Zeichen gegen Plastikmüll in Ozeanen
In einem Gebiet, das der Atlas als blau ausweist, würde man im ersten Moment wohl nichts anderes als Wasser vermuten. Doch aufgrund der Tatsache, dass in den Ozeanen zigtausend Tonnen Müll herumschwimmen, treiben Meeresströmungen unzählige Plastikteile zu riesigen Gebilden zusammen. Die UNESCO will nun darauf aufmerksam machen und ernannte die großen Müllinseln zu einem Staat.
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Die UNO-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur proklamierte den neuen „Staat“ kürzlich - er trägt den Namen „Garbage Patch“ („Müllfleck“). Der Plastikmüllfleck schließt fünf Gebiete in den Ozeanen (Nord- und Südpazifik, Nord- und Südatlantik, Indischer Ozean) ein, wo Müll „zusammenwächst“ und eine durchgängige Oberfläche aus Plastikabfällen entstehen lässt.

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„Problem auf leichte Schulter genommen“
Die „Ernennung“ zu einem Staat ist freilich nur als öffentlichkeitswirksames Zeichen zu verstehen. Die Initiative der UNESCO geht auf die Idee der italienischen Architektin Maria Cristina Finucci zurück. „Als ich von den riesigen Plastikinseln erfuhr, stellte sich heraus, dass die wissenschaftliche Gemeinschaft das Problem auf die leichte Schulter nimmt“, so Finucci. Um ein breites Bewusstsein zu schaffen, brauchte es Bilder, „diese gab es aber nicht“, so Finucci.
Einen Staat auszurufen solle die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregen. „Das Einzige, was wir machen können, ist, dafür zu sorgen, dass dieser (Staat) nicht größer wird“, wurde Finucci von „La Stampa“ zitiert. Die offizielle Facebook-Seite gibt die Einwohnerzahl von „Garbage Patch“ mit 36.939 an, die Zahl bezieht sich auf die Anzahl der Tonnen an Müll. Die Flagge wird ganz in Blau gehalten sein, in Anlehnung an die Farbe der Ozeane.
Größte Müllinsel zwischen USA und China
Das größte Gebilde wird als „Great Pacific Garbage Patch“ (Großer Pazifikmüllfleck) bezeichnet und wurde erst 2009 entdeckt - diese „Insel“ schwimmt im Nordpazifik zwischen den Küsten Chinas und den USA. Die Größe dieser Insel wird auf die 16-fache Größe Österreichs geschätzt. Wenn man davon ausgeht, dass auch die übrigen vier Müllinseln eine annähernde Größe aufweisen, entstünde zusammengerechnet eine Müllinsel von der Größe eines achten Kontinents. Doch die Belastung nimmt nicht ab: Plastikabfälle aller Art werden von Müllhalden an den Küsten oftmals direkt ins Meer geleitet. Auch ist es noch immer üblich, dass mit Müll beladene Schiffe ihre Fracht einfach ins Meer kippen.
Mit der Zeit wird der Müll auf hoher See durch Wellenbewegung und UV-Licht ständig zerkleinert. Die Abfälle werden dadurch nach und nach zu feinem Pulver. Doch damit verschwindet der Müll nicht - er wird sogar noch gefährlicher, weil er so in die Nahrungskette gelangt: Bei einem hohen Feinheitsgrad werden die winzigen Plastikteilchen, die teilweise kleiner als fünf Millimeter sind, von verschiedenen Meeresbewohnern und auch von Plankton als Nahrung aufgenommen. Plankton dient wieder als Nahrungsgrundlage für Wale, Sardinen und Miesmuscheln.
„Darm des Wals förmlich explodiert“
Zusätzlich ist ständig für neuen Müllnachschub von Schiffen und den Küsten gesorgt, somit werden auch die großen Plastikteile nicht weniger. Doch auch die großen Abfälle werden von Tieren direkt gefressen. Regelmäßig werden riesige Wale an den Küsten angeschwemmt, deren Todesursache die Umweltverschmutzung ist. Anfang März ging etwa der Fall eines angeschwemmten Pottwals an der spanischen Südküste durch die Medien: Wissenschaftler entdeckten in dem 4,5 Tonnen schweren Leichnam 17 Kilogramm Plastikmüll. Ein Meeresbiologe der staatlichen Forschungswarte Donana sagte daraufhin dem Magazin „Spiegel“: „Der Darm des Wals war von dem Abfall völlig verstopft und ist förmlich explodiert.“
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