Traditionelle Werte hoch im Kurs
Österreichs Jugend sieht großteils optimistisch in die persönliche Zukunft, nur ein Viertel (23 Prozent) ist aber in Bezug auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung positiv eingestellt. Das ist das Ergebnis einer am Donnerstag vorgestellten detaillierten Jugendstudie. Als Reaktion auf die „unsicheren Zeiten“ setzen Jugendliche demnach vermehrt auf konservative Werte.
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Eine Reaktion auf krisenhafte Erfahrungen ist laut der Untersuchung der Marktforschungsinstitute Integral und T-Factory die Rückbesinnung auf alte, sichere Werte wie Fleiß, Pflichtgefühl und Leistungsbereitschaft, auch wenn sich die Jugendlichen nicht zurück in die „gute alte Zeit“ wünschen, so die Studienautoren bei einer Pressekonferenz in Wien. Außerdem konzentrieren sich viele auf „triviale Ziele“ wie die Familie und materielle Sicherheit statt auf große Utopien.
Sechs verschiedene Milieus
Die Studie wurde mit der soziologischen Methode der Sinus-Milieus durchgeführt, die detailliert in tiefgehenden Gesprächen die Lebenswelten ihrer Zielgruppen zu erfassen sucht und diese aufgrund gemeinsamer Lebensstile und Werte in Gruppen zusammenfasst. Die Untersuchung wurde zwischen Oktober und Jänner in 50 „Lebensweltexplorationen“ und in 1.500 Onlineinterviews repräsentativ für die österreichische Bevölkerung zwischen 14 und 29 Jahren durchgeführt.

APA/Margret Schmitt
Demnach muss man in Österreich zwischen „sechs Jugendmilieus unterscheiden, die unterschiedliche Strategien im Umgang mit gesellschaftlichen Unsicherheiten entwickelt haben“, sagte Bertram Barth, Geschäftsführer von Integral. Die „karriereorientierten Performer“, denen 15 Prozent angehören, reagieren auf krisenhafte Hintergründe mit Optimismus. Die „spaßorientierten Hedonisten“ (21 Prozent), die oft aus benachteiligten sozialen Schichten stammen, sehen dagegen sehr geringe Chancen für ihre Zukunft.
Nur zehn Prozent „postmateriell“
Die „digitalen Individualisten“ (18 Prozent) wollen die Welt entdecken und sind offen gegenüber neuen Kommunikationsmitteln. Die „Konservativ-Bürgerlichen“ (17 Prozent) beharren dagegen auf der alten Ordnung, sind familien- und heimatbewusst und pflegen traditionelle Werte. Die „adaptiv-pragmatischen Jugendlichen“ (18 Prozent) sind anpassungswillig, fleißig und reagieren auf unsichere Verhältnisse mit defensivem Sicherheitsstreben. Leistung, Besitz und Harmonie sind ihnen wichtig.

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Die Gruppe der „Postmateriellen“ (zehn Prozent) sieht Materialismus und Konsum kritisch. Gerechtigkeit, Selbstverwirklichung und Toleranz sind wichtige Werte für sie. Sie und die Gruppe der „Performer“ interessieren sich auch am ehesten für politische Prozesse und Parteien. Klare Parteienpräferenzen gibt es nicht. Zwar würden 16 Prozent am ehesten Grün wählen, SPÖ (14 Prozent), FPÖ (13 Prozent) und ÖVP (zwölf Prozent) folgen aber gleich dahinter.
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