Senseo-Kaffee geht an Milliardärsfamilie
Mit der geplanten Milliardenübernahme des US-Kosmetikkonzerns Avon im vergangenen Jahr ist die deutsche Unternehmerfamilie Reimann spektakulär gescheitert. Doch sie will sich nicht von ihrem Expansionskurs abbringen lassen und nun den niederländischen Kaffeeröster und Senseo-Hersteller Master Blenders für rund 7,5 Milliarden Euro kaufen.
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Die Familienholding Joh. A. Benckiser (JAB) ist bereits im Kaffee- und Teegeschäft aktiv und strebt noch weitere Übernahmen an. Den Aktionären von Master Blenders solle 12,50 Euro je Aktie geboten werden, teilte das Unternehmen am Freitag in Amsterdam mit. Management und Aufsichtsrat unterstützen die Offerte und empfehlen sie den Aktionären zur Annahme.
„Als Plattform für Übernahmen nutzen“
JAB und seine Partner wollen Master Blenders künftig „als Plattform sowohl für organisches Wachstum als auch für Übernahmen“ in der Kaffee- und Teebranche nutzen, betonte JAB-Chef Bart Becht. Gerüchte über eine bevorstehende Übernahme hatte es schon seit längerem gegeben.
Ende März räumte dann Master Blenders, zu dem neben den Senseo-Kaffepads auch die Kaffee-Marke Douwe Egberts und der Teeanbieter Pickwick gehören, Gespräche ein. Allerdings war damals noch von einem möglichen Preis von 12,75 Euro je Aktie die Rede gewesen.
Master Blenders soll eigenständig bleiben
D.E Master Blenders 1753, so der Unternehmensname, war im vergangenen Jahr vom früheren Mutterkonzern, dem US-Unternehmen Sara Lee, an die Börse gebracht worden. JAB kontrolliert bereits gut 15 Prozent der Aktien. Von der Kaufsumme sollen drei Milliarden Euro über Schulden finanziert werden, hieß es. Master Blenders erzielte 2012 einen Umsatz von 2,7 Milliarden Euro.
Das Übernahemeangebot sehe vor, dass Master Blenders auch nach der Übernahme als eigenständiges Unternehmen weiterarbeiten wird, erklärte der Kaffee- und Teehersteller. Die Unternehmenszentrale bleibe in Amsterdam. Die Produktionsstätten in den Niederlanden blieben erhalten. Master Blenders ist eine Größe im internationalen Kaffee- und Teegeschäft. Die Firma verkauft ihre Produkte in mehr als 45 Ländern und hat rund 7.500 Beschäftigte.
Seit kurzem auf dem Kaffeetrip
Die Reimann-Familie ist erst vor kurzem auf den Kaffeegeschmack gekommen. 2012 erwarb die JAB-Dachgesellschaft die Kaffeehausketten Peet’s Coffee und Caribou Coffee. Kaffeekapseln gelten als Wachstumssegment, allerdings ist der Wettbewerb groß. Als Marktführer in Europa gilt das Nespresso-System des Schweizer Nestle-Konzerns.
Senseo war gemeinsam mit dem Elektrogeräte-Hersteller Philips als günstigere Alternative entwickelt worden. Lebensmittelkonzerne sehen künftig auch Tee als neuen Wachstumsbringer und Trendgetränk.
Von Calgon bis Kukident
Die als verschwiegen geltende Reimann-Familie stammt aus der Region Mannheim-Heidelberg und hat ihren Reichtum mit dem Ludwigshafener Spezialchemiekonzern Benckiser und dessen Verkauf an die britische Reckitt Benckiser erworben. Sie hält noch einen Minderheitsanteil an dem Hersteller von Calgon-Entkalker, Kukident-Zahnprothesenreiniger und Durex-Kondomen.
Reimann gehören auch die Schuhhersteller Bally und Jimmy Choo sowie der US-Parfum- und Kosmetikkonzern Coty mit Marken wie Calvin Klein und Lancaster. An der elf Milliarden Dollar schweren Übernahme des Kosmetikkonzerns Avon waren die Reimanns allerdings vergangenes Jahr spektakulär gescheitert. Der Ursprung des Familienimperiums geht auf eine Mitte des 19. Jahrhunderts von Johann Adam Benckiser und Karl Ludwig Reimann ins Leben gerufene Chemiefabrik in Ludwigshafen zurück.
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