Seifenoper in der Fantasy-Welt
Der Streit um den eisernen Thron geht in die dritte Runde: Am 31. März startet in den USA die von Fans sehnsüchtig erwartete dritte Staffel der preisgekrönten HBO-Serie „Game of Thrones“. Wie schon in den beiden ersten Staffeln ist das zentrale Motiv der kompromisslose Machtkampf zwischen sieben Königreichen und die Verstrickungen mehrerer Herrschergeschlechter.
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Zur Popularität der Saga, die auf der Romanreihe „Das Lied von Eis und Feuer“ von George R. R. Martin basiert, dürfte die Mischung aus Realität und Fantasy wesentlich beigetragen haben: „Die Serie bietet eine Flucht aus der Wirklichkeit“, findet Schauspielerin Gwendoline Christie (Brienne von Tarth), „in ein Reich, in dem das Fantastische und Übernatürliche wohnt.“ Das Konzept überzeugt jedoch auch viele, die mit spitzohrigen Elfen, kleinwüchsigen Hobbits und allzu viel Zaubermagie nicht viel anfangen können. Denn Martin, der als wesentlichen Einfluss J. R. R Tolkiens „Der Herr der Ringe“ angibt, siedelt die Romane dennoch bewusst nicht in einem „Disneyland-Mittelalter“ an und spart mit dem Einsatz von Magie und fantastischen Kreaturen.

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Historisches Ambiente statt „Disneyland-Mittelalter“
Dass sich Martins Bücher derart gut in das Serienformat packen lassen, ist kein Zufall, war der US-Autor doch selbst jahrelang als Drehbuchautor für „Twilight Zone“ und „Die Schöne und das Biest“ tätig. Medien bescheinigen ihm ein ausgeprägtes Verständnis für Seifenopern-Plots, die er auch in seiner Fantasy-Welt ausgiebig zum Einsatz bringt und die sowohl Lese- als auch Fernsehpublikum bei der Stange halten. Viele Parallelhandlungsstränge, überraschende Wendungen und Cliffhanger sind ebenso Teil des Konzepts wie der mutige Umgang mit dem Personal - wo Hauptcharaktere sterben, ist alles möglich.
Genug Zeit für alle wichtigen Charaktere
„Wir haben zehn Stunden, um die Geschichte (eines Bandes, Anm.) zu erzählen, deshalb waren wir in der Lage, alle wichtigen Charaktere unterzubringen,“ zeigte sich Produzent David Benioff zufrieden mit der Umsetzung von der Buchreihe ins Fernsehformat. „Und wir sind in der Lage, die Welt des Autors in Bezug auf die Düsternis, die Gewalt und die Sexszenen darzustellen.“ Die Welt von „Game of Thrones“ sei eben eine gewalttätige - „viel Mord und Blutvergießen, Verstümmelungen und Enthauptungen - und vor allem viel Sex. Das habe ich auch an den Büchern geliebt.“
Medien üben sich im Bodycount
14 tote Körper und 5,6 nackte Brüste seien pro Folge zu sehen, legt der britische „Guardian“ in einer Infografik dar. Die Huffington Post hat es nicht beim Bodycount belassen, sondern sämtliche Nackt- und Sexszenen der ersten beiden Staffeln (insgesamt 20 Stunden Laufzeit) zu einem Video zusammengeschnitten - gut 16 Minuten explizites Material ist dabei herausgekommen.
Mit „Game of Thrones“ setzt selbst der ohnehin für aufwendige Serien bekannte Sender HBO neue Maßstäbe, was den Aufwand bei der Produktion angeht. Gefilmt wurde etwa in Nordirland, Malta, Kroatien, Island, Marokko, Schottland und den USA. Neben dem Einsatz von Spezialeffekten trumpft die Serie mit aufwendigen Massenszenen, Kampfchoreographien und spektakulären Landschaftsaufnahmen auf.

