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Weg zum „Anschluss“ begann 1918

Ohne auf Widerstand zu stoßen, überschreiten am 12. März 1938 deutsche Truppen die österreichische Grenze. Die von Hitler als „Anschluss“ bezeichnete Eingliederung Österreichs in Nazi-Deutschland wird damit in die Tat umgesetzt. Nachfolgend ein Überblick der zentralen Ereignisse.

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Ende 1918: Auflösung der Habsburger-Monarchie und Ausrufung der Republik Deutschösterreich durch den Präsidenten der Provisorischen Nationalversammlung, Franz Dinghofer.

Februar 1919: Der Verband sozialdemokratischer Abgeordneter fordert per Aktionsprogramm, den „Anschluss an Deutschland so bald wie möglich zu vollziehen.“

10. September 1919: Im Friedensvertrag von St. Germain wird das frühere Habsburger Kaiserreich aufgeteilt. Die Siegermächte des Ersten Weltkriegs verbieten der Republik Österreich einen „Anschluss“ an Deutschland.

1921: Trotz des Verbots der Siegermächte werden im April und im Mai in Tirol und Salzburg Volksabstimmungen über einen „Anschluss“ abgehalten. Die überwältigende Mehrheit ist dafür.

1925/26: Der „Anschluss“ ist ein wichtiger Programmpunkt in „Mein Kampf“, der Streitschrift von Adolf Hitler.

30. Jänner 1933: Der gebürtige Österreicher Hitler wird deutscher Reichskanzler. Die Schwesterpartei in Österreich sieht sich im Aufwind, wird aber im selben Jahr verboten.

März 1933: „Selbstausschaltung des österreichischen Parlaments“ durch Kanzler Engelbert Dollfuß. Dieser etabliert mittels Notverordnung sein autoritäres Regime.

Österreichs Bundeskanzler Engelbert Dollfuß in den frühen 30er-Jahren

AP

Der Begründer des austrofaschistischen Ständestaates, Dollfuß

25. Juli 1934: Österreichische Nationalsozialisten unternehmen einen Putschversuch. Dabei wird Dollfuß erschossen. Sein Nachfolger wird Kurt von Schuschnigg. Er stellt sich auch mit anfänglicher Hilfe Italiens gegen einen „Anschluss“.

11. Juli 1936: Im sogenannten Juliabkommen respektiert Deutschland die Souveränität des Nachbarlandes. Österreich muss aber Nationalsozialisten in seine Regierung aufnehmen.

12. Februar 1938: Auf seiner Residenz Berghof erpresst Hitler von seinem Gast Schuschnigg die Ernennung seines Vertrauten Arthur Seyß-Inquart zum Innen- und Polizeiminister. Auch das Verbot der österreichischen Nationalsozialisten müsse aufgehoben werden.

Kanzler Kurt Schuschnigg 1938 mit Anhängern

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Schuschnigg am 9. März 1938 in Innsbruck

9. März 1938: Schuschnigg kündigt für den 13. März die Abhaltung einer Volksbefragung über die Selbstständigkeit Österreichs an. Der damalige Innen- und Sicherheitsminister Arthur Seyß-Inquart lehnt diese kategorisch ab und unterrichtet Hitler von Schuschniggs Plänen.

11. März 1938: Nach Hitlers Drohung, in Österreich einzumarschieren, tritt Schuschnigg zurück. Den Plan einer Volksbefragung über Österreichs Unabhängigkeit hatte er aufgeben müssen.

12. März 1938: Ohne auf Widerstand zu stoßen, marschieren Hitlers Truppen in Österreich ein. Hitler verkündet in Linz den „Anschluss“ Österreichs.

Adolf Hitler vor Menschenmassen am Wiener Heldenplatz

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Zu Hitlers „Anschluss“-Rede kamen 250.000 auf den Wiener Heldenplatz

15. März 1938: 250.000 bejubeln Hitler auf dem Wiener Heldenplatz.

10. April 1938: In einer von der NS-Propaganda vorbereiteten Volksabstimmung stimmen 99,75 Prozent der Österreicher für den „Anschluss“.

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