„Immer die Begleitung Gottes gespürt“
Papst Benedikt XVI. hat sich am Mittwoch von den Gläubigen in Rom verabschiedet: Vor 250.000 Pilgern und Touristen hielt er seine letzte Generalaudienz ab. Der Papst versprach allen, die gekommen waren oder via TV zusahen, weiter im Dienst der Kirche zu stehen.
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„Ich habe in diesen acht Jahren Pontifikat stets die Unterstützung und die Begleitung Gottes gespürt, sowohl in den Momenten des Lichts als auch in den schwierigen Momenten. Gott hat mir seine Liebe und sein Licht nie fehlen lassen“, sagte der Papst.
„Beschluss nach tiefen Überlegungen“
Benedikt XVI. sagte, er habe den Beschluss seines Amtsverzichts nach tiefen Überlegungen getroffen, nachdem er gespürt habe, dass seine Kräfte nachließen. Er habe diese Entscheidung zum Wohle der Kirche getroffen. Der Papst dankte den Gläubigen, die seinen Rücktritt mit Respekt und Verständnis aufgenommen hätten.

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250.000 sind am Mittwoch zur letzten Generalaudienz gekommen
Er werde weiterhin im Dienst der Kirche stehen und ihren Weg weiterhin im Gebet begleiten. Benedikt XVI. bat auch um Gebete für die Kirche und für seinen Nachfolger. „Oft spricht man von einem Niedergang der Kirche, doch sie beweist, dass sie lebendig ist“, versicherte der Papst. Seine Worte riefen mehrmals Applaus der Menschenmenge hervor - mehr dazu in religion.ORF.at.
Auf den Petersplatz verlegt
Die Generalaudienz war wegen des erwarteten Massenandrangs von der Audienzhalle auf den Petersplatz verlegt worden. Bei strahlendem Wetter jubelte die Menschenmasse dem Pontifex zu, der zunächst mit dem „Papamobil“ durch die Reihen der Gläubigen fuhr.

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Ein letztes Bad in der Menge. Benedikt nimmt Abschied
Das „Papamobil“ hielt gelegentlich, um dem Papst zu erlauben, einige Kinder in den Arm zu nehmen. Die Pilger schwenkten Dankesgrüße und Fahnen. Auf dem Petersplatz befanden sich viele Pilger aus der bayrischen Heimat des Papstes.
Bei seiner sehr persönlich gehaltenen Ansprache zeigte sich der deutsche Papst beeindruckt von der Stimmung auf dem Petersplatz, auf dem die Menschen Fahnen schwenkten und ihm zujubelten. „Ich bin wirklich bewegt“, sagte der 85-Jährige. „Wir danken für das Geschenk des Glaubens.“
Audire
Der Begriff Audienz beschreibt die Erlaubnis, eine höher gestellte Person zu besuchen. Er leitet sich vom lateinischen audire ab, was sich mit (an)hören übersetzen lässt. Beim Papst gibt es Privat-, Gruppen- und Generalaudienzen. Die Generalaudienz mit dem Kirchenoberhaupt findet immer mittwochs gegen 10.30 Uhr statt.
Amtsende am Donnerstag
Am Donnerstag wird das Pontifikat Benedikts XVI. enden. Am späten Nachmittag ist für ihn der Trubel der letzten Tage als Papst vorbei. Dann wird der 85-Jährige mit einem Hubschrauber zur päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo vor den Toren Roms fliegen.
Sein letzter öffentlicher Akt wird um 17.30 Uhr ein Abschiedsgruß an die Gläubigen der Diözese Albano von der Loggia der Residenz Castel Gandolfo aus sein. Mit dem offiziellen Ende des Pontifikats um 20.00 Uhr stellt auch die Schweizer Garde ihren „öffentlichen Dienst“ für den Papst ein. Die Sicherheit Benedikts XVI. ist aber garantiert, die Gendarmerie wird ihren Wachdienst fortsetzen.

APA/AP/Gregorio Borgia
Deutschland und allen voran die Bayern „waren Papst“ die letzten acht Jahre. Am Mittwoch hieß es Abschied nehmen
Benedikt und frühere „Altpäpste“
Eigentlich wird ein Papst auf Lebenszeit gewählt, doch ist nach dem Kirchenrecht auch ein Rücktritt möglich. Hierfür muss das Kirchenoberhaupt keine Gründe nennen, auch muss niemand den Rücktritt annehmen. Allerdings muss der Rückzug freiwillig erfolgen.
In dem von Johannes Paul II. reformierten Kanonischen Recht (Can. 332 § 2) heißt es: „Falls der Papst auf sein Amt verzichten sollte, ist zur Gültigkeit verlangt, dass der Verzicht frei geschieht und hinreichend kundgemacht, nicht jedoch, dass er von irgendwem angenommen wird.“ Allerdings wurden in 2.000 Jahren Kirchengeschichte nur wenige Rückzüge aus freien Stücken bekannt.
Mit Blick auf die Kirchengeschichte ist der Amtsverzicht eines Papstes nicht völlig neu. Neben etlichen Abdankungen, die unter moralischem oder physischem Druck erfolgten, gibt es, so der Kirchenhistoriker Rupert Klieber von der Universität Wien, im Wesentlichen vier Abdankungen von Päpsten, die als „freiwillig“ gelten können: von Pontianus am 28.9.235, von Benedikt IX. am 1.5.1045; von Cölestin V. am 13.12.1294, der, so Klieber, „übrigens gar nicht so überfordert war, wie ihn eine tendenzielle Nachrede darstellte“, und von Gregor XII. vom 4.7.1415. Alle vier lebten noch unterschiedlich lange unter ihren Nachfolgern als „Altpäpste“ weiter.
Rücktritt auf Latein
Benedikt XVI. verkündete seinen Rücktritt am 11. Februar ausgerechnet im Rahmen einer lateinischsprachigen Ansprache an die Kardinäle. Eigentlich war es nur der Hellhörigkeit und den Lateinkenntnissen einer italienischen Journalistin zu verdanken, dass die Nachricht vom Ende des Pontifikates um den Globus ging. Sie selbst habe „weiche Knie“ gehabt, während sie diese Meldung an ihre Agentur freigab, wird kolportiert.
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