Zwangsregelung angedroht
Jedes Ladegerät für jedes Handy nutzen können - das war das Ziel einer Absichtserklärung, die die EU 2009 mit Handyherstellern unterzeichnet hat. Als Folge hat sich Micro-USB in den letzten Jahren als Quasistandard etabliert. Doch mit Ende 2012 ist die freiwillige Selbstverpflichtung ausgelaufen und die Hersteller erklärten nun, nicht verlängern zu wollen.
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Welche Handyhersteller genau eine Verlängerung ablehnen, ist nicht bekannt. Der zuständige Industriekommissar und Vizepräsident der Europäischen Kommission, Antonio Tajani, spricht jedoch von „den meisten“. Er kündigte an, einheitliche Ladegeräte notfalls per Gesetz zu erzwingen.
Geht es nach den Vorstellungen von Tajani, wird ein solches Gesetz noch einen Schritt weitergehen. Neben Handyladegeräten könnte eine neue gesetzliche Verpflichtung genormte Schnittstellen für Aufladegeräte sämtlicher tragbarer Elektrogeräte wie Digitalkameras, Tablets, GPS-Geräte und MP3-Player umfassen.
Neues Durcheinander vorprogrammiert
In Europa gibt es eine ganze Reihe unterschiedlicher Ladegeräte für Handys und Smartphones. In manchen Fällen werden sogar für verschiedene Geräte derselben Marke unterschiedliche Apparate zum Aufladen des Akkus benötigt. Das führt dazu, dass die Verbraucher für ein neues Handy häufig auch ein neues Ladegerät benötigen. Außer Aufwand und Kosten für sie ist das auch ein Umweltproblem, wenn die nicht alten Geräte auf dem Schrott landen.
Um dem entgegenzuwirken, brachte die Kommission 2009 noch unter Industriekommissar Günter Verheugen (SPD) eine Vereinheitlichung auf Micro-USB auf den Weg. Die wichtigsten Hersteller gingen eine Selbstverpflichtung für Handys mit bestimmtem technischen Standard ein. Zehn Unternehmen beteiligten sich sofort: Motorola, LGE, Samsung, RIM, Nokia, SonyEricsson, NEC, Qualcomm und Texas Instruments. Später schlossen sich weitere Hersteller an.
IPhone-Hersteller Apple hat die Erklärung zwar unterzeichnet, setzt aber trotzdem seit jeher auf einen eigenen Stecker. Dabei nutzt Apple eine Klausel in der Selbstverpflichtung, welche die Möglichkeit einräumt, die Kompatibilität mit Micro-USB auch nur über einen Verbindungsstecker herzustellen. Durch das (kostenpflichtige) Anbieten eines solchen Adapters entspricht Apple zumindest auf dem Papier den Vorgaben aus Brüssel.
90 Prozent der Neugeräte mit Micro-USB
Das hatte nach Einschätzung der Brüsseler Behörde Erfolg. Die Ladegeräte von 90 Prozent der neuen Smartphones, die Ende 2012 in den Handel kamen, seien untereinander austauschbar. Dabei beruft sich die Kommission auf von der Branche selbst gemeldete Zahlen und sie nennt Ende 2012 als Vergleichspunkt. Viele Bürger dürften ihr Gerät jedoch schon länger besitzen.
Das Problem ist laut EU, dass die Firmen weiter nach technischen Lösungen etwa für kabelloses Aufladen suchen - und daher noch keinen neuen gemeinsamen Standard fixieren können oder wollen. Die technischen Spezifizierungen der früheren Selbstverpflichtung seien überholt und für leistungsstärkere Smartphones nicht ausreichend, so die Hersteller.
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