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Vier statt sechs Wochen Urlaub

Zumindest dem Klischee nach gelten die Schweizer als besonders fleißig. Zumindest ein Teilbeweis für diesen Umstand lieferte eine Volksabstimmung über die Ausweitung des Urlaubs vor etwa einem Jahr. So stimmte eine klare Mehrheit der Schweizer gegen eine Verlängerung des gesetzlichen Mindesturlaubs von vier auf sechs Wochen.

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Gut zwei Drittel (66,5 Prozent) der Teilnehmer der Abstimmung zur Volksinitiative „Sechs Wochen Ferien für alle“ votierten gegen diese Initiative des Gewerkschaftsdachverbandes Travail.Suisse. Nur rund ein Drittel (33,5 Prozent) der Teilnehmer hatte für mehr Urlaub gestimmt.

„Stolz darauf, Frage thematisiert zu haben“

Vertreter der Gewerkschaften reagierten mit großer Enttäuschung: Sie hatten argumentiert, Arbeitnehmer bräuchten angesichts eines gestiegenen Leistungsdrucks mehr Zeit für Erholung. Trotz der Niederlage sei man „stolz darauf, die Frage nach der Überbelastung auf dem Arbeitsplatz thematisiert zu haben“, hieß es damals. Zudem habe in der Debatte niemand geleugnet, dass Arbeitsstress Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten habe.

Syna, die zweitgrößte Schweizer Gewerkschaft (Sektoren Industrie, Gewerbe und Dienstleistung, Anm.) hatte die Notwendigkeit der Initiative betont und gleichzeitig festgehalten, dass es wichtig sei, den Druck aufrechtzuerhalten, damit die Arbeitnehmer in Zukunft zumindest Anspruch auf eine fünfte Urlaubswoche erhielten.

„Tönt anfangs angenehm, bringt Nachteile“

Der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) reagierte damals erfreut auf das deutliche Nein zur sogenannten Ferieninitiative. Die „Stimmbürger“ hätten erkannt, dass „etwas, das anfangs angenehm tönt, bei näherem Nachdenken doch verschiedene Nachteile bringt“, sagte SAV-Präsident Thomas Daum nach der Abstimmung.

Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse sowie die Regierung (Bundesrat) hatten zur Ablehnung der Ferieninitiative aufgerufen. Sie warnten, dass eine Verlängerung des Mindesturlaubs Milliarden kosten und zur Verlagerung von Arbeitsplätzen in Euro-Länder wie Deutschland führen würde, wo die Lohnkosten deutlich niedriger seien.

„Mehr Ferien = weniger Jobs“

Die Arbeitgeber hatten im Vorfeld der Abstimmung eine millionenschwere Kampagne mit dem Kernslogan „Mehr Ferien = weniger Jobs“ finanziert. Die Poster und Videos waren in der Schweiz allgegenwärtig. Die Gewerkschaften kritisierten die Kampagne als „Angstmacherei“. Bereits in der Vergangenheit hatten sich die Schweizer immer wieder gegen Einschränkungen der Arbeitszeit ausgesprochen.

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