AP/HBO, Paul Schiraldi Photography
Neben gut 30 Hauptfiguren ist das Ensemble der Serie bereits auf 300 Rollen angewachsen
Keine Serie habe ein derart großes Ensemble wie „Game of Thrones“ - über 300 Charaktere stehen auf der Besetzungsliste der dritten Staffel. Das alles ist nicht billig: Alleine die Pilotfolge soll zwischen fünf und zehn Millionen Dollar gekostet haben, das Gesamtbudget der ersten Staffel wurde auf etwa 50 bis 60 Millionen Dollar geschätzt.
An der Spitze der illegalen Download-Charts
Doch nicht jeder Rekord freut die Macher der Serie. „Game of Thrones“ war die am meisten illegal heruntergeladene Serie des vergangenen Jahres. Die Schauspieler der Serie äußerten sich darüber in Interviews vor der dritten Staffel zunehmend besorgt - es sei ein recht zweischneidiges Kompliment. Denn einerseits seien sie erfreut, dass sich „Game of Thrones“ derart großer Beliebtheit erfreut, andererseits haben sie Angst, dass die Finanzierung der Serie in Gefahr gerät.
Kein Wunder: Wie das Filesharing-Blog TorrentFreak berichtete, wurden einzelne Folgen über 4,25 Millionen Mal illegal heruntergeladen. Als Hauptgrund für den wachsenden Markt für Serienpiraterie nennt Jeff Cusson, stellvertretender Vorstandsdirektor bei HBO, die Verzögerung bei der internationalen Ausstrahlung. „Wir glauben, der Schlüssel zur Bekämpfung der Piraterie ist, die Inhalte wie ‚Game of Thrones‘ weltweit innerhalb der kürzestmöglichen Zeit verfügbar zu machen.“
Hauptsache im Gespräch bleiben
Wie die australische Zeitung „The Age“ berichtete, sorgte „Game of Thrones“-Regisseur David Petrarca erst unlängst mit der Aussage für Aufsehen, dass illegale Downloads egal seien, solange die Rezeption der Serie eine positive sei, frei nach dem Motto „Hauptsache im Gespräch bleiben“.
Diese Haltung scheint bei seinem Auftraggeber HBO, der „Game of Thrones“ via Pay-TV ausstrahlt, verständlicherweise keine besondere Freude ausgelöst zu haben. Denn schon kurz darauf ruderte Petrarca zurück und betonte, er habe damit lediglich die Auswirkung auf die Popularität der Serie gemeint und sei „zu 100 Prozent gegen illegale Downloads“. Er hoffe, man bekomme das Problem mit der Piraterie technisch in den Griff, und fügte hinzu, dass die meisten Fans ohnehin bereit seien, für eine Serie zu bezahlen, die sie lieben.

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Einzelne Folgen von „Game of Thrones“ wurden über 4,25 Mio. Mal illegal heruntergeladen
Im deutschsprachigen Raum sorgt der Bezahlsender Sky dafür, dass die Episoden nur einen Tag nach der US-Premiere auf HBO in der englischen Originalfassung abrufbar sind. Ab Mitte Mai startet die Ausstrahlung der deutschen Synchronisation.
Kein Ende in Sicht
Während die erste Staffel recht nah an der Vorlage des ersten Romans „Eisenthron“ blieb, sind die Abweichungen vom Buch „Königsfehde“ in der zweiten Staffel deutlich auffälliger. Für die Verfilmung des dritten Bandes „Schwertgewitter“ reichen zehn Folgen gar nicht mehr aus, kündigten die Produzenten an - das Buch gebe genug für zwei Staffeln „Game of Thrones“ her.
Dass danach Schluss ist mit den blutigen Machtkämpfen im Fernsehen, ist nicht zu erwarten: Insgesamt sind bereits fünf Bände erschienen (in der deutschen Taschenbuchausgabe auf zehn Bände aufgeteilt) - zwei weitere sind in Vorbereitung. Und wenn dann doch irgendwann alles erzählt ist, bleibt immer noch die Vergangenheit. Er arbeite schon seit Jahren an einer Reihe von Romanen, die auch in der Welt der Westeros spiele, sagte Martin unlängst – „nur etwa 100 Jahre früher“.
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