Extrem Reiche neben extrem Armen
Große Konzerne, protzige Villen und fürstliche Gehälter für Angestellte der großen IT-Konzerne wie Apple, Facebook und Google: Das sind die Klischees, die zur Beschreibung der Technologiehochburg Silicon Valley in Kalifornien immer wieder strapaziert werden. Doch neben all dem Reichtum kämpfen immer mehr Bürger ums nackte Überleben.
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Denn die großen Firmen haben die Lebenshaltungskosten enorm in die Höhe getrieben: Der durchschnittliche Preis für ein Haus liegt bei 550.000 Dollar (rund 420.000 Euro), die monatliche Miete für eine Wohnung mit zwei Schlafzimmern beträgt rund 1.500 Euro.
Geringste Einkommen noch gesunken
Zum Vergleich: Das durchschnittliche Einkommen von Latinos beträgt 1.580 Dollar (rund 1.200 Euro). Um fast 15 Prozent sind diese Einkommen in den vergangenen fünf Jahren gesunken, heißt es im Silicon Valley Index. Die Hispanics sind die sozial schwächste Gruppe der Region und stellen rund ein Viertel der Bevölkerung.
Rund fünf Prozent der Bevölkerung sind auf Sozialhilfe mit Lebensmittelmarken angewiesen. Das ist im US-Vergleich noch ein relativ geringer Anteil, allerdings ist es für das Silicon Valley ein Zehnjahreshoch.
Immer mehr obdachlos
Und die Zahl der Obdachlosen ist in den vergangenen zwei Jahren um 20 Prozent gestiegen, schreibt die Nachrichtenagentur AP. Bei der Zählung 2011 waren das rund 7.000 Menschen. 2.500 gelten als „chronisch obdachlos“, verbringen also das ganze Jahr auf der Straße. Behördenschätzungen gehen aber so weit, dass pro Jahr 18.000 Menschen zumindest kurzfristig obdachlos sind.

AP/Jeff Chiu
Alles Hab und Gut in einem kleinen Zelt
Viele der Menschen leben in Zelten - eine solche Zeltstadt mit rund 100 Bewohnern wurde Anfang März geräumt. Kritiker glauben den Grund dafür zu kennen. Das Grundstück lag in der Nähe des Flughafens von San Jose - und aus den Flugzeugen waren die Zelte klar zu erkennen. Für die reichen Manager sei es wohl eine Zumutung gewesen, die Armut der Menschen vor Augen haben zu müssen, heißt es in einigen Internetforen.
Auch Job schützt nicht vor Armut
Zumeist ist es der Jobverlust, der die Menschen in die Obdachlosigkeit treibt. Doch auch mit Job ist man nicht mehr vor der Armutsfalle gefeit, heißt es in einem Videobericht auf der Website des renommierten US-Journalisten Bill Moyers. Laut AP hatten vor der Rezession zehn Prozent der Essensmarkenbezieher einen College-Abschuss. Heute sind es bereits 25 Prozent.
Wirtschaftssystem „funktioniert nur für Elite“
NGOs wie 1000 Houses und EHC LifeBuilders bemühen sich darum, den Obdachlosen ein würdiges Leben in erschwinglichen Unterkünften zu ermöglichen. Finanziell unterstützt werden sie auch von den Behörden. Die großen Firmen wie Google und Facebook engagieren sich freilich auch philantropisch und unterstützen medial in Szene gesetzt Charity- oder Gesundheitskampagnen. Für die Probleme vor der eigenen Haustür sind aber keine Spenden bekannt.
„Wir haben ein Wirtschaftssystem, das nur für die gut funktioniert, die ganz oben sind“, sagte Lawrence Mishel vom Economic Policy Institute in Washington der AP. „Wenn wir nicht einen neuen Ansatz in der Wirtschaftspolitik suchen, werden wir diesen Weg weiter gehen. Und das heißt, dass die große Mehrheit der Menschen dieses Landes nicht von Wachstum profitiert.“
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