 51 Tagen Belagerung stürmte. Vermutlich legten die Sektenmitglieder das Feuer selbst. Die Behörden wollten die Sektenmitglieder aus der Gewalt des selbst ernannten Propheten David Koresh befreien, der seine Anhänger dazu gezwungen hatte, nach seinen Regeln zu leben.

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