Investoren abwartend
Die Kurse an Europas Börsen sind nach dem Beschluss des Rettungspakets für Zypern am Wochenende zum Auftakt der neuen Woche auf Talfahrt gegangen. An der Frankfurter Börse notierte der DAX um 1,48 Prozent unter dem Schlussniveau von Freitag bei 7.924,04 Punkten. Auch der ATX an der Wiener Börse sackte um 1,7 Prozent ab.
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Bis Mittag erholten sich die Börsen etwas, tendierten aber weiterhin schwach. Der Euro Stoxx 50 gab deutliche 42,88 Einheiten oder 1,57 Prozent auf 2.682,84 Punkte ab. Der DAX notierte gegen 13.30 Uhr mit 7.964,27 Punkten und einem Minus von 78,58 Einheiten oder 0,98 Prozent. Der FTSE 100 der Börse London ermäßigte sich um 39,25 Zähler oder 0,60 Prozent auf 6.450,40 Stellen. Unter Druck geriet auch der Euro - sein Tagestief erreichte die Gemeinschaftswährung in der Früh bei 1,2881 US-Dollar und damit etwa zwei Cent unter dem Richtkurs der Europäischen Zentralbank (EZB) vom vergangenen Freitag. Im Tagesverlauf konnte sich der Euro etwas erholen und tendierte dauerhaft über 1,29 Dollar.
Wall Street eröffnet im Minus
Auch an der Wall Street eröffneten alle drei großen Indizes im Minus. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab in den ersten Minuten 0,5 Prozent auf 14.439 Punkte nach. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 0,8 Prozent auf 1.548 Zähler. Der Index der Technologiebörse NASDAQ fiel um 0,7 Prozent auf 3.225 Punkte. Am stärksten betroffen von dem Abwärtstrend waren die Anteilsscheine großer Banken.
Auch die asiatischen Börsen hatten zuvor mit Abschlägen auf den Beschluss zum Rettungspaket reagiert. Alle wichtigen asiatischen Aktienmärkte verzeichneten Verluste. Der Nikkei gab 2,7 Prozent nach, das ist der stärkste Kursrückgang seit zehn Monaten, der MSCI-Index für die Märkte außerhalb Japans verlor so viel wie seit Ende Juli nicht mehr.
Russische Bankentitel rasseln in den Keller
Aktien russischer Banken gerieten am Montag wegen des starken Engagements der Institute in Zypern unter Verkaufsdruck. Die Papiere der beiden größten Institute Sberbank und VTB brachen jeweils um rund fünf Prozent ein und notierten mit 99,43 beziehungsweise 0,05 Rubel auf dem niedrigsten Stand seit zwei Monaten.
Offenbar fürchteten Investoren, dass die geplante Zwangsabgabe auf Einlagen in Zypern die russische Konjunktur beeinträchtige, sagte Investmentstratege Slawa Smoljaninow von Uralsib Capital. Der Ratingagentur Moody’s zufolge summierten sich die Einlagen russischer Banken in Zypern Ende 2012 auf zwölf Milliarden Dollar. Hinzu kämen weitere 19 Milliarden Dollar auf zypriotischen Konten russischer Unternehmen.
„Vorsichtsverkäufe“
„Was geschehen ist, kann man als Vorsichtsverkäufe auf den Märkten beschreiben“, sagte Ric Spooner, Chefanalyst bei CMC Markets in Sydney. Einige Investoren hätten auch Gewinne mitgenommen. Der Nikkei schloss bei 12.220 Punkten. Der breiter gefasste TOPIX gab 2,2 Prozent auf 1.028 Zähler nach. Der MSCI-Index außerhalb Japans notierte um 1,9 Prozent schwächer bei 468 Zählern.
Zypern hatte sich am Wochenende mit EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) grundsätzlich auf ein Hilfspaket im Volumen von zehn Milliarden Euro geeinigt. Die Parlamente müssen dem Paket aber noch zustimmen, strittig ist besonders die geplante Zwangsabgabe für alle Kontoinhaber des Landes.
Flucht ins Gold
Zunächst müsse man sehen, ob das zypriotische Parlament den Maßnahmen zustimme, sagte CMC-Experte Spooner. „Falls sie es zurückweisen, dann dürfte sich auf dem Markt zumindest etwas Unsicherheit während der nächsten Verhandlungsrunde ausbreiten.“ Investoren flüchteten in Gold, der Preis stieg hier zeitweise um ein Prozent auf 1.608 Dollar für eine Feinunze. Auch japanische Staatsanleihen waren gefragt: Die Rendite bei zehnjährigen Papieren lag mit 0,585 Prozent so niedrig wie seit zehn Jahren nicht. Der Euro gab nach.
Auf den Aktienmärkten verzeichneten besonders die Exportwerte Kursverluste: Die Aktien von Toyota, Honda, Sony und Canon verloren zwischen 2,1 und 6,7 Prozent. Zu den wenigen Kursgewinnern gehörten die Panasonic-Aktien mit einem Plus von 0,6 Prozent. Eine Zeitung hatte zuvor berichtet, das Unternehmen wolle sich aus dem Geschäft mit Plasmafernsehern zurückziehen.
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