22,5 Prozent werden eingefroren
Zyperns Finanzminister Michalis Sarris hat am Samstag in Nikosia die Modalitäten mitgeteilt, mit der Zyperns größte Bank gerettet werden soll. Auf der Bank liegende Guthaben von mehr als 100.000 Euro werden demnach weit höher belastet als bisher angenommen. Konkret könnte ein Verlust von bis zu 60 Prozent drohen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Vermögende werden den Angaben zufolge zunächst in einem ersten Schritt mit 37,5 Prozent ihrer Einlagen oberhalb der 100.000-Euro-Grenze zur Kasse gebeten. Wer beispielsweise 200.000 Euro bei der Bank of Cyprus hat, dem bleiben demnach 100.000 Euro sicher.
Lage bleibt prekär
Zypern steht vor einer schweren Rezession. Die Arbeitslosigkeit dürfte wegen der Krisenfolgen auf Rekordwerte steigen. Der Staat hatte lange auf sein überdimensionierten Finanzsystem gesetzt und Investoren mit niedrigen Steuern, hohen Zinsen und laxen Kontrollen angelockt.
Auf die verbleibenden 100.000 Euro wird nun aber laut Sarris eine erste Zwangsabgabe von 37,5 Prozent - also 37.500 Euro - erhoben. Weitere 22.500 Euro könnten folgen, wie Sarris im zypriotischen Fernsehen (RIK) erklärte. „Wir werden zusätzlich 22,5 Prozent sozusagen beiseitelegen“, sagte Sarris. Falls die Bank of Cyprus noch mehr Geld zur Rettung benötige, werde man auch diese 22,5 Prozent nehmen. Die betroffenen Sparer sollen im Gegenzug für ihre Verluste Aktien der Bank bekommen.
„Vorläufige Berechnungen“
Mario Skandalis, Führungskraft der Bank of Cyprus, bestätigte das Verfahren. „Vorläufige Berechnungen“ hätten eine Abgabe von 37,5 Prozent ergeben, das sei aber „nicht die Endziffer“, denn einige Konten würden „ausgenommen“. Sollte sich zeigen, dass die Summe für den von Zypern geforderten Eigenanteil am Finanzhilfspaket nicht ausreiche, werde die Abgabe erhöht. Es könnten „40 Prozent oder mehr“ sein. Auch 60 Prozent seien eine Möglichkeit, er rechne aber eher nicht damit.
Zweitgrößte Bank wird abgewickelt
Unter dem Druck der Europäischen Union, der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds soll die Bank of Cyprus die Laiki Trapeza, die zweitgrößte Bank des Inselstaats, übernehmen. Die Laiki soll abgewickelt, Tausende ihrer Angestellten in die Arbeitslosigkeit entlassen werden. Zypern hatte für zugesagte Milliardenkredite die Umstrukturierung des Bankensektors angekündigt und die umstrittenen Bankenabgaben verfügt.
Ermittlungen wegen Krediten an Politiker
Die zypriotischen Behörden kündigten unterdessen Ermittlungen zu Medienberichten an, wonach Politiker, ihre Angehörigen und ihnen nahestehende Firmen den drei Geldhäusern Bank of Cyprus, Laiki und Hellenic Bank in den vergangenen fünf Jahren Kredite nicht zurückzahlten. Regierungssprecher Christos Stylianides sagte, die Regierung bekräftige ihren „Willen, allen Aspekten der Krise im Bankenbereich nachzugehen“.
Geldverkehr bleibt länger eingeschränkt
Am Donnerstag hatten Zyperns Banken nach einer zweiwöchigen Zwangspause ihre Türen wieder geöffnet. Zuvor waren in der Nacht unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen Lastwagen mit großen Bargeldbeständen auf den Hof der Zentralbank in Nikosia gerollt.
Trotz des ausgebliebenen Ansturms auf seine Banken wird Zypern länger als erwartet den Kapitalverkehr einschränken, um einen massenhaften Abfluss von Geld zu verhindern. Präsident Nikos Anastasiades kündigte am Freitag an, die Kapitalverkehrskontrollen würden erst nach und nach gelockert. Wann wieder alles erlaubt sein wird, sagte er nicht. Bisher war lediglich von sieben Tagen mit eingeschränkten Kapitalströmen die Rede gewesen. Außenminister Ioannis Kasoulides sagte, es werde wohl einen Monat dauern, bevor alle Beschränkungen aufgehoben seien.
Maximal 300 Euro pro Tag
Barabhebungen sind derzeit nur bis höchstens 300 Euro pro Tag und Kopf erlaubt, damit den wackelnden Banken des Krisenlandes nicht auf einen Schlag das Geld ausgeht. Auch Termingelder können nicht ohne Weiteres vorzeitig aufgelöst werden. Auf Auslandsreisen dürfen Zyprioten nur 1.000 Euro mitnehmen. Zu groß ist die Furcht, dass das Land im östlichen Mittelmeer durch Kapitalflucht finanziell austrocknen könnte. Nach Polizeiangaben sollten die Kontrollen an Flughäfen verschärft werden.
Erste Lockerungen gab es Freitag bei der Verwendung von Schecks. Diese dürfen nun bis zu einer Grenze von 5.000 Euro wieder für Zahlungen an Behörden genutzt werden, höhere Summen muss die Notenbank genehmigen.
Links: