Abtransport in Einzelteilen
Drei Tage nach der Bruchlandung einer Passagiermaschine im Meer vor der indonesischen Insel Bali hat am Dienstag die Bergung des Wracks begonnen. Die auseinandergebrochene Boeing der Fluggesellschaft Lion Air liegt in seichtem Wasser rund 50 Meter vor der Landebahn entfernt. Sie muss in Einzelteile zerlegt werden.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Mehr als 70 Spezialisten von Polizei und Militär seien mit Sägen im Einsatz, sagte der Kommandant des Militärstützpunkts auf Bali, Atang Sudrajat. Bei dem Unglück am Samstag konnten sich alle 108 Insassen in Sicherheit bringen. Die Unglücksursache war weiter unklar. Das Gerät, dass die Unterhaltungen im Cockpit aufzeichnet, wurde nach anfänglichen Schwierigkeiten geborgen und sollte Aufschluss geben. Die Ermittler hielten die Aussagen der Piloten zunächst unter Verschluss.

APA/AP/National Rescue Team
Unglücksmaschine in flachem Gewässer
Nach Angaben von Lion-Air-Direktor Edward Sirait war die Maschine vom Typ Boeing 737-800 erst seit März im Einsatz. „Sie war flugtauglich und der Pilot in guter Verfassung“, sagte er.
Panik an Bord
Passagiere berichteten am Unglückstag im Lokalfernsehen, dass es keine Ansage über Probleme an Bord gegeben habe. Die Maschine sei mit einem lauten Schlag ohne Vorwarnung auf dem Wasser aufgesetzt. „Wir waren kurz vor der Landung, und ich sah raus und war erstaunt, weil wir so dicht über dem Wasser waren“, berichtete eine Passagierin dem Nachrichtenportal Vivanews.com. Der Aufschlag war hart, sie habe sich mehrfach den Kopf gestoßen. „Es gab keinerlei Warnung der Crew“, sagte sie.

APA/AP
Wrackteil der havarierten Maschine im Meer
Auch eine andere Passagierin war ahnungslos, wie sie bei Metro TV berichtete: „Es gab keine Anzeichen, dass etwas nicht stimmte, und dann schlug die Maschine plötzlich auf dem Wasser auf.“ An Bord brach Panik aus: „Die Passagiere schrien vor Angst“, sagte eine weitere Frau. Die Passagiere hätten die Schwimmwesten von den Sitzen gerissen und seien zu den Notausgängen gedrängt. Viele seien an Land geschwommen.
Billigflieger mit Sicherheitsproblemen
Lion Air ist ein Billigflieger und die größte private Airline Indonesiens. Sie fliegt mehr als 70 Ziele in Indonesien und anderen südostasiatischen Ländern an. Lion Air befindet sich auf Expansionskurs: Erst im März orderte die Gesellschaft 234 neue Airbus-Maschinen im Gesamtwert von 18,4 Milliarden Euro. 2011 hatte sie 230 Boeing-Maschinen bestellt.
Experten befürchteten bereits, dass das möglicherweise zulasten der Sicherheit gehen könnte. Seit Jahren kämpft Indonesien mit Sicherheitsproblemen in der zivilen Luftfahrt. 2007 wurde mehreren indonesischen Fluggesellschaften, darunter auch Lion Air, wegen zu laxer Sicherheitsstandards untersagt, den Luftraum in der EU und den USA zu nutzen.
25 Todesopfer bei Unglück 2004
Auch in Indonesien selbst hat die Airline einen schlechten Ruf. In den letzten zehn Jahren gab es immer wieder Unfälle mit Lion-Air-Maschinen. Im Oktober 2011 war eine Lion-Air-Maschine mit 198 Passagieren bei schwerem Regen im indonesischen Balikpapan über die Landebahn hinausgeschossen. Sie kam auf einer Wiese zum Stehen, verletzt wurde niemand. Im Jänner 2012 wurden Strafmaßnahmen gegen die Fluglinie verhängt, nachdem mehrere Piloten wegen Drogenbesitzes festgenommen worden waren. 2004 kamen 25 von 164 Insassen um, als eine McDonnell-Douglas-Maschine in Solo auf Java im Regen über die Landebahn hinausschoss und in einen Friedhofszaun raste, so die Website Aviation Savety Network.
Links: